Beziehungskiller: Kriminalroman (German Edition)
wahrscheinlich schon drüben«,
meinte Urner trocken.
»Drüben?«,
fragte Jenny begriffsstutzig.
»Na,
tot halt.«
Jenny
schluchzte auf. Auch Gina war weiß im Gesicht und Frau Irmi hatte ihre Finger
in die Schürze gekrampft. Trotz allem wollte sie die Polizei selbst
verständigen und machte sich auf in die Küche.
Wir
anderen gingen alle ins Esszimmer, setzten uns und warteten. Es dauerte gar
nicht so lange, vielleicht eine Viertelstunde, und die Einsatzkräfte
erschienen. Ein paar Minuten später war die Tür aufgebrochen und der Tod
festgestellt. Todesursache Herzinfarkt, wurde uns mitgeteilt. Von den Brandlöchern
kein Wort. Die uniformierten Beamten nahmen unsere Personalien auf und ordneten
an, dass bis zum Eintreffen der Kriminalisten niemand den Raum verlassen dürfe.
»Was
soll das heißen?«, fuhr Urner auf. »Ich bin …«
»Das
soll heißen, dass Sie schön ruhig sitzen bleiben werden.«
»Was
glauben Sie eigentlich? Sind Sie der Meinung, dass …«
»Wir
sind Beamte. Meinungen san uns wurscht.«
»Vor
allem Ihre«, fügte der Kollege hinzu. »Also, schön brav sitzen bleiben.«
»Sie
heißen?«, wandte sich der erste Beamte an Urner, mit Block und Stift bewaffnet.
»Ich
will in mein Zimmer!«
»Erst
nachdem die Spurensicherung fertig ist.«
»Ich …«
»Sie
heißen?«, wiederholte der Beamte bedächtig. »Wenn Sie Ihre Personalien nicht
angeben, sind wir gezwungen, Sie in Gewahrsam zu nehmen.« Man merkte ihm direkt
an, wie leid ihm das täte. »Also?«
»Urner,
Ernest. Ehemaliger Abgeordneter zum Landtag.«
Noch
während die Beamten Urners Personalien aufnahmen, fischte er mit zornesrotem Gesicht
sein Handy aus seiner Hosentasche und suchte eine Nummer. Er drückte ein paar
Tasten, wartete einen Augenblick und legte los. »Servus Joseph, Ernest hier.
Du, wir haben da ein Problem. Es gibt eine polizeiliche Untersuchung, Bezirk
Mistelbach. Es geht um den Todesfall Duvenbeck. Die Beamten …«, ein böser
Seitenblick, »… sind ziemliche Wappler, kannst net wen Gscheiten
vorbeischicken, der sich auskennt? Die Sache muss sensibel behandelt werden.«
Pause.
Zuhören.
»Gut,
danke, ich meld’ mich dann wieder.«
Er
legte auf. Gott sei Dank war Urner so eitel und musste vor allen anderen mit
seiner Bekanntheit und seinem Einfluss angeben. So gab er mir ein paar
wertvolle Hinweise, an die ich anknüpfen konnte.
Geschätzte
20 Sekunden nach Urners Telefonat klingelte das Handy des einen Polizisten.
»Ja,
ich höre.« Unterwürfige Pause. »Wir warten, sehr wohl.« Seitenblick auf Urner.
»Gut, machen wir.« Pause. »Kann ich sonst noch etwas für Sie tun?« Pause. »Sehr
wohl. Danke für den Anruf.« Er legte auf.
»Wir
werden jetzt alle gemeinsam warten, bis die Spezialisten eintreffen. Den Raum
verlässt aber trotzdem niemand.«
Eine
Stunde später, es war ziemlich genau zehn Uhr, fuhr ein Auto in den Hof ein. Da
wir alle nichts zu tun hatten, schauten wir aus dem Fenster. Drei Personen
entstiegen dem schwarzen Mercedes. Zuerst zwei Männer. Der Fahrer war zierlich
gebaut und blond. Der andere älter, breiter und dunkler. Der junge trug eine
Windjacke und dunkle Hosen, der ältere einen Anzug in Dunkelblau. Wir
beobachteten gespannt, wie der jüngere die hintere Wagentür öffnete. Heraus kam
ein Mann, dessen Figur von weitem an den Umriss einer Birne erinnerte. Kurze
Beinchen, ein mächtiger Bauch, schmale Schultern und ein eierförmiger Kopf
steckten in einem makellosen schwarzen Anzug. Er trug ein Stöckchen und setzte
sich eine schwarze Melone auf. Mir fielen die glänzenden schwarzen Schuhe auf,
die offenbar in Gamaschen steckten. Wo man so etwas heutzutage überhaupt noch
kaufen konnte, war mir ein Rätsel. Kurz darauf traten die drei ein.
»Ich
bin Chefinspektor Bernhard, das ist mein junger Kollege Schirmdorfer.«
Bernhard
war stark gebaut, schlecht rasiert und jovial. Ein erfahrener Mann, der viel
gesehen und dabei einiges gelernt hatte. Bei Schirmdorfer lag die Ausbildung
wohl noch nicht allzu lange zurück, der Alte schien ihn noch nicht für voll zu
nehmen.
»Wir
sind die ermittelnden Beamten in diesem Fall. Uns wurde allerdings auf Wunsch
der Landespolizeidirektion ein erfahrener Kollege zugeteilt, der die
Untersuchung leiten wird: Herr Körthy, Inspektor im Ruhestand.«
Bernhard
machte eine ausladende Handbewegung, und der birnenförmige Mann trat vor.
»Vielen
Dank.«
Körthy
sprach wie aus einem Wörterbuch, mein erster Eindruck war der einer
pedantischen
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