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Beziehungskiller: Kriminalroman (German Edition)

Beziehungskiller: Kriminalroman (German Edition)

Titel: Beziehungskiller: Kriminalroman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martin Mucha
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Kommunikation am Tisch mit einem Mal zum erliegen. Die einen, genauer
gesagt die eine, nämlich Jenny, verstummte, weil sie nicht wusste, wo das lag,
die anderen verstummten, eben weil sie es wussten.
    Als man
geschluckt hatte, meinte Duvenbeck trocken: »Das ist kein Urlaub. Da haben Sie
recht.«
    »Aber
Arno hat auch schöne Sachen gemacht. Erzähl’ mal von der Andamanensee.«
    »Sie
waren dort? Das ist doch in Burma?«, fragte Anne.
    »Genau«,
merkte Krobath an.
    »Ich
dachte, dort kann man nicht hin, weil das militärisches Sperrgebiet ist?«,
meinte Duvenbeck interessiert.
    »Es ist
recht exklusiv, wir haben dort zwei Wochen lang kein anderes Touristenschiff gesehen.«
    »Mit
einer Motorjacht?«
    »Nein,
mit einem Katamaran.«
    Alle
sahen weiße Segel, azurblaues Wasser und Paradiesinseln vor sich, womit sie gar
nicht unrecht hatten. Duvenbeck begann gleich nachzubohren. Ich hatte recht
gehabt, er war ein alter Segler, mit Alsterwasser gesäugt sozusagen. Als wir
begannen, die anderen mit den Details zu langweilen, besann er sich auf seine
Rolle als Gastgeber und lenkte wieder zu einem Thema von allgemeinem Interesse
um.
    »Wie
sind Sie dann reingekommen?«
    Ich
zögerte ein wenig mit der Antwort, bis Laura mir die Arbeit abnahm. »Arno kennt
einen Schweizer Großindustriellen, der kennt den General, dem dieses Gebiet
gehört, und der Rest lässt sich denken«, erklärte Laura keck an meiner statt.
    Ich
musste noch ein wenig zu der landschaftlichen Schönheit sagen, dann wechselte
man das Thema, mehr hin zu Autos. Das Kapitel Urlaub war geschlossen, offenbar
konnte da keiner mithalten. Mir war der Themenwechsel recht, denn es musste ja
niemand wissen, dass ich dort unten mit öffentlichen Forschungsgeldern gewesen
war. Als biologischer Assistent. Allerdings hatte sich meine Arbeit auf Bierdosen
öffnen und schwimmen beschränkt. Soweit ich mich erinnern kann, haben wir
einmal einen Eimer Sand durch ein Sieb geschüttet.
    Von nun
an ließ man mich in Ruhe, ich konnte ungestört essen und zuhören, während die
anderen von ihren Autos sprachen. Offensichtlich wollte mich niemand mehr
fragen, denn alle hatten Angst, dass ich mit dem Lotus ‘74 von Jochen Rindt
gefahren sein könnte.
    Zum
Abendessen hatte Herbstlich-Saisonales auf dem Speiseplan gestanden. Die
obligate Kürbiscremesuppe, Wachteln mit getrüffeltem Erdäpfelpüree und ein
Apfelstrudel. Wenn ich wirklich einmal zu Reichtum kommen sollte, dann war mir
klar, wen ich als Haushälterin anschaffen würde. Die Kürbissuppe war kein
Glutamat-Brei, die Wachteln herrlich saftig, aber vor allem der Apfelstrudel
ließ keine Wünsche offen. Der Teig war handgezogen, genau die richtige Menge
Semmelbrösel, um die Feuchtigkeit aufzusaugen, den Strudel aber nicht auszutrocknen.
Die Äpfel waren säuerlich und klar im Geschmack, mit echten Rosinen und genau
der Idee Zimt gewürzt, dass einem die Worte fehlen.
    Das
Essen zog vorüber, schließlich wurde zum letzten Mal abgeräumt, und ich stand
auf. Wieder als Erster. Es wurde noch über Autos gesprochen, als ich im Salon
vor dem Flügel stand. Ich klappte den Deckel zurück. In der geldschwangeren
Atmosphäre war mir ein wenig nach Frevel zumute. Ich klimperte die ersten Takte
des Refrains der alten Sowjethymne. »Fahne der Sowjetmacht, Fahne in Volkes
Hand, du sollst uns führen, …« sang ich im Kopf mit. Gleich ging’s mir besser.
    »Hübsche
Melodie. Sie können Klavierspielen?«, unterbrach Jenny meine Träumerei.
    »Unfassbar
gut, am Wochenende jobbe ich im Musikverein.«
    »Wirklich?
Das muss ich Nesti sagen. Er ist ein großer Pianist.«
    Offensichtlich
war meine Ironie nicht angekommen. Aber zu spät. Urner stand schon bei uns.
    »Sie
spielen?«, fragte ich.
    Auch
wenn er wahrscheinlich nur ein primitiver Tastenhauer war, zog ich das doch
noch immer jedem Gespräch über Autos vor.
    »Sie
auch?«
    »Nein,
nein«, wehrte ich ab. »Ich habe es mangels Talent zugunsten des Zuhörens aufgegeben.«
    »Ich
dachte, Sie hätten vorher gesagt …«, wollte Jenny wissen, doch ich ließ sie
nicht ausreden.
    »Manchmal
habe ich die Angewohnheit, Dinge zu sagen, die ich ganz anders meine. Tut mir
leid.«
    Ich
lächelte sie freundlich an und wandte mich dann Urner zu. »Würden Sie mich
etwas hören lassen?«
    »Sehr
gerne. Aber da sollten wir zuerst den Gastgeber fragen.«
    Die
anderen waren soeben im Salon angelangt. Urner stellte seine Frage, ob denn
Musik erwünscht wäre. Allgemein wurde bejaht, wenn auch ohne

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