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Beziehungskiller: Kriminalroman (German Edition)

Beziehungskiller: Kriminalroman (German Edition)

Titel: Beziehungskiller: Kriminalroman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martin Mucha
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Korrektheit. Trotzdem, oder vielleicht gerade deshalb, konnte er
nicht verbergen, dass Deutsch nicht seine Muttersprache war.
    »Man
hat mir gesagt, dass dieser Fall ungewöhnlich sensibel zu handhaben ist« –
Körthy verbeugte sich leicht in Richtung Urner – »und ich hoffe, die in mich
gesetzten Erwartungen nicht zu enttäuschen. Des Weiteren liegen hier
außergewöhnliche Umstände in Form einer von innen geschlossenen Tür vor.
Ausgezeichnet. Darf ich darum bitten, eine erste Frage stellen zu dürfen? Gut?
Ausgezeichnet. Wer ist hier für den Haushalt zuständig?«
    Er
wandte sich an Frau Irmi. »Sie? Dürfte ich wohl um eine Tasse Kaffee bitten?
Sie werden verstehen, ein kleines Frühstück …« Er ließ den Satz einfach
ausklingen.
    Beim
Sprechen bewegte sich der dichte dunkle Schnurrbart herrlich synchron zu den
dünnen Lippen. Während er sprach, hatten seine ruhelos herumwandernden kleinen
dunklen Augen jeden Einzelnen registriert und eingeschätzt. Im Raum hatte er
den Hut abgenommen, das dunkle Haar war mit Pomade an den Schädel geklatscht.
Haar und Schnurrbart waren ohne Zweifel gefärbt, der Mann mochte schon weit
über die 60 hinaus sein, hier und da schimmerte hellrosa Kopfhaut durch. Er
trug tatsächlich Gamaschen, sein Anzug war ein Nadelstreif von bestem Stoff und
dem Ansehen nach ein Bespoke. Bei aller Komik, die der Figur des Mannes
anhaftete, den Anzug trug er mit Bravour. Und Intelligenz konnte ich ihm
ebenfalls nicht absprechen. Irgendwoher kannte ich den Kerl.
    »Noch
eine kleine Randbemerkung zu meiner Person. Mein Name ist Körthy, Artos Körthy.
Ich bin seit einigen Jahren im, so darf ich bemerken, wohlverdienten Ruhestand.
Allerdings hat mich der Landesvater gebeten, diesen fähigen Beamten« – dabei
wies er mit einer kleinen Verbeugung auf Bernhard und Schirmdorfer – »meine
Erfahrung anzubieten. Ich hoffe, Sie alle sind damit einverstanden.«
    Zustimmendes
Nicken ringsum.
    Die
ganze Zeit über, seit Rettung und Polizei eingetroffen waren, herrschte im Haus
ein geschäftiges Gerenne. Auch während Körthy gesprochen hatte, waren immer
wieder Einsatzkräfte ins Zimmer getreten und hatten mit Bernhard und
Schirmdorfer gesprochen. Leider war es mir unmöglich gewesen, auch nur
Wortfetzen zu erhaschen. Aber augenscheinlich wurden die Ermittlungen sehr
genau und umfassend geführt.
    Mittlerweile
hatte Frau Irmi ein Tablett mit Kaffee, Semmeln, Marmelade und Butter hereingebracht
und auf den Tisch gestellt. Körthy setzte sich und bereitete sich auf sein
Frühstück vor. Wir standen und saßen im Raum verteilt, alle hielten
respektvollen Abstand zu den Beamten. Körthy saß am Tisch, die beiden anderen
standen daneben, immer wieder kurz telefonierend oder hereinkommenden Beamten
Anweisungen gebend.
    Körthy
war eine Augenweide. Penibel nahm er das Geschirr vom Tablett, positionierte es
exakt vor sich auf dem Tisch. Dann zog er ein großes Taschentuch aus
eierschalenfarbener Seide aus seiner Tasche, band es sich manierlich um den
Hals und begann zu frühstücken. Zuerst gab er Milch in den Kaffee, dann
zuckerte er stark. Schließlich führte er die Tasse graziös an den Mund, den
kleinen Finger abgespreizt. Anschließend bestrich er sich eine Semmel mit
Marmelade und führte sich genießerisch abwechselnd Kaffee und Marmeladensemmel
zum Mund. So sehr er auch im Prozess der Nahrungsaufnahme aufzugehen schien,
mir fiel doch auf, dass er uns, hinter dem Schleier der Tätigkeit, niemals aus
den Augen ließ.
    Wir
Verdächtigen blätterten unterdessen in Magazinen und Zeitungen oder schauten
ganz einfach aus dem Fenster. Jeder und jede schien bestrebt, so ruhig und
unverdächtig wie möglich zu erscheinen. Niemand von uns sprach ein Wort,
offenbar wollten alle ein Getuschel vermeiden.
    Endlich
hatte Körthy sein Frühstück beendet. Er putzte sich mit seinem Taschentuch umständlich
den Mund, strich sich mehrmals befriedigt über den Schnurrbart, steckte das
Taschentuch weg und zog schlussendlich ein Zigarettenetui aus seiner
Brusttasche.
    »Im
Haus herrscht striktes Rauchverbot«, wandte Frau Irmi vorsorglich ein.
    Körthy
holte eine Zigarette hervor, ließ das Etui zuschnappen und begann, den Filter
sanft auf den Tisch zu klopfen.
    »Ich
entschuldige mich vielmals, aber außergewöhnliche Umstände …« Er zuckte mit den
Schultern und ließ auch diesen Satz einfach ausklingen.
    Irgendwoher
brachte er auch noch eine Zigarettenspitze zum Vorschein, setzte sie auf und
gab sich Feuer. Zur

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