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Bezaubernde Spionin

Bezaubernde Spionin

Titel: Bezaubernde Spionin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jo MacDoherty
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wurde, wie gut ihr Plan aufging. Aber sie hatte noch ein weiteres Argument, das sie dem Lordkämmerer vor der Nase schwenken konnte. Sie hätte fast den Kopf geschüttelt, als sie daran dachte, wie sie auch nur eine Sekunde hatte mit dem Gedanken spielen können, diesen Mann zu verschonen. Er mochte hinreißend aussehen und ganz sicher seine Qualitäten beim Liebesspiel haben – die hatte er bestimmt, denn Lady Aylinns Stöhnen und Seufzen neulich nachts in der Erkernische war ganz sicher nicht vorgespielt gewesen. In dieser Zurschaustellung war Lady Georgina Harrington selbst viel zu erfahren, als dass sie sich hätte etwas vormachen lassen. Oh, nein, als Liebhaber mochte er passabel sein, aber es war nichts Besonderes an ihm. Er war ein Mann wie jeder andere auch, und es bedurfte nur eines tiefen Dekolletés und zarter, schlanker weiblicher Fesseln, und auch er verwandelte sich in einen hirnlosen Idioten. Nur zu schade, dass es nicht ihr Dekolleté und ihre Fesseln waren, die das bei ihm auslösten. Aber letztlich spielte das nicht wirklich eine Rolle. Es gab genug andere Männer, die sich ihren Reizen nur allzu willig unterwarfen. Lady Georgina schluckte, als sie bei diesem Gedanken einen schalen Geschmack im Munde verspürte, und schob den Gedanken, dass dies vielleicht allmählich langweilig wurde, entschlossen beiseite. Sie hatte sich auf eine Aufgabe zu konzentrieren, und sie würde sie in gewohnter Sachlichkeit und Effizienz erfüllen. »Der Herzog überlegt sogar«, fuhr sie fort, »die Herzogin und ihren zukünftigen Gemahl in der Westminster Abbey trauen zu lassen, sozusagen auf dem Stein von Scone, der dort liegt. Eine wirklich großartige Idee, muss ich sagen, und eine wahrhaft großzügige Geste.« Sie drehte sich wieder zu Rupert herum. »Ich bin sicher, dass viele Eurer schottischen Clansleute dieser Feier unbedingt beiwohnen wollen, nicht zuletzt, um zu sehen, wie der Stein von Scone wieder zu Ehren kommt.« Sie lächelte kalt. »Zu schade, dass Ihr nicht ebenfalls daran teilnehmt, Sir Rupert, habe ich recht? Denn soweit ich gehört habe, steht Ihr der Herzogin doch recht nahe.« Ihr Lächeln wurde fast boshaft. »Oder habt Ihr zumindest recht nahegestanden, gelegentlich jedenfalls.«
    Rupert schluckte und kämpfte gegen seine Wut an, während er Georgina Harrington äußerlich fast unbewegt zuhörte. Es gelang ihm, sich zusammenzureißen, und nachdem sie zu Ende gesprochen hatte, verbeugte er sich knapp vor der englischen Gesandten.
    »Ich danke Euch sehr, Lady Harrington, dass Ihr so freundlich wart, mich über die … Gedanken meiner Königin aufzuklären. Ich stehe tief in Eurer Schuld, Mylady.«
    »Oh, Sir Rupert, das ist nicht der Rede wert. Ich helfe gern, wenn ich kann«, erwiderte Georgina kühl und streifte den Träger ihres Kleides wieder hoch.
    »Das ist mir vollkommen klar, Mylady. Dennoch verspreche ich Euch, dass ich Euch meine Dankbarkeit noch beweisen werde. Aber jetzt müsst Ihr mich entschuldigen, Mylady. Wichtige Pflichten rufen mich.«
    »Zweifellos, Sir Rupert.« Georgina senkte den Kopf. »Übrigens habt Ihr vermutlich nicht mehr allzu lange Gelegenheit, mir Eure Dankbarkeit zu … beweisen.« Sie hob den Kopf und sah Rupert spöttisch an. »Meine Aufgaben hier am schottischen Hofe sind so gut wie erledigt, und ich werde wohl bald nach London zurückkehren.« Sie lächelte. »Ich darf ja wohl kaum auf einen Besuch von Euch dort hoffen, also solltet Ihr vielleicht nichts versprechen, was Ihr nicht halten könnt.« Ihre Augen funkelten, als sie weitersprach. »Solltet Ihr Euch jedoch anders entscheiden, und mich dennoch aufsuchen, vergesst Euer Schwert nicht. Ein Mann ohne sein Schwert vermag seine Pflicht wohl kaum befriedigend zu erfüllen, habe ich recht? Weder hier …«, sie verzog die Lippen, »noch in England.«
    Rupert zog es vor, auf diese Bemerkung nicht zu antworten, verneigte sich nur vor der Gesandten, stürmte aus ihrem Gemach – und wäre fast mit Buffon O’Dermick zusammengeprallt. Der Ire hatte offenbar an der Tür gelauscht, denn er richtete sich hastig auf und trat rasch einen Schritt zur Seite. Sir Archibald stand neben ihm und musterte Rupert forschend.
    »Waren Eure diplomatischen Bemühungen erfolgreich, Sir Rupert?«, fragte der ältere Lordkanzler ihn.
    »Das kommt ganz auf die Sichtweise an, Sir Archibald«, erwiderte Rupert ausweichend und sah dann Buffon O’Dermick scharf an. »Und vor allem würde ich darüber gern an einem …«, er lächelte,

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