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Bezaubernde Spionin

Bezaubernde Spionin

Titel: Bezaubernde Spionin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jo MacDoherty
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Rupert anging, als sie sich anmerken ließ. Sie schluckte, doch dann kehrte ihr Blick zu ihrem Spiegelbild zurück. Auch ohne das Korsett waren ihre Brüste voll und straff, ihre Taille schmal und ihre Hüften sanft geschwungen. Ihre langen Beine waren wohlgeformt und kräftig vom vielen Reiten. Sie streifte sich das seidene Nachtgewand über, und als der weiche Stoff ihre Haut liebkoste, erinnerte sie sich daran, wie gut es sich angefühlt hatte, als Ruperts Hände über sie geglitten waren und er mit seiner Zunge und seinen Fingern ein wahres …
    Sie riss erschrocken die Augen auf.
Hör endlich auf damit,
schalt sie sich.
    Oh, nein, mach weiter,
wisperte eine kleine Stimme in ihrem Hinterkopf. Dieselbe kleine Stimme, die sie erst heute Morgen nach ihren wahren Gefühlen für Rupert gefragt hatte. Und die sie jetzt erneut wütend zum Verstummen brachte.
    »Nein, nein, nein!«
    »Mylady?«
    Aylinn drehte sich um und sah Nanette DeFleurilles an. »Ihr habt recht, Nanette«, sagte sie. »Ich werde mich nicht mit dieser englischen Schlange vergleichen. Das habe ich nicht nötig. Ganz und gar nicht.«
    »Nein, Mylady. Natürlich nicht.« Nanette nickte bestätigend, bückte sich, hob das grüne Samtkleid vom Boden auf und drapierte es ordentlich über einen Ständer. »Obwohl ich sagen muss …«
    »Ja?«, meinte Aylinn, als Nanette verstummte. »Was wollt Ihr sagen?«
    »Nun, ganz offensichtlich versteht die Harrington es, ihre Reize sehr geschickt einzusetzen, Mylady.« Nanette strich angelegentlich eine nicht existierende Falte in dem Samtgewand glatt. »Ich habe zugesehen, wie sie sich heute im Thronsaal aufgeführt hat.« Die Hofdame schüttelte den Kopf und beobachtete Aylinn unter ihren Wimpern. »Sie wirkte wirklich wie eine Katze, die man in eine Voliere gelassen hat.« Nanette lachte leise. »Und die armen schottischen Vögelchen haben auch brav ihr Gefieder gespreizt und ordentlich gezwitschert. Und sie mit ihren Blicken förmlich …«
    Aylinn presste die Lippen zusammen. Das Bild gefiel ihr zwar nicht sonderlich, aber sie musste zugeben, dass Nanette nicht ganz unrecht hatte. Die schottischen »Vögelchen«, sprich, sämtliche von der Natur mit Bartwuchs beschenkte Anwesende hatten die Harrington tatsächlich mit ihren Blicken nur so verschlungen, als sie heute den Majestäten vorgestellt wurde. Während die glatthäutige Hälfte der Anwesenden aus den giftigen, sprich neiderfüllten Gefühlen in ihren Busen kaum einen Hehl gemacht hatte.
    Aylinn ballte unwillkürlich die Hände zu Fäusten. Nur der König und Sir Archibald hatten dieser Metze keine übermäßige Beachtung geschenkt, Rupert dagegen hatte sie angestarrt, als wollte er sie auf der Stelle ausziehen und in seine Höhle verschleppen! Und sie musste die ganze Zeit diesem verfluchten Cunningham zuhören, der ihr diese verlogenen Grüße ihres Onkels übermittelte …
    »… hatte nur Augen für Euch, Mylady. Obwohl sie es ganz offenkundig auf ihn abgesehen hat. Er ist wirklich ein fantastischer Mann.«
    »Lord Cunningham?« Aylinn hob überrascht die Brauen. »Nun, für meinen Geschmack ist er ein wenig ordinär und zudem recht viel zu klein und untersetzt …«
    »Aber nein, Mylady!« Nanette lachte perlend. »Natürlich nicht Cunningham. Ich meinte den Lordkämmerer, Sir Rupert von Atholl!« Nanette hatte die Bürste geholt und wollte sich gerade daranmachen, Aylinns Haar auszubürsten, seufzte jedoch und warf einen gedankenverlorenen Blick aus dem Fenster. »Ein hinreißender Mann, wirklich, und so gebildet. Ich könnte mir vorstellen … Au!« Ihr Kopf ruckte überrascht herum, als Aylinn ihr Handgelenk packte.
    »Was wollt Ihr damit sagen, Nanette?«, erkundigte sich Aylinn scharf. »Wieso sollte Sir Rupert ausgerechnet mir schöne Augen machen?« Sie war froh, dass ihre Stimme nicht bebte, aber sie konnte nicht verhindern, dass ihre Wangen sich röteten. »Immerhin hat er meinen Vater getötet, oder habt Ihr das vergessen?« Und vorher hat er mir mein Herz gestohlen und es dann ebenfalls abgeschlachtet, setzte sie voller Empörung in Gedanken hinzu.
    »Natürlich nicht, Mylady«, erwiderte Nanette überrascht. »Es ist mir einfach nur aufgefallen. Ihr … Ihr tut mir weh.«
    »Verzeihung, Nanette!« Aylinn ließ das Handgelenk der Hofdame los, atmete tief durch und versuchte dann zu lächeln. »Das wollte ich nicht. Aber bei der Erwähnung von Sir Rupert von Atholl …«
verliere ich immer die Beherrschung, und jeglichen Verstand,
dachte

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