Bezaubernde Spionin
bis er Moos ansetzt. Hauptsache, ich habe dich wieder, Liebste. Ich …«
»Ich liebe dich, Rupert«, unterbrach Aylinn ihn. »Ich liebe dich so sehr, und ich habe dir so großes Unrecht angetan. Wie kann ich das …?«
»Das hast du schon, indem du noch am Leben bist und mir sagen kannst, was du für mich empfindest. Mehr brauche ich nicht!« Rupert sah sie zärtlich an. »Damit allein machst du mich glücklich.
»Nicht? Du willst nicht mehr?«, fragte Aylinn mit gespielter Enttäuschung. »Ich dachte, du würdest um meine Hand anhalten und mir versprechen, mich für immer und ewig zu lieben und glücklich zu machen und auf Händen zu tragen!«
Rupert lachte leise. »Nun, Letzteres mache ich ja bereits, falls dir das entgangen ist. Und was das andere betrifft …«
»Das kann warten!«, unterbrach ihn Kersham. »Wir müssen uns beeilen.«
»Nicht so hastig!«
Bei dem barschen Klang der Stimme an der Tür fuhren sie alle herum.
Und starrten den Mann an, der dort stand, ein schottisches Kurzschwert in der Faust, den Tartan über die Schulter geworfen und das Bonnet mit den drei Federn auf dem Kopf, das ihn als Chieftain mehrerer Clans auswies.
Jetzt trat er in den Raum, während sich hinter ihm mehrere Clansleute drängten, welche die Tür versperrten, ebenfalls mit gezückten Schwertern.
»Was ist hier vorgefallen?«, wollte William Douglas wissen und musterte die Anwesenden nacheinander mit einem kalten Blick. Er betrachtete Rupert scharf, sah dann Aylinn an, hob eine Braue, als er ihr zerrissenes Kleid und geschwollenes Gesicht bemerkte, hob auch noch die andere Braue, als er sah, wie sie sich an Rupert schmiegte, und presste die Lippen zusammen, als sein Blick schließlich auf Richard von York landete.
Der immer noch mit geöffneter Hose auf dem Boden lag, mit dem Arm in seinem eigenen Erbrochenen.
»Wie Ihr seht, William Douglas«, erwiderte Rupert und ließ Aylinn vorsichtig zu Boden gleiten, »haben Eure englischen Freunde eine etwas merkwürdige Vorstellung von Familie und Gastfreundschaft.« Er stützte Aylinn am Ellbogen und überzeugte sich, dass sie stehen konnte. Dann trat er einen Schritt vor und baute sich vor dem schottischen Clanchief auf. »Und die Frage ist, Sir, geht es Euch wirklich um Schottland? Oder seid Ihr nur an Eurem eigenen Wohlergehen interessiert?« Rupert sah, wie der Clanchief die Stirn runzelte und ihn anstarrte. Sein Blick war grimmig, aber weit weniger feindselig, als er erwartet hätte. Rupert schöpfte wider Erwarten Hoffnung. »Und möglicherweise, Sir, nur möglicherweise, ist die Antwort auf diese Fragen beide Male die gleiche.«
Einen Moment lang schien das Tableau in der Schwebe zu hängen, doch dann knirschte William Douglas mit den Zähnen, schob sein Schwert in die Scheide und trat einen Schritt zurück. Er machte eine herrische Handbewegung, und seine Clansleute steckten ihre Waffen ebenfalls ein.
»Wir sind Schotten, Lordkämmerer. Wir alle.«
Buffon holte Luft, um zu protestieren, aber als Nanette sanft seine Hand drückte, schloss er den Mund wieder und nickte stumm. Jetzt war wahrlich nicht der rechte Moment für geistreiche Bemerkungen.
»Und wir kämpfen nicht gegen Frauen.« Er sah den Lordkämmerer scharf an. »Wieso habt Ihr nicht den Stein geholt? Bedford war sich absolut sicher, dass Ihr das tun würdet.«
»Wieso seid Ihr hier, wenn Ihr das glaubt?«, konterte Rupert.
Einen Moment lang veränderte sich Williams Miene nicht, dann lockerte sie sich ein kleines bisschen auf. Fast unmerklich, aber doch zu erkennen.
»Ich hatte so eine Ahnung«, erwiderte er. »Ich war im Thronsaal, als Ihr Euch begegnet seid, schon vergessen?«
Rupert sah Aylinn an, die leicht mit den Schultern zuckte.
»Lady Georgina Harrington hat versucht, uns einzureden, dass die Herzogin Euch hasst und deshalb nach England gereist ist. Zu ihrem ›liebenden Onkel‹ und seinem Vertrauten, dem Cousin des Königs.« William Douglas warf einen verächtlichen Blick auf die regungslose Gestalt am Boden. »Ich bin nach wie vor der Ansicht, dass James I. nicht das rechtmäßig gekrönte Oberhaupt Schottlands ist«, knurrte er. »Aber ich weiß, wann eine Frau aus Liebe vor einem Mann flieht und wann sie das aus Hass tut.« Er sah Aylinn an und verbeugte sich kurz. »Herzogin. Ich werde Euch nicht daran hindern, nach Schottland zurückzukehren. Und auch nicht Eure Begleiter.«
Er sah Rupert an. »Wir sind noch nicht fertig miteinander, Lordkämmerer«, knurrte er. »Aber ich
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