Beweislast
interessieren. Sie traten ein paar Schritte näher heran.
»Wie muss man sich so einen Transmissionsriemen vorstellen?«, hakte der Chef nach.
Der Bauer hob mitleidig die Augenbrauen – und brachte damit zum Ausdruck, dass wohl so dumm nur Städter fragen können. »Drei, vier Zentimeter breit«, er deutete dies mit den Fingern an, »und vielleicht eineinhalb oder zwei Meter lang.«
Häberle zeigte sich zufrieden. »Danke, Herr Hudelmaier … ach ja, noch etwas. Zu diesem blauen Ford Fiesta ist Ihnen nichts mehr eingefallen?«
Der Landwirt, dessen blauer Arbeitskittel auf den Schultern inzwischen völlig durchnässt war, zuckte mit den Schultern. »Nein, wirklich nicht.«
»Das haben Sie genial gemacht«, lobte Häberle seinen jungen Kollegen, als sie ziemlich durchnässt im Lehrsaal bei der Sonderkommission eingetroffen waren. Linkohr hatte das Papiertaschentuch aus Eckerts Papierkorb präsentiert und es sofort per Kurier zur Gerichtsmedizin nach Ulm schicken lassen. »Damit haben wir mit großer Wahrscheinlichkeit DNA-Material von Eckert«, stellte der Chefermittler fest und lächelte zufrieden. Inzwischen war Speckinger mit zwei weiteren Kollegen bereits auf dem Weg nach Donzdorf zu Ketschmars Wohnung. Nachdem sie die richterliche Genehmigung erhalten hatten, wollten sie so schnell wie möglich den Computer sicherstellen.
»Damit kriegen wir auch Ketschmars DNA«, sagte Häberle, »und zwar ohne dass der Herr Rechtsanwalt Amok läuft.« Die meisten der Kriminalisten schienen den Zusammenhang zwischen Computer und dem Genmaterial Ketschmars nicht zu verstehen. »Speckinger weiß Bescheid. Er bringt auch die Tastatur mit. Ihr braucht sie nur zu reinigen. Darin finden sich hundertprozentig Haare, Schuppen oder Hautpartikel«, erklärte der Chefermittler und erntete dafür Kopfnicken.
»Das tröstet uns über die negativen Ergebnisse der Spurensicherung hinweg«, kommentierte ein anderer Kollege. »Die Sachverständigen wollen sich nicht festlegen, ob mit Ketschmars Auto ein Zusammenstoß mit dem Toten stattgefunden hat. Zwar könnte einiges dafür sprechen, dass der Blechschaden auf diese Weise entstanden ist, sagen sie. Aber sie halten dies nur zu 80 Prozent für wahrscheinlich – und damit werden die Juristen kaum etwas anzufangen wissen.«
»Und der Spanngurt?«
»Er wird noch untersucht. Allerdings stöhnen die Jungs bereits, dass wir sie so stark in Anspruch nehmen.«
»Die werdens überleben«, meinte Häberle. »Jedenfalls müssen wir jetzt taktisch klug vorgehen.« Dann wechselte er das Thema. »Wenn wir unterstellen, dass möglicherweise einer von den Herrschaften, die sich am Freitagabend da draußen herumgetrieben haben und die wir kennen, unser Täter ist, dann stellt sich natürlich immer noch die Frage, was um Gottes willen hat unser Opfer dort getan?«
»Was schon?«, fragte einer aus der Kollegenrunde, »er hat die Baustelle fotografiert. Das wissen wir doch.«
»Okay. Das hat er aber nicht nur hier getan, sondern seit Monaten überall in der Gegend. Der eine fotografiert Pflanzen und Schmetterlinge, der andere eben Baustellen – oder wie seht ihr das?«
»Wir haben uns einige der Fotos genauer angesehen«, erklärte der Kollege weiter, »er hat nicht nur Übersichtsaufnahmen gemacht, sondern mit seinem extremen Teleobjektiv auch Details abgelichtet. Fahrzeuge, Kräne, Betonmischer, Baumaterial, Arbeiter – einfach alles.«
»Ich weiß«, erklärte der Chefermittler und ergänzte die Aufzählung, »sogar Autokennzeichen, die man aber nicht entziffern kann.«
Stange fühlte sich angesprochen. »Ja, ich hab alles versucht, aber was schon bei der Aufnahme verpixelt wurde, weil das elektronische Zoom zu weit ausgefahren worden ist, lässt sich auch mit unseren Bildbearbeitungsprogrammen nicht wesentlich verbessern.«
»Wir haben übrigens in seiner CD-Sammlung noch weitere interessante Dinge gefunden«, meldete sich ein anderer Kollege zu Wort. An seinem süffisanten Lächeln war zu erkennen, dass es sich um ganz andere Fotos handeln würde.
»Er hat Sexfotos gesammelt – von Frauen jeden Alters.«
»Ach …«, staunte Häberle, »auch Kinderpornografie?«
Der Kollege zuckte mit den Schultern. »Bei allem, was wir bisher gesichtet haben, vermutlich nicht. Aber ansonsten ist alles dabei.«
Der Chefermittler grinste. »Ist nicht verboten. Hat er sie denn selbst geknipst?«
»Schwer zu sagen. Sieht aber so aus, als hätt er sie vom Internet runtergeladen«, erklärte der
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