Bezaubernde Spionin
als er das aussprach, »vertraulicheren Ort sprechen, zum Beispiel meinem Gemach. Buffon, begleitet Ihr uns?«
Der Barde nickte, und die drei Männer gingen zügig zu den Räumlichkeiten des Lordkämmerers, obwohl Sir Archibald murrte und etwas von »alberner Geheimniskrämerei« murmelte. Aber natürlich kam er trotzdem mit.
»Buffon, wann genau sollten Lady Aylinns Garderobe und Lakaien nach London aufbrechen?«, fragte Rupert, sobald sie in seinem Gemach standen und er persönlich die Tür hinter sich und den Männern geschlossen hatte.
Buffon sah den Lordkämmerer erstaunt an und grinste plötzlich über das ganze Gesicht. »Die Lakaien sind bereits unterwegs, Mylord«, sagte er. »Aber das dürfte kein Problem sein. Es sind immerhin drei Kutschen mit Truhen und den Hofdamen, die nach Edinburgh transportiert und dort auf ein Schiff verladen werden.« Er zog die Brauen zusammen, als er nachdachte. »Sie sind aber frühestens in vier Tagen in London.« Er lächelte. »Aber eine Kutsche mit der Kammerzofe der Herzogin und ihrem Mundschenk ist bereits gestern losgefahren. Sie ist gewiss noch nicht sehr weit gekommen. Wir können sie immer noch einholen. Vorausgesetzt, Ihr stellt uns einige schnelle Pferde zur Verfügung.«
»Uns?«, mischte sich Sir Archibald ein. »Junger Freund, was meint Ihr mit …?«
»Selbstverständlich«, fiel Sir Rupert dem Lordkanzler ins Wort. »Daran soll es uns nicht mangeln, Buffon«, antwortete Rupert. »Ich bin sicher, dass wir in den königlichen Stallungen ausgezeichnet versorgt werden. Ihr bekommt, was Ihr wollt.«
Buffon nickte. »Ich will nur Nanette wiederhaben, Mylord, das genügt mir vollkommen.« Er warf Sir Rupert einen vielsagenden Blick zu. »Was Ihr gewiss versteht, Sir Rupert?«
»Allerdings, Buffon, das verstehe ich nur zu gut. Und ich verspreche Euch eines: Ihr werdet sie zurückbekommen, und zwar schon bald.«
Sir Archibald war dem Wortgeplänkel sichtlich verwirrt gefolgt und hob jetzt Einhalt gebietend die Hand. »Einen Moment, Sir Rupert«, sagte er. »Ihr habt doch nicht etwa vor, nach …?«
»Doch, Sir Archibald, genau das habe ich vor«, fiel Rupert ihm ins Wort. »Und Buffon O’Dermick wird mich begleiten.«
»Mit Vergnügen, Mylord Lordkämmerer, Sir.« Buffon rieb sich unternehmungslustig die Hände. »Wann brechen wir auf?«
»Sofort.« Rupert sah Sir Archibald an. »Wir werden auf dem Weg in Mandrake Manor vorbeireiten und Connor einen Besuch abstatten. Zum Glück liegt die Burg des Earls von Glaschoire auf dem Weg. Und an Euch, Sir Archibald, habe ich auch eine Bitte. Ihr müsst etwas für mich vorbereiten, wenn ich aus England zurückkehre.«
»Ihr wollt tatsächlich wegen dieses Steins Euer Leben riskieren?«, gab Sir Archibald zurück. »Die Königin hat sicher mit ihrer Bitte nicht gewollt, dass Ihr persönlich nach London …«
»Ich glaube, Sir Archibald, dass ich sehr genau weiß, was die Königin will«, fiel der Lordkämmerer ihm ins Wort. »Und ich habe vor, Ihr diesen Wunsch auch zu erfüllen. Und dafür brauche ich Eure Hilfe.« Er sah Buffon an. »Geht zu den Stallungen und sagt zu den Stallburschen, sie sollen Pferde für uns satteln und Ersatzpferde bereitstellen. Die schnellsten Renner, die wir haben.« Er wartete, bis Buffon weg war, und wandte sich dann an den Lordkanzler. »Vertraut Ihr mir, Sir Archibald?«
Als der ältere Mann ihn ansah, seufzte und schließlich zögernd nickte, lachte Sir Rupert. »Gut. Denn ich habe einen Plan, was diese Versammlung der Clans angeht. Und zwar stelle ich mir die ganze Sache folgendermaßen vor …«
*
»Da reiten sie.«
Joan Beaufort erhob sich bei den Worten ihrer Kammerzofe von dem gepolsterten Lehnstuhl in ihren Privatgemächern, der im Unterschied zu ihrem Thronsessel weit weniger prunkvoll, dafür aber erheblich bequemer war. Sie trat neben die Frau an das hohe Fenster ihrer Kemenate, von dem aus sie einen Blick auf den Burgfried und den gähnenden Schlund des Torhauses hatte, der zur Zugbrücke des Königsschlosses von Perth führte.
Tatsächlich. Sie konnte zwar nur zwei dunkle Gestalten auf Pferden erkennen, die jeder ein Ersatzpferd hinter sich an der Leine führten, aber sie wusste so gut wie sicher, um wen es sich handelte. Im nächsten Moment wurde es zur Gewissheit, als die Reiter an den beiden blakenden Fackeln rechts und links neben dem schwarzen Torhaus die Pferde zügelten und der erste Reiter, der größere der beiden, die Kapuze seines Reitmantels zurückschlug
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