Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Bezaubernde Spionin

Bezaubernde Spionin

Titel: Bezaubernde Spionin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jo MacDoherty
Vom Netzwerk:
kann man das vielleicht nicht nennen.« Sie trat neben Connor und lehnte sich leicht an ihn.
    Rupert durchfuhr erneut ein schmerzlicher Stich, als er diese so unbewusste und selbstverständliche Geste sah. Er sehnte sich danach, dass Aylinn und er genauso selbstverständlich und unbewusst einander Stärke gaben, Wärme und Zuversicht, und … er sah, wie Connor seine Hand um Juliets Hüfte schlang, Liebe. Er schluckte. »Wie würdet Ihr das dann nennen?«, fragte er sie.
    Juliet lächelte. »Eine ganz und gar haarsträubende und abenteuerliche Verrücktheit, vielleicht?«
    Connor lachte leise. »Ich habe nichts weniger von dir erwartet, Liebste.«
    Auch Buffon lachte, trat um den Tisch herum zu Rupert und legte ihm freundschaftlich die Hand auf die Schultern. »Sagte ich es nicht, verehrter Lordkämmerer. Ihr braucht mich noch. Denn wer, sagt selbst, wäre besser geeignet, Euch bei einer ganz und gar haarsträubenden und abenteuerlichen Verrücktheit zu unterstützen, hm? Oder zumindest«, er grinste und trat sicherheitshalber einen Schritt von Rupert zurück, »davon zu singen, wenn die Sache schiefgeht und Ihr ins Gras beißt.«

[home]
    18. KAPITEL
    I hre Durchlaucht, Lady Aylinn, Herzogin von Albany, Herrin von Campbell House, in Begleitung ihrer Hofdame Madame DeFleurilles!«
    Mit einem lauten Knall hämmerte der Zeremonienmeister seinen Amtsstab auf den Marmorboden des Thronsaals in Westminster Palace, als er in einem unnachahmlich gelangweilt näselnden Tonfall und dennoch laut und vernehmlich ihre Ankunft verkündete.
    Aylinn zuckte bei dem Knall fast unmerklich zusammen, ließ sich aber nicht anmerken, wie unbehaglich sie sich fühlte. Sie war nur froh, dass Nanette bei ihr war, und dankte innerlich erneut ihrer Freundin Juliet, die darauf bestanden hatte, dass die Hofdame sie nach London begleitete. Sie holte tief Luft und straffte sich, als sie sich in Bewegung setzte und in den Thronsaal trat. Mit einem raschen Blick überflog sie die Schar der anwesenden Adligen Englands. Das Rauschen der Stimmen war bei der Ankündigung des Seneschalls zu einem leisen Murmeln herabgesunken, und während Aylinn mit einem gezwungenen Lächeln im Gesicht auf das Podest zuschritt, auf dem sich ein kleiner Mann mit einer mächtigen Perücke erhoben hatte, spürte sie, wie die Blicke der Höflinge sie von oben bis unten musterten, sie fast auszukleiden schienen, bevor sich die Ladys und Gentlemen des englischen Hofes verneigten, wenn sie an ihnen vorüberging. Sie fühlte ihre Blicke jedoch in ihrem Rücken, vor allem die der Männer, und sie kam sich wie ein Stück Fleisch vor, das auf dem Markt feilgeboten und begutachtet wurde. Sie lächelte, nickte freundlich nach rechts und links und setzte konzentriert einen Fuß vor den anderen. Nur nicht stolpern oder auch nur die kleinste Schwäche zeigen!, sagte sie sich und hob das Kinn ein wenig höher, als sie sich dem Podest näherte.
    Der kleine Mann, bei dem es sich, wie sie wusste, um ihren »lieben Verwandten und Onkel« Herzog John von Bedford handelte, trat die letzten Stufen des Podests herunter und kam ihr mit ausgebreiteten Armen entgegen.
    »Liebste Nichte«, begrüßte er sie, als sie noch gut fünf Schritte von ihm entfernt war. »Wie sehr ich mich freue, Euch endlich in England begrüßen zu dürfen!« Er lächelte, und Aylinn fühlte sich einen Moment an einen Wolf erinnert, der ein Zicklein betrachtete, als Bedford vor ihr stand und sie von Kopf bis Fuß musterte. Doch der Eindruck verflog, als er ihre Hände ergriff, sie kurz drückte, sich dann umdrehte und sie zu dem Podest führte, auf dem neben seinem Thron ein gepolsterter Stuhl stand, der offenbar ihr zugedacht war. Neben dem Stuhl stand ein anderer Mann, ebenfalls ein Adliger, seiner prächtigen Robe nach zu urteilen. Er war hochgewachsen, trug keine Perücke und hatte einen fast gänzlich haarlosen Schädel. Aylinn konnte nicht sagen, ob er seine Haare rasierte oder von Natur aus fast kahl war, aber der Eindruck, den er damit erweckte, war zweifellos gewünscht. Mit seinen stechenden, fast schwarzen Augen, der kühn gekrümmten Hakennase, die an einen Raubvogel erinnerte, den schmalen Lippen und dem scharfen Kinn wirkte er neben dem kleinen, etwas verweichlicht wirkenden Herzog gefährlich und wachsam, wie eine Raubkatze auf dem Sprung.
    Aber Aylinn ließ sich von diesen Äußerlichkeiten nicht täuschen. Sie wusste von den Gesprächen ihres Vaters Argyll mit Robert Stewart, dem hingerichteten

Weitere Kostenlose Bücher