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Bezaubernde Spionin

Bezaubernde Spionin

Titel: Bezaubernde Spionin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jo MacDoherty
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schottischen Hof leben können, und das würde der neue Herzog von Albany zweifelsohne wollen, wenn er dabei jeden Tag dem Mann ins Gesicht blicken musste, der seinen potenziellen Schwiegervater getötet hatte, nachdem er ihrer Tochter die Unschuld geraubt hatte. So würde der Hofklatsch es zweifellos darstellen. Sir Archibald konnte sich sehr gut ausmalen, wie die Höflinge spotten würden. Und dass Aylinn Sir Rupert ihre Unschuld sehr bereitwillig geschenkt hatte, wie Sir Archibald wusste, machte es auch nicht gerade besser. Der neue Herzog würde sicherlich einen schweren Stand haben, vor allem, wenn Rupert tatsächlich irgendwann Lordkanzler wurde.
    Ebenso wenig kam eine Heirat mit dem jungen Stewart infrage. Und das nicht nur, weil er ihren Vater getötet hatte, sondern auch, weil James I. kaum daran interessiert sein konnte, die Häuser Albany und Stewart zusammenzubringen. Denn sollte Sir Rupert irgendwann das Erbe von Walter Stewart antreten, seinem Großvater, war er der mächtigste Stewart in Schottland. Verfügte er dann noch über die Titel und Besitzungen sowie die Hausmacht des Herzogtums von Albany, wäre er zweifellos der mächtigste Mann in Schottland. Und möglicherweise sogar mächtiger als selbst der König. Aus genau aus diesem Grund würde auch der Herzog von Bedford einiges gegen eine Heirat der beiden einzuwenden haben. Denn wenn seine ferne Verwandte Aylinn Sir Rupert ehelichte, dessen Loyalität ganz zweifelsfrei sowohl James I. als auch ganz eindeutig Schottland gehörte, wäre sämtlichen Versuchen Bedfords, sozusagen einen Fuß in die Tür zur schottischen Politik zu bekommen, ein Riegel vorgeschoben. Das wusste Sir Rupert sicherlich ebenso gut wie er, Sir Archibald. Er seufzte. Nun, er konnte sich jedenfalls gratulieren. Seine Wortwahl war wahrhaftig eine diplomatische Meisterleistung gewesen, und …
    »Ein … Dilemma?« Sir Rupert runzelte die Stirn. »Was soll das heißen, Sir Archibald? Was meint Ihr mit Dilemma?«
    Der Lordkanzler schluckte. »Ich meine eben … Dilemma«, wiederholte er unbehaglich. »Ihr wisst schon. Ein Dilemma eben.« Er sah den Jüngeren hoheitsvoll an.
    Sir Rupert schien ihn mit seinem Blick an das schwere Eichenholz der Zimmertür nageln zu wollen. »Ja, Sir Archibald. Ich weiß sehr gut, was ein Dilemma ist!«, fauchte er. »Und wenn Ihr nicht gleich deutlich und klar sagt, was Ihr denkt, Sir Archibald, werdet Ihr Euch in einem Dilemma wahrhaftig herkulischen Ausmaßes wiederfinden. Habe ich mich klar ausgedrückt?«
    Sir Archibald stieß vernehmlich die Luft aus. »Ich meine, dass Aylinn von Albany vielleicht zwischen zwei Gefühlen schwankt, Sir Rupert. Und dass sie nicht entscheiden kann, von welchem von beiden sie sich leiten lassen soll. Ihr versteht?«
    Sir Rupert ließ sich nicht anmerken, ob er verstand, sondern starrte Sir Archibald nur schweigend an. Als der Ältere schwieg, hob der Lordkämmerer aufmunternd die Brauen.
    Sir Archibald seufzte resigniert. »Also gut. Aylinn von Albany ist seit dem Tod ihres Vaters eine der mächtigsten und einflussreichsten Adligen Schottlands, richtig?«, meinte er. »Und jemand mit so viel Einfluss und Macht …«, fuhr er fort, als Sir Rupert nickte. Einmal. Und eher barsch. » … kann sich nicht einfach frei entscheiden, wie es ihm sein Herz rät, Sir Rupert. Das müsste Euch doch eigentlich klar sein, habe ich recht?«
    Diesmal zuckte Sir Rupert mit den Schultern. »Schon möglich. Aber wenn das alles so klar ist, sollten Euch die Worte etwas leichter über die Lippen kommen, Sir Archibald, meint Ihr nicht? Also, worauf wollt Ihr hinaus?«
    Sir Archibald knurrte. »Also gut. Kurz gesagt, mein junger Freund, ich vermute, dass Lady Aylinn, die Herzogin von Albany, nicht nur aus Pflichtgefühl Schottland gegenüber nach England gehen will.«
    »Nicht?«
    »Nein, wohl nicht.« Sir Archibalds Miene verdüsterte sich, als er die nach wie vor verständnislose Miene seines Gegenübers bemerkte.
    »Sondern?«
    Archibald hob ergeben die Hände. »Sondern um vor diesen eben erwähnten widerstreitenden Gefühlen zu fliehen.« Er senkte den Kopf und sah Sir Rupert eindringlich an. »Himmel, junger Stewart, ich habe genug mitbekommen, um zu wissen, dass sie Euch damals nichts vorgespielt hat. Ich meine …«, er unterbrach sich. Es war vielleicht nicht klug, dem jungen Mann ausgerechnet in diesem Moment zu verraten, dass er ihn und Aylinn von Albany damals, wenn auch nur zufällig und sehr kurz, bei ihrem Liebesspiel

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