Bewusstlos
Scheißcastelletto ist, wo sie den Deutschen die Füße küsst und das auch noch toll findet! Aber damit ist Schluss, Paola, das schwör ich dir. Zum Castelletto gehst du nie wieder!«
»Ich denke nicht daran!«, schrie Paola. »Der Job ist toll! Warum willst du mir alles kaputt machen? Kannst du nicht ertragen, dass ich Arbeit habe und du nicht? Wie primitiv bist du eigentlich?«
In diesem Moment schlug Vasco zu.
Paola flog gegen die Wand und hielt sich das flammende Gesicht.
»Du lügst!«, brüllte er. »Du bist eine dreckige Lügnerin! Es geht dir gar nicht um diesen Scheißjob, weil du nämlich eine Hure bist!« Er boxte ihr in den Bauch. »Eine miese Schlampe, die für irgendeinen reichen Knacker die Beine breit macht!« Er begann unkontrolliert auf sie einzuschlagen.
Paola schrie und weinte und wimmerte, lag auf dem Boden und krümmte sich vor Schmerzen. Das Blut schoss ihr aus der Nase.
Vasco riss sie an den Haaren hoch und schlug ihr erneut ins Gesicht. Ihre Lippe platzte auf. Beim nächsten Schlag floss ihr das Blut aus der Augenbraue in die Augen.
»Ich mach dich fertig«, keuchte er, »ich werde dafür sorgen, dass dich mit deiner zertrümmerten Visage kein Freier mehr anguckt. Das schwör ich dir!«
»Vasco, bitte, hör auf!«, jammerte sie mühsam. »Ich habe keinen Freier, ich habe dich nie betrogen, nie! Das bildest du dir nur ein!«
»Schon wieder bilde ich mir was ein, ja? Mehr hast du dazu nicht zu sagen?« Er packte ihren Hals, schüttelte und würgte sie. Erst als sie anfing, in Todesangst zu strampeln, lockerte er den Griff, und sie bekam wieder Luft. »Ich weiß sehr gut, was Sache ist, ich bin ja nicht blöd, Paola, und ich lass mich von dir nicht für dumm verkaufen. Also: Was treibst du im Castelletto?«
»Nichts!«, heulte Paola.
Vasco schlug zu.
»Ich hab dich was gefragt.«
Paola antwortete nicht mehr. Sie rutschte an der Wand, an die Vasco sie gedrängt hatte, herunter und blieb bewegungslos liegen.
»Wasch dein Gesicht und pack deine Sachen«, sagte Vasco kalt. »Du siehst zum Kotzen aus. Morgen früh hauen wir ab. Mit dem Castelletto ist Schluss.«
Dann ging er aus dem Zimmer.
Die ganze Welt verschwamm vor Paolas Augen und in ihren Gedanken. Ihr Körper schmerzte, und in ihrem Mund schmeckte sie Blut. Das rechte Auge konnte sie nicht öffnen, sie spürte, dass es zugeschwollen war, das linke war blutverklebt. Sie hatte Schwierigkeiten zu schlucken, und ihr war übel.
Langsam versuchte sie aufzustehen. Es gab keine Stelle ihres Körpers, die nicht wehtat. Im Magen spürte sie scharfe Stiche, sodass sie nicht aufrecht gehen, sondern sich nur mühsam gebückt fortbewegen konnte.
Sie horchte an der Tür. Wo war Vasco? Und was machte er gerade?
Als sie an der Küchentür vorbeischlich, hörte sie, wie er gerade eine Bierflasche öffnete und dann den kleinen Fernseher anschaltete, der auf dem Kühlschrank stand. Das war gut. Hoffentlich trank er weiter. Dann würde er irgendwann vor dem Fernseher einschlafen.
Und schließlich tat sie genau das, was er wollte.
Sie wusch ihr blutverschmiertes Gesicht und packte ihren Koffer.
Dann versuchte sie ihn zu tragen, um damit das Haus zu verlassen, aber es war unmöglich. Sie hatte so schmerzhafte Stiche im Bauch, dass sie nicht laufen konnte, sondern in der Taille immer wieder zusammenknickte. So konnte sie unmöglich Auto fahren.
In der Küche dröhnte der Fernseher.
Als sie sich auf dem Bett ausstreckte, wurde es etwas besser. Wenn sie jetzt einfach schlief, würde Vasco denken, es sei alles wieder gut und wie immer. Und dann würde er ihr nichts mehr tun.
Paola erwachte, als es draußen bereits hell war. Der Radiowecker zeigte sieben Uhr dreiundzwanzig. Vasco schnarchte zum Gotterbarmen.
Sie schaffte es aufzustehen und ihren Koffer leise aus dem Zimmer zu tragen.
Vasco schlief seinen Rausch aus und wachte nicht auf.
Paola schlich aus dem Haus, stieg in ihr Auto und ließ den Motor an.
Ihr Herz schlug bis zum Hals, da sie damit rechnete, dass jeden Moment ein zornesbebender Vasco aus dem Haus gestürzt kam – aber nichts passierte.
Sie atmete durch und raste los.
43
Und wieder tauchte er wie aus dem Nichts auf.
Aber diesmal erschrak sie nicht, als sie kurz nach sieben auf den Portico trat, sie war nur verwundert. Und auch ein bisschen verärgert. Was sollte dieses merkwürdige Katz-und-Maus-Spiel? Dass er gestern Morgen in aller Herrgottsfrühe schon wieder verschwunden war, bevor sie ein paar Sätze gewechselt und
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