BeWitchED 03 - Zauberhaft Verflucht
wurden. Sie schaute sich vielmehr die Gestalten genauer an. Bevor ihr Gehirn richtig begriff, was sie da sah, übernahm ihr Mund bereits die Arbeit.
„Geister “, entfuhr es ihr. Die beiden Frauen drehten sich kurz zu ihr um, dann wandten sie sich wieder einander zu.
„ Siehst du. Jetzt ist sie wach, “ sagte eine der beiden. Dann ging das Gezeter weiter. Da Lauren genug Schwestern und Cousinen hatte, wusste sie, dass so ein Streit schon mal ein paar Stunden dauern konnte. Also lehnte sie sich noch einen Augenblick an die Wand, um wieder zu Atem zu kommen. Dabei ließ sie die Frauen nicht aus den Augen. Mal abgesehen davon, dass ihre Körper durchsichtig waren, sahen sie aus, wie normale Menschen. Oder, in diesem Fall, wie Hexen. Die eine hatte dunkelbraune Haare, die ihr in Wellen bis zur Mitte des Rückens gingen. Die andere hatte rabenschwarze Haare, die sie ziemlich kurz trug. Beide trugen Kleider, die eher ins vorige Jahrhundert passten. Lauren hatte solche Sachen auch einmal getragen. Bis es zum Glück modern wurde, dass auch Frauen Hosen trugen. Doch was sie am meisten irritierte, war, dass ihr die Gesichter und die Stimmen bekannt vorkamen. Anscheinend war auch ihr Gehirn halb erfroren, denn sie konnte die beiden einfach nicht einordnen. Als sie sich sicher war, dass sie jetzt aufstehen konnte, erhob Lauren sich langsam. Noch immer wurde sie von den Geistern nicht beachtet. Vorsichtig bewegte sie sich die Wand entlang, bis sie eine Tür erreichte, durch die sie kurzerhand verschwand. Selbst durch die breiten Steinmauern waren die Stimmen noch zu hören. Ihr Kopf schmerzte, doch zum Glück wussten ihre Beine noch, wie das Laufen funktionierte. Nur einmal stolperte sie über eine kleine Unebenheit im Boden. Als erneut eine Tür in der Wand erschien, überlegte Lauren nicht lange und öffnete sie. Als sie den Raum betrat, ließ sie die Tür einen Spaltbreit offen, denn im Inneren war es stockduster. Als das immer noch nichts half, ließ sie eine kleine Flamme in ihrer Handfläche entstehen. Als sie ein schabendes Geräusch hörte, fing ihr Herz an zu rasen. Instinktiv dachte sie an diese Horrorfilme, die Chloe so gern sah. Dabei suchte sie sich immer jemanden, der sich zusammen mit ihr gruselte. Lauren hatte ein paar Mal nachgegeben und einige Albträume verfolgten sie noch heute. In diesem Haus gab es Geister. Was konnte es also noch geben? Sie durfte nicht so ein Feigling sein, schalt sie sich selbst. Also hob sie langsam den Kopf. Zuerst konnte sie das Bild nicht einordnen, dann machte es sprichwörtlich klick. Als der Schrei sich aus ihrer Kehle löste, erlosch das Licht in ihrer Hand und tauchte den Raum wieder in Schwärze.
Morgan durchblätterte ein paar Bücher in der Bibliothek, als ihm bewusst wurde, dass es ungewöhnlich still im Haus war. Im Allgemeinen war mindestens eine seiner Schwestern zu hören. Auch seine Eltern waren nirgends zu sehen. Als das ungute Gefühl sich in seinem Magen ausbreitete, ging er die Treppe hinunter, um zu schauen, ob seine Mutter wieder so tat, als koche sie ihnen einen Eintopf. Das hatte sie zwar das letzte Mal vor etwa zwanzig Jahren gemacht, damit hatte sie sich aber einige Wochen beschäftigt. Obwohl er die Treppe hinunter schweben konnte, bevorzugte er es, wie ein normaler Mensch zu laufen. Die ersten paar Jahre war es noch ganz witzig gewesen, doch irgendwann hatte diese Spielerei seinen Reiz verloren. Unten angekommen, bemerkte er zum ersten Mal, das sich der Raum verändert hatte. Als Geist hatte er sein Gefühl für die Zeit verloren. Er konnte nicht mal sagen, wie lange er nicht mehr hier unten gewesen war. Doch nun standen Tische mit Stühlen in dem Raum herum. Der Boden war sauber. Die Staubschicht, die ein fester Bestandteil des Bodens war, war verschwunden. Es roch auch irgendwie anders. Als er in die Küche ging, starrte er völlig entgeistert das Loch im Boden an. Was im Namen der heiligen Götter war hier geschehen? Als er den Schrei hörte, zuckte er zusammen. Ohne Zeit zu verlieren, schwebte er in das Loch hinunter. An der Wand drückte er einen Stein tief in die Wand, wodurch sich ein Geheimgang öffnete. Eilig ging er den Gang entlang und blieb erst stehen, als er seine Schwestern Livya und Jeane streiten hörte. Der Schrei war mittlerweile verstummt. Er bezweifelte stark, dass das Geräusch von einer seiner Schwestern gekommen war. Als er in der offenen Tür stehen blieb, bemerkten die beiden Frauen ihn. Als er ihre schuldbewussten Blicke
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