Bewegungswissenschaft
Reiz-Reaktionsverbindungen unbewusst nach den Gesetzen des Lernens durch Versuch und Irrtum und der Verstärkung des Verhaltens herausbilden. Nach dem Gesetz der Auswirkung (law of effect) verknüpft sich unter verschiedenen Reaktionen diejenige Handlung stärker mit einer bestimmten Situation, der ein befriedigender Zustand folgt (Überblick: B OWER & H ILGARD , 1983).
Die behavioristische Auffassung, dass sich kognitives und motorisches Lernen durch spezielle Verstärkungsmechanismen herausbildet, wird durch den wichtigsten Vertreter der Theorie der operanten Konditionierung – Lernen durch Verstärkung und Bekräftigung – den Psychologen Burrhus Frederic S KINNER (1953), präzisiert. Als Grundprinzip der Verhaltenskontrolle gilt die planmäßige Gestaltung der Lernprozesse durch spezielle Verstärkungsreize. Wenn einer Reaktion ein verstärkender Reiz folgt, erhöht sich die Wahrscheinlichkeit, dass der Mensch oder das Versuchstier dieses spezielle Verhaltenin gleichen oder ähnlichen Situationen bevorzugt zeigt. Belohnungen und Bestrafungen erhöhen bzw. verringern die Wahrscheinlichkeitsquote des Auftretens einer bestimmten Verhaltensweise.
Das inhaltlich und didaktisch hohen Ansprüchen genügende „Lehrbuch Allgemeine Psychologie“ von S PADA (1992) behandelt die Grundlagen der Lernpsychologie. Anhand aktueller Forschungsfragen wird kompetent und ausführlich in das wissenschaftliche Denken, die historischen Zusammenhänge, die kognitions- und neurowissenschaftliche Analyse sowie die psychologischen Forschungsergebnisse der Psychologie des Lernens eingeführt. Das bei Psychologiestudenten hoch geschätzte Lehrbuch von L EFRANÇOIS (1994) setzt sich ausgesprochen kritisch und unterhaltsam mit den klassischen und modernen Theorien der Lernpsychologie auseinander. Sehr ansprechend und einprägsam sind die fassettenreichen Übertragungen auf die alltäglichen Bereiche des Lebens.
Zur Erforschung der operanten Konditionierung modifiziert S KINNER (1953) den Problemkäfig von T HORNDIKE zur „S KINNER -Box“ ( vgl. Abb. 30 a). Im Normalfall handelt es sich hierbei um einen gegen äußere Störgeräusche abgeschirmten Versuchskasten, in dem sich hungrige Mäuse, Ratten oder Tauben durch Betätigen eines Hebels mit kleinen Futterpillen versorgen können. Zusätzlich ist die S KINNER -Box mit einer Lichtquelle oberhalb des Futterhebels und einem elektrifizierbaren Bodengitter ausgestattet. Hierdurch kann das Hebeldrücken eine Bestrafung in Form von Stromschlägen oder eine Belohnung durch den Abbruch kontinuierlicher Stromschläge auslösen.
Abb. 30: Versuchsaufbau und Ergebnisse zur operanten Konditionierung von Mäusen und Ratten
a ) Schematische Darstellung der Skinner-Box (Beschreibung siehe Text)
b ) Darstellung der verschiedenen Phasen der operanten Konditionierung
Die empirischen Untersuchungen zur operanten Konditionierung umfassen analog zum Vorgehen der klassischen und instrumentellen Konditionierung vier experimentelle Phasen ( vgl. Abb. 30 b).
Die erste Untersuchungsphase – Ermittlung der Grundrate (Kontrollphase) – registriert, wie häufig die Versuchstiere die zu konditionierende Verhaltensweise „Hebeldrücken pro Zeiteinheit“ ohne Verstärkung ausführen.
In der anschließenden Phase des Aufbaus der operanten Konditionierung – experimentelle Verstärkungsphase (Lernphase, Trainingsphase) – belohnt eine Futterpille das Hebeldrücken. Im Verlauf der Lernphase zeigen die Versuchstiere allmählich eine gezielte Betätigung des Hebels.
Der dritte Untersuchungsabschnitt dient der Löschung der erlernten Reaktion (syn. Extinktion), in der das Zielverhalten nicht weiter verstärkt wird. Am Ende der Löschungsphase tritt der ursprüngliche Konditionierungseffekt bei der Mehrzahl der Versuchstiere nicht mehr auf.
Im Anschluss an die Experimentalpause zeigen die Versuchstiere in der Phase der Spontanerholung wieder das konditionierte Verhalten „Hebeldrücken“, zwar in geringerer Ausprägung als zum Ende der Lernphase jedoch deutlich erhöht zur Grundrate.
Eine zusätzliche experimentelle Phase, das diskriminative Belohnungstraining , begegnet der Tendenz zur Reizgeneralisierung. Das Versuchstier wird nur dann für die Betätigung des Hebels mit einer Futterpille belohnt, wenn die Lichtquelle oberhalb der Futterklappe aufleuchtet.
Inwieweit Tiere und Menschen eine neue Reiz-Reaktionsverbindung erlernen, hängt bei der instrumentellen und operanten Konditionierung von der
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