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Bewegungswissenschaft

Bewegungswissenschaft

Titel: Bewegungswissenschaft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rainer Wollny
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menschlichen Entwicklung (vgl. Wollny, 2007).
    Tab. 15: Leitorientierungen der Entwicklungspsychologie der Lebensspanne (B ALTES ET AL ., 1998)
Leitorientierungen
Grundannahmen
Lebenslange Entwicklung
Die Entwicklung stellt einen lebenslangen Prozess dar. Keine Altersstufe nimmt dabei eine Vorrangstellung ein.
Lebenslange Veränderungen in der Dynamik zwischen Biologie und Kultur
Mit zunehmendem Lebensalter besteht eine für die Ontogenese wachsende funktionale Lücke zwischen dem biologischen Potenzial und den kulturellen Zielen des Individuums.
Lebenslange Veränderungen in der Zuweisung von Ressourcen einzelner Entwicklungsfunktionen
Die Entwicklung beinhaltet die Zuweisung von Ressourcen in verschiedenen Funktionen: Wachstum, Aufrechterhaltung und Regulation von Verlusten. Lebenslange Entwicklungsveränderungen beinhalten eine funktionale Verschiebung der Zuweisung von Ressourcen von Wachstum (Kindesalter) zu einem größten Anteil der Aufrechterhaltung und Regulation von Verlusten (Erwachsenenalter).
Entwicklung als Gewinn- und Verlustdynamik
Die Ontogenese setzt sich lebenslang aus Gewinn (Wachstum) und Verlust (Abbau) zusammen. Die Entwicklung stellt somit eine multidimensionale, multidirektionale und multifunktionale Konzeption dar.
Kontextualismus
Individuelle Entwicklungsverläufe resultieren aus den Wechselwirkungen dreier Einflusssysteme: altersbedingte, evolutionär-historische und nichtnormative Bedingungen.
Entwicklung als Auswahl und selektive Optimierung der adaptiven Kapazität
Die Entwicklung stellt einen Prozess der Selektion, der selektiven Adaptation und der Kompensation dar. Dieser ist auf die biologischen, psychologischen, kulturellen und umgebungsbedingten Faktoren zurückzuführen.
Intraindividuelle Plastizität
Die Ontogenese ist durch eine intraindividuelle Plastizität (Veränderbarkeit innerhalb einer Person) gekennzeichnet. Entwicklungsverläufe variieren in Abhängigkeit von ihren Lebensbedingungen und Lebenserfahrungen. Die Hauptaufgabe der Entwicklungsforschung besteht in der Analyse des Ausmaßes der Plastizität und deren Grenzen.
Effektive Koordination von Selektion, Optimierung und Kompensation (SOK-Theorie)
Die erfolgreiche Ontogenese kennzeichnet die subjektive und objektive Maximierung von Gewinnen und die Minimierung von Verlusten. Sie stellt das Resultat des Zusammenspiels von Selektion, Optimierung und Kompensation dar. Im Lebenslauf nimmt der ontogenetische Druck für diese Dynamik ebenso zu, wie die relative Unvollendung der Architektur der Entwicklung zunehmend betont wird.
    Deutsch- und englischsprachige Veröffentlichungen bilanzieren die Theorie der Entwicklungspsychologie der Lebensspanne von B ALTES vielfach zu positiv. Die acht Leitorientierungen stellen keine homogene, umfassende Entwicklungstheorie dar, sondern lediglich eine Bündelung verschiedener entwicklungspsychologischer Auffassungen. Keiner der acht Leitsätze enthält bei isolierter Betrachtung neuartige, richtungsweisende entwicklungstheoretische Vorstellungen über den Verlauf und die spezifischen Bedingungen der Entwicklung. Darüber hinaus sind die Leitlinien wenig systematisch und keinesfalls unabhängig voneinander. Inhaltliche Redundanzen zeigt beispielsweise die Beschreibung der menschlichen Ontogenese als selektive Optimierung mit Kompensation, die gleichsam die drei Leitorientierungen „Entwicklung als Gewinn- und Verlustdynamik“ und „Entwicklung als Selektion und selektive Optimierung in adaptiver Kapazität“ sowie „effektive Koordination von Selektion, Optimierung und Kompensation“ thematisieren.
    Ein Schwerpunktheft zur Entwicklungspsychologie in der Lebensspanne findet der Leser in der Zeitschrift „psychologie und sport“ (6/1999). Die drei Einzelbeiträge von C ONZELMANN (1999), R OTH und W OLLNY (1999b), V OELCKER , W IERTZ und W ILLIMCZIK (1999) betrachten ausgewählte Leitsätze der Theorie der Entwicklungspsychologie der Lebensspanne von B ALTES (1990, 1997) hinsichtlich der Möglichkeiten der nachhaltigen Beeinflussung der sportmotorischen Entwicklung. Kritisch diskutiert werden die Ergebnisse verschiedener Studien zur Plastizität der Ausdauerleistungsfähigkeit, der sportmotorischen Fertigkeiten und der sportmotorischen Lernfähigkeit.
    Der für die moderne Entwicklungspsychologie bedeutsame wissenschaftliche Wert der entwicklungstheoretischen Vorstellungen von B ALTES liegt in der Integration unterschiedlicher Perspektiven, Grundannahmen und Befunde über die

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