Bezaubernde Spionin
sondern Herzogin Aylinn von Albany, die, wenn er seinen Ohren hatte trauen können, ganz offenkundig nicht in Schwierigkeiten steckte, sondern eher im siebten Himmel schwebte. Oder zumindest dorthin unterwegs war. Und zwar mit Pauken und Fanfaren, wenn er richtig gehört hatte.
»Verdammt, Archibald! Was findet Ihr daran lustig?«
Sir Archibalds Grinsen erlosch, und er hätte sich bei Ruperts wütender Stimme beinahe an seinem Wein verschluckt. Er gurgelte einen Moment, um das köstliche Getränk nicht einfach auszuprusten, schluckte und sah dann Rupert vorwurfsvoll an. »Seht Ihr? Jetzt hätte ich mich fast …!«
»Archibald!« Rupert fletschte die Zähne.
»Sir Rupert?«
»Habt Ihr es gewusst?«
»Was?« Archibald wusste genau, was Rupert meinte, aber seine langjährige Erfahrung als Politiker und seine ebenso langjährige Erfahrung im Umgang mit heißblütigen schottischen Liebhabern ließen es ihm geraten erscheinen, auf Zeit zu spielen und sich zunächst einmal dumm zu stellen.
Nur schade, dass Rupert einer der wenigen klugen Männer war, der Archibald diese erprobte Verstellung nicht eine Sekunde abnahm.
Rupert stieß einen derben und ziemlich blutrünstigen Fluch aus.
Sir Archibald wurde blass. »Meine Güte! So etwas würdet Ihr wirklich tun?«
»Arrrgh!« Rupert ballte die Fäuste. »Ich werde Euch … ich werde …« Sein Blick fiel auf die Weinkaraffe, und er grinste plötzlich, trotz seiner sichtlich angespannten Stimmung. »Ich werde Euch in Zukunft gutes, gesundes schottisches Quellwasser statt Wein kredenzen, wenn Ihr nicht augenblicklich …«
»Schon gut, mein junger Freund, schon gut. Es ist nicht nötig, gleich bis zum Äußersten zu gehen!«, erwiderte Sir Archibald hastig und legte wie schützend die Hand auf die Karaffe. »Ich habe es nicht gewusst; jedenfalls nicht, bis Seine Majestät mich vor der Audienz darüber informierte.« Er sah Ruperts wütendes Gesicht und sprach rasch weiter. »Lady Aylinn ist eben, wie ich bereits sagte …«
»Ihr habt gar nichts gesagt, das ist es ja eben!«, unterbrach ihn Rupert.
»Wie ich gesagt hätte, wenn Ihr mich zu Wort kommen ließet …«
Rupert knurrte tief in der Kehle. Es war ein drohender Laut, fast wie das Grollen einer zum Sprung bereiten Raubkatze, und Sir Archibald nahm sich einen Moment Zeit, diesen jungen Mann vor sich zu bewundern. Seine Majestät James I. von Schottland, wie sich Jakob Stewart ja seit seiner Krönung nannte, hatte wirklich einen außerordentlich guten Instinkt bewiesen, als er sich der Dienste des jungen Stewarts versichert hatte. Sir Archibald strich sich mit der freien Hand über seinen Bart, während er ein wenig zerstreut die Karaffe anhob und einen Schluck Wein in seinen Pokal füllte und gleichzeitig unerschrocken den glühenden Blick von Rupert erwiderte.
Der Monarch hatte nach seiner Krönung den alten Clanchief aus mehreren Gründen zu seinem Lordkanzler gemacht. Sir Archibald war schon immer ein getreuer Anhänger Jakobs gewesen und hatte zusammen mit Juliet die Rückkehr Jakobs aus englischer Gefangenschaft nach Schottland bewerkstelligt und gemeinsam mit Connor McPherson verhindert, dass der damalige Reichsverweser Schottlands, Robert Stewart, und der hinterhältige Herzog Argyll von Albany den König gleich nach seiner Ankunft erneut einkerkern und möglicherweise sogar ermorden konnten. Sir Rupert von Atholl, ein Neffe Roberts, hatte bei dieser Rückkehr und dem Aufeinandertreffen in Edinburgh ebenfalls eine entscheidende Rolle gespielt. Der junge Stewart hatte sich, sehr zur Überraschung seines Onkels Robert und des Herzogs von Albany, auf die Seite des Königs gestellt. Worüber Sir Archibald sehr froh gewesen war. Denn einen Moment hatte es so ausgesehen, als würde es zwischen Rupert und Connor McPherson zu einem Zweikampf kommen, der möglicherweise den Ausgang des ganzen Unternehmens hätte entscheiden können. Denn wer am Ende bei einem Zweikampf zwischen diesen beiden Männern obsiegt hätte, war keineswegs ausgemacht. Sir Archibald wusste sehr gut, wie wild und leidenschaftlich Connor McPherson mit dem Schwert kämpfen und wie gut er damit umgehen konnte.
Allerdings hatte Sir Archibald auch Sir Rupert fechten sehen. Dass der Mann mit der Armbrust umzugehen verstand, hatte er ja bereits an jenem schicksalhaften Tag bewiesen, aber er verstand es auch meisterlich, mit dem Rapier zu fechten, und war auch im Umgang mit dem Langschwert sehr geschickt. Im Gegensatz zu Connor jedoch kämpfte
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