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Bewegungswissenschaft

Bewegungswissenschaft

Titel: Bewegungswissenschaft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rainer Wollny
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Erwachsenenalters geschlechtsübergreifend. Eine Ausnahme bildet die Elastizität der Wirbelsäule der Frauen, die erst ab dem 25. Lebensjahr abnimmt.
    Das mittlere Erwachsenenalter (30.-45./50. Lebensjahr) und das späte Erwachsenenalter (45./50.-60./70. Lebensjahr) kennzeichnen berufliche, private und persönliche Kontinuität und psychisches Wohlbefinden. Zu den typischen Lebensaufgaben zählen die Konsolidierung der beruflichen Karriere und der ökonomischen Grundlagen, dieErziehung der Kinder, die Bewältigung der Empty-Nest-Situation und des Älterwerdens. Hervorzuheben sind die interindividuellen Differenzen in den ökonomischen Ressourcen, den familiären und sozialen Bindungen, den Freizeitaktivitäten und den kritischen Lebensereignissen. Auffällig ist das maßgeblich durch die Berufstätigkeit geprägte, variierende Sportengagement. Dieses reicht vom täglichen Training und regelmäßiger Teilnahme an sportlichen Wettkämpfen über gelegentliches Sporttreiben bis hin zur völligen Abwendung vom Sport.

    Abb. 62: Leichtathletische Leistungen im Erwachsenenalter (mod. nach C RASSELT , I SRAEL & R ICHTER , 1984, S. 427)
a ) Sprintlauf b) Weitsprung
    Relevante Verschlechterungen der Alltags- und Arbeitsmotorik treten zum Ende des mittleren Erwachsenenalters auf (30.-45./50. Lebensjahr). Gesunde untrainierte Personen zeigen geschlechtsunabhängig zunächst eine allmähliche und ab dem vierten Lebensjahrzehnt eine schnelle und teilweise erhebliche Abnahme der sportmotorischen Leistungsfähigkeit ( vgl. Abb. 62 a und b). Besonders betroffen sind die konditionellen und koordinativen Fähigkeitsleistungen (M EINEL & S CHNABEL , 1998; vgl. Abb. 63 und 64). Die durch die Verschlechterung der motorischen Fähigkeiten und der Gesundheit bedingte sportmotorische Leistungsabnahme verläuft für beide Geschlechter weit gehend parallel, jedoch bei den Frauen auf einem niedrigeren Niveau. Durch regelmäßiges sportliches Training kann im mittleren Erwachsenenalter ein hohes sportmotorisches Fähigkeits- und Fertigkeitsniveau aufrechterhalten werden. Ebenso kann die sportmotorische Leistungsfähigkeit auch nach einer längeren Abstinenz vom Sport reaktiviert werden. Bei den Trainierten bilden sich die konditionellen Fähigkeiten sehr trainingsabhängig zurück.
    Die Beweglichkeitsfähigkeiten , die koordinativen Fähigkeiten und die sportmotorischen Fertigkeiten zeigen zu Beginn der fünften Lebensdekade nur geringe geschlechtsspezifische Unterschiede, aber auffällige irreversible Verschlechterungen. Als Hauptursachen gelten die organismischen Alterungsprozesse, der Rückgang der konditionellen Leistungsfähigkeit, die eingeschränkte Beweglichkeit der Körpergelenke und die verminderte Elastizität des aktiven und passiven Bewegungsapparats (R OTH & W INTER , 1994). Bei sportlich aktiven Menschen bleiben die Beweglichkeitsfähigkeiten auf einem höheren Leistungsniveau erhalten als bei Nichtsportlern. Gerontologische Alltagserfahrungen lehren, dass gesunde und motivierte Menschen sportmotorische Fertigkeiten (alpiner Skilauf, Golf, Tennis, Windsurfen usw.) zwar mit erhöhtem Übungsaufwand erfolgreich erlernen können, dass aber altersbedingte, limitierende Faktoren bestehen (B AUMANN & S CHAER , 1990).

    Abb. 63: Alters- und Geschlechtsunterschiede in der Entwicklung der aeroben Ausdauerfähigkeit am Beispiel Ergebnisse im Cooper-Test (mod. nach B ÖS , 1994, S. 240)
    Typisch für das späte Erwachsenenalter (45./50.-60./70. Lebensjahr) ist die ab dem 50. Lebensjahr einsetzende irreversible Verschlechterung der Alltagsmotorik, der Arbeitsmotorik und der sportmotorischen Leistungen, die schließlich ein niedriges Niveau erreichen. Auffällig sind die erheblichen interindividuellen Unterschiede, die bei untrainierten Personen größer ausfallen als bei Trainierten. Dies betrifft vor allem die Ausdauer-, Kraft-, Schnelligkeits- und Beweglichkeitsfähigkeiten . Die koordinativen Fähigkeiten zeigen mit geringen Geschlechtsunterschieden eine markante Leistungsabnahme. Systematisches Training kann das Ausmaß und die Geschwindigkeit des Leistungsrückgangs positiv beeinflussen. Sporttreibende Menschen können ihre sportliche Leistungsfähigkeit auch im späten Erwachsenenalter auf einem hohen Niveau bewahren. Einschränkungen bestehen lediglich für die anaerobe Ausdauer- und die Schnelligkeitsfähigkeiten. Empirische Befunde zur sportmotorischen Lernfähigkeit fehlen völlig. Praxiserfahrungen verweisen darauf, dass dem

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