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Beweislast

Beweislast

Titel: Beweislast Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gmeiner-Verlag
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entlassen werde, und bat um ein kurzes Gespräch. Die beiden Frauen zögerten, ließen dann aber die Kriminalisten ins Wohnzimmer, wo sie alle Platz fanden.
    »Unser Besuch«, begann Häberle, »hat überhaupt nichts zu bedeuten. Ich weiß, Sie sind in großer Sorge«, wandte er sich an Monika, »aber wir tun nur unsere Pflicht. Und dazu gehört auch, alle Zeugen und Beteiligten zu befragen und …« Er überlegte, »… und deren Umfeld zu überprü­fen. Nicht, weil wir Ihnen nicht trauen, sondern weil uns manchmal kleine Details weiterhelfen können.«
    »Und wie können wir Sie da unterstützen?«, fragte Chrissi, nachdem sie bemerkt hatte, dass ihre Mutter schon wieder mit den Tränen kämpfte.
    »Ihr Vater war einer der Letzten, der den Herrn Grauer lebend gesehen hat. Das wissen wir. Er könnte uns vielleicht wichtige Hinweise geben – über die Art und Weise, wie Herr Grauer mit seiner … Kundschaft umgegangen ist. Oder welche Bewerbungen er vorgeschlagen hat.« Häberle klang überzeugend.
    »Dann fragen Sie meinen Vati doch!«
    Häberle schluckte. »Wäre es zu viel verlangt, wenn wir mal Einblick in den Schriftverkehr Ihres Herrn Vaters nehmen dürften?«
    Die beiden Frauen sahen ihn verständnislos an. Monika Ketschmar verbarg ihr Gesicht mit einem Papiertaschentuch und begann, hemmungslos zu schluchzen.
    »Sie wollen Vatis Schriftverkehr sehen?« Häberle nickte.
    »Ich glaub nicht, dass Sie das dürfen«, erwiderte die junge Frau eine Spur zu energisch, wie die Kriminalisten es empfanden.
    »So ohne weiteres nicht«, räumte der Chefermittler ein. Er wollte es noch einmal mit der gleichen Masche wie vorhin bei Eckert versuchen. »Uns würde nur interessieren, wohin er auf Empfehlung Grauers Bewerbungsschreiben geschickt hat.«
    Die junge Frau war jetzt misstrauisch geworden. »Sie werden verstehen, dass wir das so schnell nicht entscheiden wollen.« Sie blickte zu ihrer Mutter, die sich schluchzend das Papiertaschentuch vor die Augen hielt. »Ich will dazu meinen Mann fragen. Er ist Anwalt – in Ulm.«
    Häberle wollte ihr das nicht verwehren. Es hätte keinen Sinn gehabt und die Atmosphäre unnötig angeheizt. Die junge Frau ging hinaus und kam mit dem Mobilteil des Telefons zurück. Sie drückte einige Tasten und lauschte, legte den Hörer aber sogleich wieder zur Seite. »Er ist nicht erreichbar. Nur Mailbox. Er ist sicher bei Gericht.«
    Häberle wartete einen Augenblick. »Sie können sich nicht dazu durchringen, die Sache unbürokratisch abzuwickeln?«
    Chrissi schaute zu ihrer Mutter, doch schien diese sich nicht an der Diskussion beteiligen zu wollen. »Sie fallen drei Mann hoch über uns her und wollen Einblicke in schriftliche Dinge«, stellte sie einigermaßen verärgert fest. »Tut mir leid, aber ohne meinen Mann will ich das nicht entscheiden.«
    »Und Ihre Frau Mutter?«
    »Die sieht das genauso.«
    »Schade. Dann müssen wir den üblichen Weg gehen.« Häberle stand auf und seine Kollegen taten es ihm nach. Es wäre auch zu schön gewesen, wenn es so einfach geklappt hätte, dachte er. Die Männer verabschiedeten sich und verließen das Haus.
    Es hatte jetzt richtig zu regnen begonnen. Als Linkohr den Dienstwagen aus dem Wohngebiet lenkte, griff Häberle zu seinem Handy. Er rief Specki an und beauftragte ihn, sich sofort einen Durchsuchungsbeschluss für Ketschmars Wohnung und die Genehmigung zur Beschlagnahme seines Computers zu besorgen. »Wir dürfen nicht so lange warten, bis dieser Anwalt oder gar Ketschmar selbst etwas löschen können. Es muss möglichst in den nächsten zwei Stunden passieren.« Häberle konnte in solchen Fällen richtig energisch werden.
    Der Kollege versprach, sein Möglichstes zu tun und sofort nach der richterlichen Genehmigung mit einigen Kollegen nach Donzdorf auszurücken.
    »Was erhoffen Sie sich von dem Computer?«, erkundigte sich Stange vom Rücksitz aus.
    »Ich hab da so ein verdammt komisches Gefühl, Kollege«, antwortete Häberle vielsagend, ohne sich umzudrehen. »Sie werden jedenfalls etwas zu tun kriegen.«
    »Darf ich schon mal wissen, wonach ich dann suchen soll?«
    »Nach etwas, das sich wie ein Drohbrief liest.«
     
    Linkohr steuerte den Wagen zurück. »Ich denke, dass diese Streitereien zwischen den Bauern doch eine Rolle spielen könnten«, sinnierte Häberle. Dass sie vorhin von Eckert wieder zurück nach Donzdorf gefahren waren, hatte ihm eine innere Stimme befohlen. Hätte ja sein können, dass sie auf die Schnelle erfolgreich

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