Bezaubernde Spionin
streckte wieder die Hand nach ihr aus, und Georgina spürte, wie trotz ihrer Ernüchterung ein Zittern durch ihren Körper lief.
»Aber das einzige Risiko, das Ihr eingegangen seid, dürfte bereits hinter Euch liegen. Wie ich sehe, habt Ihr Euch ein Andenken von Eurem Besuch bei den Stallungen mitgebracht, Lady Harrington«, meinte er kühl, als er mit der Hand in ihr Haar griff und einen Strohhalm aus ihrem Haar zog. »Ich hoffe in Eurem eigenen Interesse, dass es das einzige … Andenken ist, das Ihr Euch dort eingefangen habt.« Er verzog spöttisch die Lippen. »Ihr wisst vielleicht, dass Stallburschen gemeinhin recht freizügig mit ihrer Gunst sind. Und ebenso großzügig gewisse … Unpässlichkeiten auf irgendwelche … unvorsichtigen Ladys verteilen. Und was den Herzog von Bedford angeht … ich glaube, dass er alles andere als erfreut sein wird, wenn er auf diese Weise an Euren … Eroberungen teilhat.«
Georgina zuckte vor Ruperts kühlem Blick zurück. Sie hatte sich geirrt, einfach nur geirrt, das war alles. Dieser Kerl war nichts weiter als ein ganz normaler, ungehobelter schottischer Barbar, der darüber hinaus auch noch die Frechheit besaß, sie, Lady Georgina Harrington, die zweifellos begehrenswerteste und umschwärmteste Frau am englischen Hofe, einfach zurückzuweisen. Und zwar, weil er ihr diese schottische Schlampe vorzog. Pah! Er ahnte ja nicht, was ihm entging! Sie ließ sich jedoch ihre Gefühle nicht anmerken, sondern senkte hastig den Blick, damit Rupert die Mordgedanken nicht erkennen konnte, die darin glühten. Niemand gab Georgina Harrington einen Korb. Niemand! Und schon gar nicht ungestraft!
Er wollte seine alberne kleine Herzogin wieder haben? Nun gut, diesen Gefallen konnte sie ihm tun. Sie würde ihm die Entscheidung erleichtern, nach England zu eilen, um dort sein kleines Liebchen aus den Klauen des bösen Herzogs zu befreien.
Sie würde ihm sogar den genauen Aufenthaltsort des Steins von Scone verraten, damit er ihn auch wirklich fand. Und die Soldaten, die John von Bedford dort stationiert hatte, sowie Richard von York nicht vergeblich auf ihn warteten.
Sie verbeugte sich lächelnd und hatte sich wieder vollkommen unter Kontrolle, als sie von Rupert zurücktrat und sich an den Tisch in ihrem Gemach lehnte. Nur die Hitze zwischen ihren Schenkeln hatte noch nicht nachgelassen, aber dem würde sie Abhilfe verschaffen, sobald Sir Rupert gegangen war.
Mochten die Stallburschen auch ungepflegt und wenig raffiniert sein, sie waren gut gebaut gewesen und waren zweifellos in der Lage, ihren Wünschen noch ein zweites Mal zu genügen.
»Ich danke Euch für Eure Sorge um mein Wohlergehen, Sir Rupert«, sagte sie kühl. »Aber der Herzog von Bedford hatte noch nie Grund, sich über meine … Erfolge«, sie betonte das Wort nachdrücklich, »zu beschweren.« Sie presste unwillkürlich die Lippen zusammen und verengte die Augen zu Schlitzen, womit sie die Maske der heißblütigen Geliebten endgültig fallen ließ.
»Die Königin macht sich zu Recht keine Sorgen um das Schicksal der Herzogin. Denn mein Regent hat ihr einen Brief geschickt, in dem er ihr deutlich gemacht hat, dass seine Nichte nicht als Gesandte, sondern ausschließlich als Mitglied seiner Familie am englischen Hofe willkommen geheißen wird. Außerdem ist er sehr zuversichtlich, dass sie, sobald sie dem Einfluss gewisser … Männer hier in Schottland entzogen ist«, sie sah Rupert vielsagend an, »auch bereit ist, dem Gemahl, den Herzog John für sie ausgewählt hat, ihre Hand zu reichen. Sie würde unter diesen Umständen wohl kaum einwilligen, freiwillig nach Schottland zurückzukehren, nicht wahr? Und jeder Versuch, sie mit Gewalt zu entführen, würde sich zweifellos unter den schottischen Clans sehr bald herumsprechen, und jeder Versuch des schottischen Königs, sie zwangsweise zu vermählen und damit die Clans zu befrieden, wäre zum Scheitern verurteilt. Außerdem dürfte dieses Problem ohnehin in einigen Tagen oder Wochen gelöst sein, und das weiß wohl auch Eure Königin, die sich deshalb gar nicht erst weiter über dieses Problem den Kopf zerbricht. Denn ich darf Euch versichern, Sir Rupert, dass der zukünftige Herzog von Albany eine Zierde des englischen Hochadels ist und Lady Aylinn ihm ganz gewiss freudig die Hand reichen wird.« Sie lächelte über Ruperts grimmige Miene, drehte sich jedoch rasch um und blickte aus dem Fenster, damit er ihren triumphierenden Gesichtsausdruck nicht bemerkte, als ihr klar
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