Bezaubernde Spionin
habe den Gemahl kennengelernt, den der englische Regent für diese schottische Herzogin auserwählt hat.« Er spie auf den Boden. »Ich habe keine Ahnung, wie Ihr es mit Eurem Gewissen vereinbaren könnt, dass Ihr den Mann liebt, der Euren Vater getötet hat«, knurrte er und sah wieder zu Aylinn hinüber. »Aber eines weiß ich: Er hat mehr Ehre im Leib, als Euer Vater jemals gehabt hat.«
Er drehte sich um und ging zur Tür. Seine Clansleute machten ihm Platz. Im Gang drehte sich William noch einmal herum. »Ihr habt eine halbe Stunde, nicht länger. Dann wird Bedford den Braten riechen.« Er grinste plötzlich. »Im Hafen liegt ein Schiff, die
Blaue Distel.
Sie wird von den Engländern nicht bewacht. Das Losungswort, um an Bord zu gelangen, ist …«
»Aus Liebe zu Schottland«, sagte Rupert, einer Eingebung folgend.
William sah ihn überrascht an. »Allerdings, Mylord. Aus Liebe zu Schottland.« Er kniff erneut scharf die Augen zusammen. »Und vergesst das nicht!«
Rupert schlang einen Arm um Aylinns Schultern und zog sie an sich. Sein Herzschlag beschleunigte sich, als er spürte, wie sie sich vertrauensvoll an ihn schmiegte und ihren Arm um seine Taille schlang. »Das werde ich nicht, Douglas. Aber Sir, vergesst Ihr es auch nicht!«
Williams Blick verdunkelte sich, aber er sagte kein Wort, als er sich mit einem Ruck abwandte und gefolgt von seinen Männern durch den Gang davonmarschierte.
Rupert sah auf Aylinn hinab, die seinen Blick mit vor Liebe leuchtenden Augen erwiderte. Dann senkte er den Kopf und küsste sie. »Aus Liebe zu Schottland, Liebste. Gewiss, aber vor allem aus Liebe zu dir, für immer und immerdar, solange ich lebe!«
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Epilog
Perth, königlicher Palast
N anette DeFleurilles seufzte und fuhr mit der Bürste beinahe gedankenverloren über die welligen Haare der Frau, die vor ihr geduldig auf der gepolsterten Bank saß, und musterte im Spiegel das strahlende Gesicht, die funkelnden Augen, die tief smaragdgrün leuchteten, und die makellosen Wangen, die leicht gerötet waren vor Aufregung und an Pfirsiche erinnerten. Nanette seufzte erneut und fuhr weiter mit der Bürste über das Haar. Sie dachte unwillkürlich an Buffon und sich selbst, an ihre Liebe, und ihr traten erneut die Tränen in die Augen, als sie sich vorstellte, dass die Herzogin jetzt sogar den Mann, den sie liebte, ehelichen konnte, und malte sich aus, wie glücklich sie doch sein musste …
»Ich wäre noch ein wenig glücklicher, Nanette«, sagte Aylinn amüsiert und riss die Hofdame aus ihrer romantischen Betrachtung, »wenn Ihr Euch einer anderen Strähne widmen würdet. Diese hier dürfte genug gepflegt worden sein. Wenn Ihr noch lange weitermacht, dann bürstet ihr mir noch die Farbe aus meinem Haar!«
Nanette fuhr zusammen und errötete zutiefst. »Verzeiht, Mylady«, stammelte sie und ließ die Haarsträhne sinken. »Ihr habt natürlich recht. Ich … ich dachte nur gerade …«
»Ich weiß, was Ihr dachtet, Nanette, liebe Freundin.« Aylinn hob die Hand und legte sie auf die schmalen Finger der Hofdame. »Ihr habt laut dabei geredet.«
Nanette schlug die Hand vor den Mund. »Oh nein! Ich hoffe, ich habe nichts Despektierliches …«
Aylinn unterbrach sie mit einem Lachen. »Nein, aber nein. Ganz und gar nicht.« Sie musterte die Hofdame in dem Metallspiegel, der auf der Frisierkommode stand. »Was ist denn mit Buffon und Euch, hm? Ihr seid doch schon recht lange ein Paar. Will er nicht …?«
Nanette lachte und legte die Bürste zur Seite. Dann nahm sie das dünne Gazetuch weg, das sie auf die Schultern der Herzogin gelegt hatte, und auf dem sich einige Haare gesammelt hatten, schlug es aus und warf es achtlos auf einen Stuhl. »Oh, er will, und ob.« Sie lächelte. »Und ich auch, das schon.« Sie zog fast spitzbübisch ihre Nase kraus und legte einen Finger an den Mund. »Aber leider wollen wir nie gleichzeitig. Heiraten, meine ich.« Sie errötete. »Alles andere ist ganz wundervoll. Ich meine, versteht mich nicht falsch, Buffon ist ein großartiger Mann …«
»Ja, gewiss, das ist er.« Aylinn nickte, doch dann schweiften ihre Gedanken ab, zu dem Mann, der ihr ganzes Denken und Fühlen erfüllte, tagsüber und nachts. Oh, vor allem nachts! Sie errötete, als sie an die letzte Nacht dachte. Als sie nach dem ausgiebigen, leidenschaftlichen und zutiefst befriedigenden Liebesspiel köstlich ermattet nebeneinander auf dem Bett in seinem Gemach gelegen hatten, hatte sie ihm lachend gesagt, dass er seine
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