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Bezaubernde Spionin

Bezaubernde Spionin

Titel: Bezaubernde Spionin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jo MacDoherty
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Hochverräter, dass von diesen beiden Männern der Herzog von Bedford der weit gefährlichere war. Zwar war Richard von York der Cousin Heinrichs VI., aber die Fäden der Macht in England liefen in den weichen und mit vielen Ringen geschmückten Händen des Mannes neben ihr zusammen, der sie jetzt mit einem Lächeln die Treppe des Podestes hinaufführte und zu dem Lehnstuhl geleitete. Als er sich umdrehte und sie ansah, überlief es Aylinn kalt.
    Diese Augen … die hellen Augen des Herzogs wirkten fast leblos, und sie strahlten keinen Funken Wärme aus. Nur kühle Kalkulation und noch etwas anderes, das Aylinn nicht sofort benennen konnte. Als hätte Bedford ihre Gedanken gelesen, ließ er die Lider halb herabsinken, eine Angewohnheit, die ihr Vater ebenfalls in seinen Gesprächen erwähnt und über die er sich, wenn auch mit einem gewissen Unbehagen, lustig gemacht hatte. »Der dösende Löwe«, hatte er Bedford genannt. »Nie ganz im Schlaf versunken und immer bereit zum Sprung.«
    Aylinn kam jedoch nicht dazu, weiter über den Herzog nachzudenken, weil der sich jetzt an den Mann wandte, der neben ihrem Lehnstuhl stand. Sie hatte richtig geraten, was die Identität des Höflings anging.
    »Liebe Nichte«, näselte Bedford. »Ich möchte Euch den Cousin des Königs vorstellen«, seine Stimme veränderte sich eine Nuance, und ein herablassender Unterton mischte sich hinein. »Richard von York.«
    »Durchlaucht.« Der Mann trat vor, verneigte sich kurz und packte Aylinns Hand. Er führte sie an die Lippen und küsste ihre Finger. Aylinns Augen weiteten sich einen winzigen Moment, als sie tatsächlich seine Lippen auf ihrer Haut spürte. Und York hielt ihre Hand fest, als er sich wieder aufrichtete und sie ansah. Seine dunklen Augen schienen zu glühen, und seine Lippen verzogen sich fast spöttisch, als er lächelte. »Wahrlich, welch eine Verschwendung, eine solche Schönheit am Hof dieser schottischen Barbaren verkümmern zu lassen!«, sagte er.
    Aylinn musste sich beherrschen, um ihre Hand nicht gewaltsam aus seinem Griff zu befreien. Stattdessen hob sie hoheitsvoll eine Braue und lächelte knapp. »Fürwahr, Sir Richard, aber ich hoffe, Ihr wollt damit nicht sagen, dass es besser wäre, wenn meine Schönheit am englischen Hof verkümmert.«
    Bedford lachte leise und etwas schmierig, und York hob den Kopf noch ein Stück, während er seinen Blick ungeniert über ihren Körper wandern ließ. Aylinn war froh, dass sie sich entschieden hatte, das tiefgrüne Brokatkleid anzulegen, dessen Dekolleté von einer recht dichten Gaze verhüllt wurde. Der Blick dieses Mannes war eindeutig lüstern, und als er ihr dann nach einer fast schon beleidigenden Weile wieder in die Augen sah, bemerkte sie, wie seine Augen gierig funkelten. »In dem Punkt darf ich Euch beruhigen, Durchlaucht. Ihr könnt sicher sein, dass Eure Schönheit hier weder verkümmern wird noch verschwendet ist.« Er grinste, als er sich erneut über ihre Hand beugte, aber bevor er ihre Finger mit seinen Lippen und womöglich noch mit seiner Zunge berühren konnte, zuzutrauen wäre es ihm, zog Aylinn sie zurück. »Im Gegenteil«, fuhr York fort. »Ich gebe Euch mein Wort, dass Ihr hier erst wahrhaftig erblühen werdet. Zu einer Rose, die pflücken zu dürfen sich jeder Mann glücklich schätzen würde.«
    Und zweifellos wisst Ihr auch schon, wer mich pflücken soll, dachte Aylinn grimmig und lächelte York an. »Oh, Sir Richard, Ihr wisst gewiss, dass es nicht so leicht ist, schottische Rosen zu pflücken. Sie haben recht spitze Dornen, vergesst das nicht.«
    Yorks Grinsen verstärkte sich. »Keine Sorge, Mylady. Die englischen Schwerter kommen mit schottischen Dornen bestens zurecht.«
    Bedford hüstelte, während Nanette, die hinter Aylinn stand, vernehmlich die Luft ausstieß.
    »Madame DeFleurilles«, näselte Bedford, »wenn Ihr Euch bitte zu den anderen Hofdamen begeben würdet.« Er lächelte erneut auf seine kalte, unbeteiligte Art. »Ab sofort bin ich für ihr Wohlergehen verantwortlich, und ich versichere Euch, dass ich sehr gut für meine liebe Nichte sorgen werde, jetzt, wo sie endlich in Sicherheit hier bei mir ist. Also braucht Eure Lady in meiner Gegenwart und der von Richard von York keine Anstandsdame, die ihre Tugend bewachen muss.« Er ergriff Aylinns Hand und tätschelte sie kurz.
    Aylinn hegte allerdings starke Zweifel an dieser Behauptung, und ein Blick in Nanettes Gesicht sagte ihr, dass die Hofdame ebenso wenig davon überzeugt war.

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