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Beweislast

Beweislast

Titel: Beweislast Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gmeiner-Verlag
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nicht, dass er erst vor einem halben Jahr gebaut hat. Einen Kuhstall, hinterm Hof. Oben auf der Wiese.«

29
     
    Den Erlenhofbauer hatte Häberle bereits am Samstag kennengelernt. Als sie jetzt in das Anwesen fuhren, tauchte er sofort an der Stalltür auf. Stattlich stand er vor ihnen, noch immer schlecht rasiert, noch immer im blauen Arbeitsanzug. Die raue feuchte Luft mischte sich mit dem herben Geruch nach Kuhmist. Der Regen hatte etwas nachgelassen.
    Die drei Männer gingen über den schmierigen Boden auf den Bauern zu, der ihnen langsam entgegenkam. Häberle, den die Nässe auf der Haut frösteln ließ, stellte seine Kollegen vor und erklärte, dass sie gerade durchs Tal gefahren seien und sich nur noch erkundigen wollten, ob es etwas Neues gebe.
    Jakob Hudelmaier kratzte sich im Nacken. »Was solls schon Neues geben?«
    »Naja – es könnte doch sein, dass Ihnen noch etwas eingefallen ist.« Aus den Stallungen drang das Krähen eines Hahns. Nebenan stand das zweiflüglige Holztor eines Anbaus ein Stück weit offen. Häberle erkannte im dunklen Innern einige abgestellte Autos.
    »Ich hab alles gesagt, was ich weiß.« Hudelmaier schien von dem unerwarteten Besuch nicht sehr angetan zu sein.
    »Sie werden verstehen, dass wir hier im Tal einige Ermittlungen anstellen müssen«, gab sich der Chefermittler vorsichtig, »weil wir auf Zeugen angewiesen sind und weil wir möglichst genau wissen sollten, wer sich wann und wo dort unten bewegt hat.« Er machte eine Kopfbewegung in Richtung der Baustelle.
    »Und was hab ich damit zu tun?«
    »Nicht mehr und nicht weniger wiejeder, der hier im Tal wohnt«, erklärte Häberle und fügte langsam hinzu: »Wie etwa die Bewohner vom Steinberghof oder vom Eulengreuthof.«
    Hudelmaiers Gesichtsausdruck verriet Misstrauen. »Was haben denn die beiden damit zu tun?«
    »Ich sagte doch – nicht mehr und nicht weniger wie alle anderen … wie etwa Sie.«
    Hudelmaier musterte die drei Männer nacheinander. »Um mich das zu fragen, kommen Sie kriegsstark daher?« Wieder krähte ein Hahn. Aus einem Fenster im Obergeschoss des Wohnhauses warfen zwei jüngere Männer einen scheuen Blick in den Hof.
    »Die Kollegen sind nur zufällig mit mir unterwegs«, kam Häberle auf seine Begleiter zu sprechen, »was wir wissen wollten, ist nur dies: Sie hatten am späten Freitagnachmittag Besuch?«
    Hudelmaiers Augen blitzten. »Ich versteh Ihre Frage nicht. Was hat das mit Ihrem Fall zu tun?«
    »Vermutlich nichts, aber uns interessiert halt alles, was am Freitagnachmittag hier geschehen ist – hier im Tal.«
    Der Bauer kratzte sich wieder im Nacken, während sich auf seinem Arbeitskittel die Nässe abzuzeichnen begann. Linkohr und Stange hielten vergeblich nach einem nahen Vordach Ausschau.
    »Der Eugen war da«, sagte Hudelmaier knapp. »Der Eugen vom Eulengreuthof drüben. Aber das haben Sie sicher schon gehört. Sonst wären Sie nicht hier, stimmts?«
    Häberle sagte dazu nichts, sondern kam gleich zur Sache: »Sie haben ein … gutes Verhältnis zu ihm?«
    »Was heißt ›gutes Verhältnis‹? Glauben Sie, ich misch mich in diesen ewigen Streit ein? Ich bin doch nicht blöd.«
    Irgendwoher kannte Häberle diesen Ausspruch, vermutlich aus irgendeiner dümmlichen Werbung. Schon ärgerte er sich insgeheim, dass ihn diese Art von Werbesprüchen jetzt auch schon verfolgte. Dabei glaubte er immer, gegen all dieses Geschwätz immun zu sein. Er musste jedoch zufrieden feststellen, dass er sich an das, wofür damit geworben wurde, nicht entsinnen konnte.
    »Unsere Neugier ist groß«, machte Häberle weiter, »gab es für Herrn Blüchers Besuch bei Ihnen am Freitagnachmittag einen besonderen Grund?«
    Hudelmaier streifte sich die Regentropfen von den Ärmeln seiner Jacke. »Ich weiß zwar nicht, was das zur Sache tut – aber es ist kein Geheimnis … Er holt sich bei mir ab und zu ein Werkzeug oder ein Ersatzteil.« Der Bauer lächelte. »Wir sind noch welche vom alten Schlag, wenn man das so sagen darf. Für unsere Maschinen gibts nicht mehr überall was zu kaufen.«
    Dieser Einschätzung wollte Häberle beim Anblick des Hofs nicht widersprechen. »Und was hat Herr Blücher am Freitag gebraucht?«
    »So einen Riemen«, erwiderte der Landwirt, »so einen Transmissionsriemen für seinen Elektromotor. Fragen Sie mich aber jetzt nicht, was er damit antreiben will. Vielleicht eine Holzsäge oder ein Transportband.«
    Jetzt schienen sich auch die beiden anderen Kriminalisten für das Gespräch zu

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