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Beziehungskiller: Kriminalroman (German Edition)

Beziehungskiller: Kriminalroman (German Edition)

Titel: Beziehungskiller: Kriminalroman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martin Mucha
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Verstorbenen sehr gut verstanden. Wenn ich mich recht erinnere, dann ist
bei diesen Gesprächen sogar das Wort ›Flirt‹ gefallen. Stimmt das denn?«
    »Das
stimmt. Allerdings schlafe ich nicht mit allen Männern, mit denen ich flirte.«
    »Das
glaube ich Ihnen aufs Wort. Wäre es Ihnen denn möglich gewesen, ohne die Aufmerksamkeit
von Herrn Linder zu erregen, das Zimmer zu verlassen? Ich täusche mich doch
nicht in der Annahme, dass Sie ein Bett teilen?«
    »Es
wäre mir durchaus möglich gewesen. Herr Linder hat geschlafen wie ein Stein«,
versetzte Laura trotzig.
    Mir
drehte sich der Magen um. Körthy war noch lange nicht so weit, seine
abschließenden Schlussfolgerungen zu ziehen. Aber allein der Gedanke daran,
dass er Laura im Sinn haben könnte, ließ mir den Verstand einfrieren, und
zurück blieb nur ein jämmerliches Häufchen emotionaler Müll. So weit bringt es
die Liebe. Den Stier zwingt sie unter das Joch, den Löwen fängt sie in Fallen,
so sagt wenigstens Gilgamesch zu Ishtar. Körthy fuhr fort und mein Gedankengang
war unterbrochen.
    »Also
schlichen Sie sich hinunter und vollbrachten den Mord. Wie so ein Gerät
funktioniert, wissen Sie ja, da Sie selbst eines besitzen. Vom Schrittmacher
des Verstorbenen wussten Sie, da Sie schon mit ihm intim gewesen waren. Danach
schlichen Sie sich zurück ins Bett und weckten versehentlich Herrn Linder.
Geistesgegenwärtig schickten Sie ihn daraufhin Wasser holen. Womöglich war Ihr
Gedanke dabei auch, dass Sie damit zwei Fliegen mit einer Klappe erschlagen
würden. Zum einen die Ausrede, zum anderen würden Sie den Verdacht auf Herrn
Linder lenken. Können Sie meinem Gedankengang folgen?«
    Ob es
die anderen konnten, war mir egal. Ich konnte es auf jeden Fall. So etwas war
mir auch schon im Kopf herumgeschwirrt. Angestrengt versuchte ich, Gegenargumente
zu finden, war aber so aufgeregt, dass ich einfach keinen klaren Gedanken
fassen konnte. Was mich beruhigte, war die Idee, einfach den Mord auf mich zu
nehmen und zu gestehen. Mein Trick mit dem Schloss würde gute Verdachtsmomente
liefern und Laura raushalten. Liebe ist Wahnsinn, aber auch wunderbar.
    »Warum
sollte ich das tun? Was wäre mein Motiv gewesen?«, fragte Laura kühl. Während
ich vor Unruhe fast verging, mich kaum noch auf dem Stuhl halten konnte ohne
aufzuspringen, blieb sie kalt und beherrscht. Sie nippte an ihrem Glas und
stellte den Schwenker mit der bernsteinfarbenen Flüssigkeit wieder zurück auf
den Tisch. Ihre Hand war ruhig, kein Zittern zu sehen. Ihre Haltung war
tadellos, der Rücken gerade, die Beine übereinandergeschlagen. Ihr einfacher,
schwarzer Rock saß wie angegossen, während sie dem Ungarn die Stirn bot, so als
ob sie über ein Schächtelchen Erdbeeren am Naschmarkt verhandeln würde. Wenn
ich es bis jetzt noch nicht gewusst hatte, jetzt wusste ich es: Das war die
Frau für mein Leben. Egal, dass sie davon momentan recht wenig hielt.
    »Ihr
Motiv? Eifersucht, meine Liebe.«
    »Warum
hätte ich dann Pierre töten sollen und nicht Anne? Immerhin war sie meine ›Nebenbuhlerin‹.«
    »Es
gibt zwei Arten von Menschen, so sagt mir wenigstens meine Erfahrung. Die einen
hassen den Nebenbuhler, die anderen den Geliebten. Erstere sind wesentlich
häufiger, man findet sie sozusagen an jeder Straßenecke. Die zweiten hingegen
…«, Pause, »… sind wesentlich seltener. Dafür aber auch ungleich aufregender
und wertvoller. Und Sie, meine Teuerste, sind zweifellos ein Exemplar der
zweiten Gattung.«
    Da
hatte der kleine Mann durchaus recht. Er kannte sie jetzt vielleicht sieben
Stunden und hatte sie doch schon im Wesen erkannt. Respekt, Respekt, dachte ich
bei mir. Wenn er auch völlig andere Motive hatte als ich, Körthy war Lauras
Charme rettungslos verfallen. Darin waren wir uns gleich.
    »Es ist
Ihnen dabei aber vollkommen klar, dass ich wegen so einer
amateurpsychologischen Betrachtung nicht die Nerven verlieren werde und gestehe.
Abgesehen von der winzigen Kleinigkeit, dass ich es nicht war.«
    »Das
ist mir völlig bewusst. Außerdem möchte ich noch weitschweifig hinzufügen, dass
es mir in beiden Punkten vollständig bewusst ist. Sowohl, dass
Sie wegen so einer amateurhaften Betrachtung nicht gestehen werden, als auch,
dass Sie es nicht waren. Allerdings, und da möchte ich Sie wirklich nicht
kränken, verdirbt es mir nahezu die Perfektion des Falles, dass Sie nicht die
Täterin sind.«
    Ich
atmete durch. Jetzt waren zwei Dinge klar. Laura war tatsächlich unschuldig

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