Beziehungskiller: Kriminalroman (German Edition)
Fluchtversuch erschossen! Drei Kugeln aus
einer Polizeipistole hatten seinem Traum von der perfekten Lösung des Falles
auf ewig den Garaus gemacht. Bernhard und Schirmdorfer saßen schweigend neben
ihm. Bernhard begann kopfschüttelnd zu sprechen.
»Schaun
S’, so schlimm ist des doch gar net …«
»Jetzt
hat er mir den Fall komplett verpatzt. Was soll ein solch perfekter Mord ohne Geständnis?
Ein Jammer.« Körthy bot selbst ein Bild des Jammers. »Sie hätten ihn ja nicht
gleich zu erschießen gebraucht!«
»Der
erste in den Rucken, den zweiten in d’ Luft, des lernen die Wachler in Uniform
doch scho bei der Grundausbildung. Nachher kann niemand mehr beweisen, welcher
der erste Schuss war«, versuchte Bernhard zu erklären.
»Der
Fluchtversuch ist doch ein wesentlich stärkeres Schuldeingeständnis, als es ein
Geständnis je hätte sein können. Die volle Bestätigung Ihrer Schlusskette«,
meinte Schirmdorfer.
Körthy
hörte apathisch zu, gab aber keine Antwort.
»Gehen
wir«, meinte er schlussendlich, stand auf und ging auf die Tür zu. Der sonst so
höfliche kleine Mann verzichtete auf jede Form der Verabschiedung. Sein Jackett
saß schief, den Spazierstock zog er nach. Der prächtige, schwarzgefärbte
Schnurrbart zeigte lustlos zu Boden. Bernhard folgte ihm zur Tür hinaus, es
wirkte so, als ob der bullige Mann jederzeit damit rechnete, dass Körthy
umkippen könnte. Außerdem hielt er die Melone, die Körthy einfach vergessen
hatte, in der Hand. Schirmdorfer erinnerte uns noch ein letztes Mal, uns an
unseren Hauptwohnsitzen zur polizeilichen Verfügung zu halten, dann war auch er
verschwunden.
»Wahnsinn«,
redete Urner fast mehr mit sich selbst als mit uns. »Er war beim Tontaubenschießen
Munition holen, die ist im Nebenhaus, genauso wie das Zimmer von Gina! Da hat
er wohl einfach den Schocker geholt.«
»Woher
soll Krobath eigentlich von dem Elektroschocker gewusst haben?«, fragte Laura.
»Im
Mai, da is Gina des Malheur beim Heimgehen passiert. Da hat der Herr …«, Frau
Irmi schniefte, »… Duvenbeck ihr das Gerät gekauft. Seitdem hat’s a do
gschlafn. Er hat’s ihr gebn, wia er des letzte Mal da war, net wahr?«, fragte
sie Anne.
»Genau.
Es war ein wunderbarer Abend.«
»Er
hat’s mir gebn, wia i des Dessert bracht hab. Ein-gwickelt, mit an Schleiferl
drum«, sprach Gina mit tränenerstickter Stimme. Danach schwiegen wieder alle
vor sich hin.
»Ich
hab dem Körthy«, Anne spuckte den Namen richtiggehend aus, »noch gesagt, dass
ich wen auf der Treppe gehört habe, nachdem es bei Arno und Laura leise
geworden war. Wenn ich nur gewusst hätte…« Sie biss sich auf die Zunge. Die
Lippen zitterten. Es sah ganz so aus, als würde ein Nervenzusammenbruch kurz
bevorstehen.
»Aber
wenn er doch den Duvenbeck ermordet hat!«, stellte Urner fest.
»Das
ist mir so was von wurscht«, fuhr ihn Anne an. Ihre Augen blitzten. »Glauben
Sie eigentlich, ich hab den Miro zum Spaß geheiratet? Von mir aus hätte er eine
ganze Kompanie umlegen können, ich hätte trotzdem zu ihm gehalten.«
Aber
der Trotz hielt sie nur kurz aufrecht, dann sackte sie wieder in sich zusammen.
Die Lippen bebten.
Während
der letzten Minuten hatte ich immer wieder Blickkontakt mit Laura gesucht, doch
sie hatte immer schnell weggeschaut, sobald sich unsere Blicke trafen.
Die Tür
öffnete sich und eine Frau trat ins Zimmer.
»Frau
Krobath, wir sind nun so weit. Wenn Sie mitkommen, fahren wir Sie nach Hause.
Mein Assistent und ich werden auch die Nacht über bei Ihnen bleiben, wenn Ihnen
das recht ist.«
Anne
nickte, stand auf, sagte aber nichts mehr und ging. Als die Ärztin ihr den Arm
um die Schultern legte, zuckten diese.
Kaum
waren sie draußen, meinte Urner zu Jenny: »Schatz, ich hol die Koffer, dann
fahren wir heim. Kann ich dich solange alleine lassen?«
Jenny
nickte. Urner ging hinauf. Frau Irmi und Gina verschwanden in der Küche. Laura
und ich blieben allein.
»Soll
ich dir die Koffer ins Auto tragen?«, begann ich das Gespräch.
»Du
glaubst doch wohl nicht, dass ich dich mitnehme?«
Laura
stand auf. Da sie mit Stöckeln nahezu gleich groß ist wie ich, standen wir uns
Aug in Aug gegenüber.
»Die
Hoffnung stirbt zuletzt. Aber du hast schon recht, ich bin dir nicht böse, wenn
du alleine fährst.«
»›Ich
bin dir nicht böse‹«, äffte sie meinen Tonfall nach, »na, da bin ich aber
beruhigt!«
»Laura,
was hast du denn?«
»Zwei
der netten Herren in Uniform haben schon um meine Koffer
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