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Bewegungswissenschaft

Bewegungswissenschaft

Titel: Bewegungswissenschaft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rainer Wollny
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Veröffentlichung der konstruktivistischen Entwicklungstheorie von P IAGET (1966, 1976) und Anfang der 90er Jahre durch B ALTES (1990, 1997) kontextualistische Rahmenkonzeption der Entwicklungspsychologie der Lebensspanne. Neu ist die Auffassung, dass nicht nur ein System endogener und exogener Bedingungsfaktoren die interindividuellen Verschiedenheiten und die intraindividuellen Variabilitäten kognitiver und motorischer Verhaltensweisen bedingt, sondern dass der Mensch die eigene Entwicklung und die Umwelt lebenslang aktiv mitgestaltet.
1 Was ist von dieser Lektion zu erwarten?
    Lektion 9 greift zwei aktuelle Problemstellungen der sportwissenschaftlichen Entwicklungsforschung auf: Welche psychologischen Theorien über die menschliche Ontogenese sind für die bewegungswissenschaftliche Entwicklungsforschung bedeutsam? Welche Bedingungsfaktoren beeinflussen die sportmotorische Entwicklung? Bevor die Lektion mit dem idealtypischen Aufriss ausgewählter entwicklungstheoretischer Grundpositionen beginnt, grenzt Kapitel 2 die Begriffe Entwicklungsphase und Entwicklungsstufe voneinander ab und bewertet die Aussagekraft quantitativer und qualitativer Entwicklungsdaten für die Analyse ontogenetischer Phänomene.
    Die charakteristischen Merkmale traditioneller und moderner Entwicklungsperspektiven beschreibt Kapitel 3. Die zur Zeit der Theorie der Leibeserziehung und der frühen Sportwissenschaft diskutierten theoretischen Grundannahmen über die motorische Ontogenese skizziert Unterkapitel 3.1. Hierzu zählen die organismischen (Kap. 3.1.1), exogenistischen (Kap. 3.1.2) und konstruktivistischen Entwicklungskonzepte (Kap. 3.1.3). Die gegenwärtig favorisierte kontextualistische Theorie der Entwicklungspsychologie der Lebensspanne von B ALTES (1990, 1997) erläutert Abschnitt 3.2. Unter der Fragestellung, welche potenziellen Bedingungsfaktoren die sportmotorische Entwicklung beeinflussen, werden altersbezogene (Kap. 4.1), evolutionär-historische (Kap. 4.2), nichtnormative Entwicklungsfaktoren (Kap. 4.3) und deren Wechselbeziehungen thematisiert (Kap. 4.4). Eine kritische Bewertung der Forschungsstrategie der modernen Entwicklungspsychologie findet der Leser in Kapitel 5.
2 Welche Begriffe sind grundlegend?
    Nach der Auffassung zahlreicher Entwicklungsforscher verläuft die Ontogenese des Menschen diskontinuierlich und lässt sich am besten als eine Abfolge von Phasen und Stufen darstellen ( vgl. Abb. 65 ). Eine exakte terminologische Abgrenzung der Begriffe Entwicklungsphase und Entwicklungsstufe fällt schwer, da einzelne Wissenschaftler diese Termini sehr unterschiedlich verwenden. Nach T RAUTNER (1997) stellen Entwicklungsphasen periodische, in gleicher oder ähnlicher Form auftretende Zeitabschnitte im Verlauf der Ontogenese dar. Bei Entwicklungsstufen handelt es sich um Lebensabschnitte, die gegenüber früheren Zuständen plötzliche, tief greifende Niveauveränderungen zeigen. Der Übergang von einem zum anderen Zustand kann mehr oder minder krisenhaft oder konfliktbehaftet verlaufen.
    Für den entwicklungspsychologischen Laien liegt der Vorteil der Darstellung von Entwicklungsprozessen als eine Abfolge von Phasen und Stufen in der übersichtlichen Veranschaulichung durchschnittlicher Entwicklungsverläufe der körperlichen Parameter, der motorischen Basisfähigkeiten, der Alltagsmotorik, der Arbeitsmotorik oder der sportmotorischen Fertigkeiten begründet. Die wesentlichen Kritikpunkte an der Allgemeingültigkeit der phasen- und stufenförmigen Ontogenese bündelt T RAUTNER (1997).Hiernach geben Phasen- und Stufentheorien das Entwicklungsgeschehen einheitlicher wieder, als es die Realität zeigt. Unberücksichtigt bleiben die interindividuellen Verschiedenartigkeiten und die intraindividuellen Veränderungen in der körperbaulichen, kognitiven und motorischen Entwicklung. Vielfach handelt es sich bei entwicklungspsychologischen Phasen- und Stufenmodellen eher um die Beschreibung von Zuständen, als um die Erklärung der zu Grunde liegenden ontogenetischen Mechanismen. Ungeklärt bleibt, welche Prozesse die einzelnen Entwicklungsstufen zu bestimmten Zeitpunkten im Lebenslauf auslösen. Schließlich besteht innerhalb der modernen Entwicklungsforschung eine große Uneinigkeit über die Anzahl, die Reihenfolge, die zeitliche Länge und die Inhalte der einzelnen Entwicklungsphasen und -stufen.

    Abb. 65: Schematisierte Darstellung von Entwicklungsphasen und Entwicklungsstufen
    Studien zur Prüfung

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