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Beweislast

Beweislast

Titel: Beweislast Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gmeiner-Verlag
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Kollege.
    »Vielleicht«, mischte sich Linkohr ein, »vielleicht sollten wir uns all die Baustellen, die er fotografiert hat, mal genauer anschauen.«
    Nachdenkliches Schweigen machte sich breit. »Das ist nicht ganz einfach«, meinte der andere Kollege, »nicht überall finden sich Geländemerkmale, die leicht zuzuordnen sind. Aber wenn wir die Geodaten des Handys betrachten, lassen sich Rückschlüsse ziehen, wenn er sich an manchen Stellen öfter aufgehalten hat.«
    »Hm«, zeigte sich Häberle skeptisch, »wie wir wissen, hat er sein Handy nicht immer mit sich rumgetragen. Gibt es denn aus seinem Schriftverkehr keine Anhaltspunkte?«
    »Das muss der Kollege Stange rausfinden«, kam die Antwort, »es sieht so aus, als seien einige Dateien geschützt.«
    Häberle lehnte sich an die weiße Wand. »Wer sich von euch ein besonderes Vergnügen gönnen möchte, der darf zum Eulengreuthof rauffahren. Der alte Blücher soll nämlich am Freitagnachmittag bei seinem Freund Hudelmaier, dem Erlenhofbauer, einen Transmissionsriemen geholt haben. Mich würde interessieren, was er mit dem Ding gemacht hat. Am besten, ihr bringt es gleich mit.«
    Kein einziger Kollege drängte sich vor. Nur Stange wagte etwas zu sagen: »Dass ich dafür nicht in Frage kommen kann, habt ihr ja gehört. Ich muss mich über den Computer hermachen.«
    Ein anderer Kriminalist fragte vorsichtig nach: »Was versprechen Sie sich von diesem Riemen?«
    »Das Tatwerkzeug«, erklärte Häberle gelassen, »Grauer ist erdrosselt worden. Mit etwas Breitem, haben die Medizinmänner gesagt, jedenfalls mit keiner Schnur. Das kann alles Mögliche gewesen sein. Doch auch ein Transmissionsriemen oder etwa nicht?«
    Die Männer schwiegen.
     
    Ketschmar war am Mittwochvormittag aus dem Krankenhaus entlassen worden. Monika holte ihn ab und zeigte sich erleichtert über seinen Zustand. Es fiel ihr jedoch schwer, die neueste Entwicklung vorläufig nicht zu erwähnen. Dass gestern Abend noch Kriminalisten da gewesen waren und seinen Computer samt Tastatur, mehrere CDs und eine externe Festplatte mitgenommen hatten, würde ihn mit Sicherheit wieder in tiefe Depression und Ängste stürzen. Während er erzählte, dass er große Hoffnung auf Manuel setze, der gewiss alles regeln könne, kreisten ihre Gedanken um das Vorgehen der Polizei. Immerhin hatten die Kriminalisten einen Durchsuchungsbeschluss vorgelegt. Das konnte nichts Gutes bedeuten. Auch Manuel, den Chrissi gleich angerufen hatte, war einigermaßen geschockt gewesen. Er wollte heute Vormittag kommen und sich um einen Gesprächstermin mit diesem Kommissar bemühen.
    Sie fuhren wortlos aus Göppingen hinaus, während der Regen gegen die Windschutzscheibe prasselte. Es wollte heute nicht hell werden.
    Daheim in Donzdorf angekommen, begrüßte Chrissi ihren Vater mit einem Kuss auf die Wange, umarmte ihn und versuchte, ihn zu trösten. Dann servierte sie einen vorbereiteten Kaffee und setzte sich zu ihren Eltern an den Esszimmertisch.
    Ketschmar spürte plötzlich, dass etwas zwischen ihnen stand. Er sah den beiden Frauen nacheinander in die Augen. Monika konnte die Tränen nicht mehr halten, ihre Lippen zitterten, dann brach es aus ihr heraus: »Gerd, es ist schrecklich.«
    Seine Miene versteinerte sich, sein Gesicht verlor die wenige Farbe, die es angenommen hatte.
    »Vati, die Kripo war da. Gestern Abend.«
    Er sah sie regungslos an. Wie gelähmt saß er da, unfä­hig, auch nur eine einzige Bemerkung zu machen. Monika schluchzte und drückte sich ein Papiertaschentuch auf die Augen.
    Es dauerte zwei, drei Minuten, bis sich der Mann gefangen hatte. »Sie waren da? Und was haben sie gewollt?«
    Seine Tochter hatte beschlossen, nicht mehr drumrum zu reden. »Deinen Computer. Sie haben deinen Computer gewollt.«
    Ketschmar schluckte. Auf seiner Stirn bildeten sich feine Schweißperlen. Er atmete schwer. Chrissi hatte plötzlich panische Angst, er könnte wieder ohnmächtig werden.
    »Sie haben meinen Computer mitgenommen …?«
    Chrissi nickte. »Und CDs und die Festplatte, die unterm Schreibtisch stand«, sagte sie, »hat ein Richter so angeordnet.«
    »Ein Richter?«, wiederholte er mit schwacher Stimme. »Ein Richter – so weit sind wir schon. Ein Richter.« Es war nur noch ein Flüstern.
    Monika schluchzte lauter. Ketschmar spürte plötzlich einen hämmernden Kopfschmerz über dem rechten Auge. Er konnte einfach nicht mehr. Er war am Ende. Sie würden ihn systematisch kaputt machen. Chrissis Stimme klang wie aus

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