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Beziehungskiller: Kriminalroman (German Edition)

Beziehungskiller: Kriminalroman (German Edition)

Titel: Beziehungskiller: Kriminalroman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martin Mucha
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Das schnurrende Geräusch
von Asphalt unter Autoreifen, einsame Autobahnen, weiche Sitze und grünes
Nachtlicht, das war der Beginn der Ferien gewesen. Genauso wichtig und genauso
schön wie das erste Eis und der erste Sprung ins Meer.
    Die
Fahrt war mir eigentlich zuwider, nichtsdestoweniger genoss ich sie, der
Kindheitsreminiszenzen wegen.
    »Ich
hab’ dich ziemlich angesteckt, scheint mir«, begann ich zu Laura, irgendwo in
der Gegend von Mistelbach.
    »Ich
bin nicht krank.«
    »So
mein’ ich das ja auch gar nicht. Wortwörtlich nicht zumindestens.«
    »Wie
sonst?«
    »Naja.
Du sitzt mitten in der Nacht im Auto, um eine arme Frau aus dem Bett zu
klingeln, weil du ein Buch benötigst … du verstehst?«
    »Hm.
Schon. Du hast mich wirklich angesteckt.« Kurze Pause. »Aber es fühlt sich
super an. Ich bin total elektrisiert. Eigentlich sollte ich müde sein, aber
keine Spur.«
    »Adrenalin
ist schon eine feine Sache.«
    »Wird
sie uns reinlassen?«
    »Du
meinst die Haushälterin?«
    »Mhm.«
    »Hoffentlich.
Sonst ruft sie die Polizei.«
    »Das
käm’ uns ungelegen.«
    »Besser,
als wenn sie einen Hund hat.«
    »Da war
keiner auf dem Hof, als wir draußen waren.«
    »Vielleicht
nur, solange sie nicht allein war. Sobald wir weg waren, hat sie ihn geholt.
Irgendsowas großes, bissiges, sagen wir mal: Dobermann.«
    »Meinst
du?«
    »Kann
gut sein, warum nicht?«
    »Okay.
Du steigst aus.«
    »Damit
du durch die geschlossenen Fenster beobachten kannst, wie ich zerfleischt
werde.«
    »Sei so
gut und stirb’ für mich. Wie ein echter Gentleman.«
    »Hm.
Siehst du, das ist die Aporie der Ritterlichkeit.«
    »Wie
meinen Herr Gscheit?«
    »Naja,
ein Mann markiert den Ritter, weil er bei der Frau Eindruck schinden will, um sie
ins Bett zu kriegen. Die Frau will einen Ritter, weil nobles Handeln die
Voraussetzung für gute Nachkommen und elterliche Fürsorge ist. Sie muss seinen
Gestus aber überprüfen, will sie sicher sein, den Richtigen erwischt zu haben,
sagen wir mal, mit einem Dobermann. Der Ritter muss nun handeln oder seine Ansprüche
auf Fortpflanzung aufgeben. Also zerfleischt ihn das Monster. Somit kann er
sich nicht fortpflanzen, wenn er ein Gentleman ist, aber auch dann nicht, wenn
er keiner ist, weil ihn die Frau sonst ja gar nicht in Betracht zieht.«
    »Also
müssten wir ausgestorben sein. Deine Aporie funktioniert nicht.«
    »Das
ist nur die zweite Dimension der Aporie. Die erste Dimension ist, dass es unter
keinen Umständen zur Fortpflanzung kommt, die zweite Dimension besteht darin,
dass es offenbar doch funktioniert, obwohl es logisch unmöglich ist. Somit ist
es nicht nur eine Aporie menschlichen Handelns, sondern zugleich auch der
Vernunft selbst. Die Vergeblichkeit all unseres Wollens und Wünschens.«
    »Spar
dir dein existenzialistisches Gesuder. Wegen dem bisschen Hund muss man doch
kein solches Tamtam machen.«
    »Ist
aber ziemlich cool, nicht?«
    »Hm. Du
wirst trotzdem aussteigen müssen.«
    »Ich
bin ein emanzipierter Mann und verlange von der Frau, dass sie aussteigt, um
ihre Ritterinlichkeit unter Beweis zu stellen.«
    »So
funktioniert das nicht, Arno, wir Frauen suchen uns die Bedingungen genau aus,
unter denen wir Gleichbehandlung einfordern.«
    »Ich
weiß, und wir müssen das sexy finden.«
    »So ist
es.«
    »Aber
rein pragmatisch betrachtet, wäre es besser, du würdest aussteigen, denn eine
weibliche Person wirkt viel weniger bedrohlich als eine männliche. Die Chancen,
dass uns aufgemacht wird, sind so viel höher.«
    »Versuch
dich nicht rauszureden. Du wirst aussteigen und dafür sorgen, dass sie uns reinlässt.«
    Ich
verschränkte die Arme vor der Brust und schmollte. Schmollen ist langweilig,
dabei schläft man schnell ein. So geschah mir, und als Laura mich weckte,
standen wir schon vor dem Nebengebäude von Duvenbecks Hof.
    »Auf in
die Schlacht, Sir Lancelot!«, lächelte mich Laura an, einen Kaugummi zwischen
den Fingerspitzen. »Wir wollen doch nicht, dass dein Atem unseren Plan
gefährdet.« Ich nahm den Kaugummi folgsam in den Mund.
    »Ein
ordentlicher Schluck Bourbon wär’ mir lieber«, merkte ich an.
    »Du
bist Sir Lancelot und nicht Phil Marlowe, du kommst auch ohne flüssigen Mut
aus.«
    »Hat
irgendwas gebellt, als wir hergekommen sind?«
    »Nein.«
    »Scheiße.«
    »Wieso,
das ist doch ein gutes Zeichen.«
    »Ach
was, Hunde die nicht bellen, beißen!«
    »Zieh’
in die Schlacht, mein hehrer Recke!«, meinte Laura karikierend, als ich die
Autotür

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