Beziehungskiller: Kriminalroman (German Edition)
der Farbe ihrer Augen
entsprechend, wie der Gastgeber mit einem tiefen Blick in selbige bemerkte. Um
ein Haar wäre er hineingefallen, da Lauras Augen so beschaffen sind, dass man
sich leicht in ihnen verlieren kann.
Obwohl
sich alle zusammennahmen, fielen mir doch kleine Anzeichen von Eifersüchteleien
auf. Krobath fühlte sich in seinem Rang als ältester Freund übergangen, da er
nicht als Erster an die Reihe gekommen war. Anne war unzufrieden, da ihr Jenny
vorgezogen worden war, die wiederum das Blau der Augen, das sie mit Laura
teilte, auch gerne als ihre Spielfarbe bekommen hätte. Urner strahlte vor
Glück, als Erster ausgewählt geworden zu sein, und Laura ob der Auszeichnung
vor ihren Geschlechtsgenossinnen, die darauf prompt eifersüchtig zu sein
schienen.
Duvenbeck
thronte förmlich auf seinem Sessel und genoss die Macht, die er ausübte. Er
wirkte auf mich wie ein Wissenschaftler, der alles vorbereitet hatte, um seine
Versuchsobjekte aufeinanderzuhetzen, und nun – seine Hände ineinander reibend –
den Beginn des Spektakels erwartete.
Er
platzierte zwei Würfel auf dem Tisch und legte fest: »Reihum, wer beginnen
darf.«
Laura
zu seiner Rechten begann, dann kamen Urner, Jenny und schließlich ich an die
Reihe. Mir fiel auf, dass die Würfel, weiß, glatt und mit Patina überzogen, aus
Knochen geschnitzt waren. Es hätte mich nicht überrascht, wenn das Material
humanen Ursprungs gewesen wäre. Schließlich würfelten Anne und Krobath,
Duvenbeck zuletzt.
Bereits
beim Würfeln ließ sich deutlich abschätzen, wie die einzelnen Spieler durch
ihren Charakter und ihr Temperament beeinflusst wurden. Langjährige Erfahrung
durch Jobs am Spieltisch in der Rolle des Croupiers hatte mich das zu erkennen
gelehrt. Doch all die Erfahrung wäre nichts wert gewesen, wenn mir nicht
wirkliche Spieler so manches erklärt hätten.
Krobath
suchte den Wettkampf, die Auseinandersetzung, wollte sich als Erster erweisen.
Sein 2-1 quittierte er übellaunig. Das sind in den illegalen Casinos
diejenigen, die man immer gut im Auge behalten muss. Wenn man so einen am Tisch
hat, gibt man Zeichen, und einer der gut gebauten Jungs mit den Vorstrafen
wegen Körperverletzung bleibt in der Nähe. Jenny hingegen spielte, einem
kindlichen Naturell entsprechend, einfach gerne. Als Einzige unter den Gästen
versuchte sie nichts zu verbergen. Solchen Menschen war ich noch nicht oft
begegnet, und schon gar nicht als Croupier. Ihr 3-4 ließ sie lächeln, was
Krobath noch mehr erzürnte. Er klopfte mit dem kleinen Finger gegen seinen
Tumbler.
Urner
wollte nicht spielen, sah darin keinen sinnvollen Zweck und versteckte seinen Unwillen
auch nicht. Eine gewisse Befriedigung über sein 4-6 fiel mir dann aber doch
auf. Aha, also einer von denen, die erst gar nicht zu spielen beginnen wollen,
die dann aber, wenn sie erst einmal angefangen haben, Haus und Hof
durchbringen. Und zwar innerhalb von 20 Minuten, wenn man sie nur gut genug
dazu anstachelt. Ich kannte jemanden, der mit solchen Leuten den Gegenwert von
zwei Häuserblocks und einer mediterranen Villa verdient hatte und jetzt auf den
Balearen wohnt. Erschwerend kam hinzu, dass Urner ebenso wie Krobath Whisky
trank. Nach seinem Wurf leerte er zufrieden sein Glas und schenkte sich aus
einer Karaffe nach. Anne blieb nonchalant und kühl. Wenn ich sie nicht schon
den ganzen Tag über beobachtet hätte, wäre mir nie in den Sinn gekommen, dass es
sich dabei nur um eine Fassade handeln könnte, so gut spielte sie. Sie wollte
gewinnen, um jeden Preis, dessen war ich mir sicher. Das sind die Leute, die
man auf keinen Fall am Tisch haben will, denn sie können einen ganz schnell um
sehr viel Geld bringen.
Laura
kam als Nächste an die Reihe. Bei ihr wusste ich natürlich schon alles, bevor
sie auch nur die Würfel in die Hand nahm. Sie würde sich mit Haut und Haaren in
das Spiel werfen, Höhen und Tiefen genießen wie eine Achterbahnfahrt, dabei
Champagner nippen und alles nur als einen Spaß nehmen. Solche wie sie sind mir
am liebsten. Duvenbeck hatte wieder ein Evian neben sich, eine Limonenschale im
Glas, und die gelassene Konzentration des Vollblutspielers umgab ihn spürbar.
Von seiner Art will man jeden Abend einen, aber auch nur einen, im Lokal haben.
So einer zieht Nachahmer und Fanboys an, was gut fürs Geschäft ist, denn an
denen verdient man mehr, als man durch den Spieler verliert. Aber einer reicht:
Die Dosis macht bekanntlich das Gift. Was mich allerdings an Duvenbeck
verwunderte
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