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Beziehungskiller: Kriminalroman (German Edition)

Beziehungskiller: Kriminalroman (German Edition)

Titel: Beziehungskiller: Kriminalroman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martin Mucha
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der Stellen, die mich immer am meisten an diesem Buch interessiert
hatten. Die Gallier schicken die Frauen und Kinder aus dem eingeschlossenen
Alesia, da die Lebensmittelvorräte nicht für alle reichen. Wahrscheinlich
hoffen sie, dass die Römer die Tore der Belagerungswerke öffnen, um sie
durchzulassen. Das Risiko, die Tore zu öffnen und somit einen gallischen
Angriff zu provozieren, der den gesamten bisherigen Erfolg des Feldzugs in
Frage stellen würde, ist Cäsar allerdings zu groß: »Doch Cäsar ließ die Wälle
bewachen und versagte ihnen die Aufnahme.« Die Tore bleiben geschlossen und die
Frauen und Kinder sterben alle.
    Was
wollte Cäsar uns damit sagen? Dass er, dem immer seine Milde und seine Güte vorgeworfen
wurden, auch hart sein konnte? War es eine Warnung an seine Feinde oder eine
Geste, die besagen sollte: »Seht her, im Interesse Roms schrecke ich auch nicht
vor dem größten Opfer zurück?«, oder war er wirklich der große Mensch, der
selbst den Opfern seiner Taten ein Mahnmal setzte?
    Ich
war, wie schon so oft zuvor, mitten in dieser Überlegung, als Laura aus dem Bad
kam. Den Kopf zur Seite geneigt, steckte sie sich gerade einen Ohrring an.
    »Ich
hab’s mir fast gedacht. Schwanzsocke wäre mir lieber als das da.«
    »Was
da?«
    »Du
bist nicht angezogen.«
    »Doch.«
    »Aber
nicht mit dem Gewand, das ich dir herausgelegt habe, sondern mit dem, das du
schon den ganzen Tag anhast.«
    »Verschon’
mich bitte mit Details.«
    »Arno!«
    Sie
hatte die Arme vor der Brust verschränkt und tippte mit dem Fuß auf. Sie war
hinreißend. Ich musste meinen ganzen Willen zusammennehmen, um stur zu bleiben.
    »Arno,
ich sag’s nicht noch mal.« Zum Anbeißen süß.
    »Würde
auch nichts nützen.«
    Laura
setzte sich neben mich, klappte den Cäsar zu, der mir auf der Brust lag, und
legte ihn neben das Bett. Dann sah sie mich ernst an. Der Spaß war vorbei. Ich
stand auf, ging ins Bad, zog mich aus und begann mich zu waschen. Vor dem
Waschbecken stehend, konnte ich Laura hinter mir auf einem Stuhl sitzen sehen.
Spiegel sind schon eine feine Sache.
    »Eigentlich
unfair. Du darfst zusehen und ich nicht«, begann ich nach draußen.
    »Ich
bin ja auch die Frau und du nur der Mann.«
    »Quod
licet …«
    »…
Iovi, non licet …« – sie grinste mich an – »… obwohl ich deutlich sehen kann,
dass du kein Ochse bist.«
    »Na,
das beruhigt mich aber. Außerdem heißt ›bos‹ nicht zwingend Ochse, es kann auch
einfach Rind heißen. So wie im Französischen mit ›boeuf‹.«
    »Nur
mehr zwei Wochen …« Sie seufzte gespielt laut.
    »Dann?«
    »Fängt
die Uni an, Herr Obergscheit.«
    »Jaja,
zieh mich nur auf.«
    Die
Wasserarbeit war erledigt und ich trocknete mich ab.
    »Hey,
kein Duft?«
    »Das
heißt Rasierwasser, weil ohne rasieren ist nichts.«
    »Dann
rasier dich halt.«
    »Abends?«
    »Du
duftest dann so gut. Außerdem mag ich es, wenn du glatt bist.«
    Wenn
man so gefragt wird, bleibt einem nichts übrig. Also Eilrasur und Aftershave.
Anschließend zog ich mich an, band mir eine Krawatte um und fuhr ins Jackett.
Die ganze Zeit über hatte ich Laura nicht aus den Augen gelassen. Nun trat sie
auf mich zu und zupfte herum, bis alles so saß, wie sie sich das vorstellte.
    »Perfekt«,
beurteilte sie ihre Arbeit. »Du siehst annehmbar aus.«
    Das
galt meinem Aussehen. Mir zuzwinkernd nahm sie ihre Tasche vom Boden auf.
Schöner Anblick. Ich ging zu ihr, bot ihr meinen Arm und so gingen wir
gemeinsam hinunter.
    »Sag’
mal, hast du eigentlich einen Slip an?«, fragte ich sie, kurz bevor wir zu den
anderen kamen.
    »Lass’
die Finger von der Miss und du darfst’s herausfinden.«
    Damit
waren wir in den Salon eingetreten. Die anderen standen schon herum und hielten
ihre Aperitifs in der Hand.
    »Ah,
jetzt sind alle da. Greifen Sie zu, alles was Sie wollen. Wenn’s nicht
rumsteht, fragen Sie einfach, dann ordere ich einen Helikopter.«
    Ich war
mir nicht ganz sicher, ob das nicht unter Umständen ernst gemeint war. Ohne
Laura zu fragen, schenkte ich ihr aus der gekühlten Champagnerflasche ein. Das
Eis klirrte, und die Serviette um den Hals fühlte sich seidig an. Es war eine
Flasche Moët Chandon. Für Laura und mich ausreichend, aber meine Chefin, Frau
Professor Glanicic-Werffel, hätte geschimpft: Sie trinkt ausschließlich Pol
Roger.
    Die
goldene Flüssigkeit füllte die wohlgerundeten Gläser, die moussierenden Perlen
strahlten im Licht der Lampen. Es gab ein helles Klack, als wir anstießen

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