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Beziehungskiller: Kriminalroman (German Edition)

Beziehungskiller: Kriminalroman (German Edition)

Titel: Beziehungskiller: Kriminalroman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martin Mucha
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kleiner
Umweg. Herrn Linders Unschuld, zumindest in dieser Affäre, wird noch durch ein
anderes Faktum erhärtet. Frau Krobath berichtete mir, dass sie, gegen drei Uhr
etwa, geweckt wurde, als im anderen Raum die Geräusche eines nächtlichen
Liebesspiels zu hören gewesen waren. Um nach einem Mord eine solche Aktivität
zu entfalten, ist eine ganz andere Geistesverfassung nötig, als Herr Linder sie
mitbringt.«
    Körthy
kehrte zum Flügel zurück und zündete sich eine weitere Zigarette an. Er hielt
die elfenbeinerne Spitze geziert zwischen den Fingern, den kleinen Finger
abgewinkelt.
    »Niemand
kann also die Türe von außen geschlossen haben außer Herrn Linder, aber genauso
wenig kann Herr Linder den Mord verübt haben. Das führte mich dazu, meine
ganzen Annahmen umzustellen. Was, wenn die Türe gar nicht von außen geschlossen
wurde? Also begannen wir, das Zimmer genauer zu untersuchen. Schließlich sitzt
dieses moderne Landhaus auf den Resten eines alten Bauernhofes. Hinter der
Bibliothek des Verstorbenen liegt ein alter Wirtschaftsraum, der jetzt als
Abstellraum genutzt wird und mit Möbeln und anderen Dingen verstellt ist. Die
Beamten rückten ein wenig herum, und was glauben Sie, fand sich? Richtig, eine
Geheimtür.« Dramatische Pause. »Wer, so frage ich, kannte sowohl Herrn
Duvenbeck als auch das Haus so gut, um all das zu wissen? Wer wusste von einem
früheren Besuch her, dass Gina einen Elektroschocker besaß? Wer hatte ein
Motiv, nämlich Eifersucht, und wer schlief alleine? Das frage ich nun Sie
alle.«
    Mir war
aufgefallen, das Körthy das Tischgespräch genauso meisterhaft beherrschte wie
das Verhör. Er schnitt jeden Themenkomplex des Mordfalles an, so weit, dass er
jeden am Tisch eigene Vermutungen anstellen ließ, aus seinen Überlegungen aber
machte er eine Mördergrube. Im wahrsten Sinne des Wortes. Er hatte Krobath
beinahe das ganze Gespräch über in Sicherheit gewiegt. Nun aber legte er seine
Karten auf den Tisch.
    Es
dauerte einen Moment, bis Krobath dämmerte, was hier gespielt wurde.
Mittlerweile hatte er sich wieder beruhigt gehabt, sein Gesicht war wieder
rosig, und er hatte die letzte Stunde mit Interesse, aber ohne große Empörung
zugehört. Alle paar Minuten hatte er einen Blick auf seine Uhr geworfen, aber
auch das vor Spannung eingestellt. Nun saß er da, brauchte Zeit, das
Vorgebrachte zu verarbeiten, und wurde langsam wieder ziegelsteinrot. Die Adern
traten dunkel an seinen Schläfen hervor, die Hände zitterten, als er sein Glas
abstellte und aufstand. Anne versuchte, ihn zu stützen, aber er schob sie von
sich.
    »Ihr,
ihr alle glaubt …?«, stotterte er, so außer sich, dass er die Worte nicht mehr
zu finden schien. »Ich soll es gewesen sein? Wahnsinn. Das geht doch nicht. Ich
bin ruiniert, wenn das geschieht. Ich stehe mitten in einem Konkursverfahren!
Aber Anne, du glaubst ihm doch nicht?«
    »Nach
Pierres Tod hätte dir die gesamte Übernahme gehört. Das stimmt doch, Laura,
nicht?«
    »Genau.
Beim Tod des einen Partners fällt die gesamte Firma dem anderen zu. Mit dem
Geld wäre die B-Tech locker zu halten gewesen.«
    Krobath
stand im Zimmer, schwankte leicht. Schaumbläschen bildeten sich in seinen Mundwinkeln,
er fuhr sich mit seinen Händen an die Brusttasche und stürzte dann unvermittelt
zur Tür. Bernhard und Schirmdorfer sprangen auf, waren aber nicht schnell
genug. Krobath schlug ihnen die Tür vor der Nase zu und war im Esszimmer
verschwunden. Die beiden Beamten fluchten, im Nebenraum zersplitterte Glas,
dann hatte Schirmdorfer ein Handy am Ohr und brüllte etwas hinein. Bernhard
drängte sich zur Tür hinaus und stand am zerschlagenen Fenster. Plötzlich
versammelten wir uns alle um dieses Fenster und starrten hinaus in die
Dunkelheit. Leute riefen, Sirenen erklangen, Hunde bellten. Und dann zwei
Schüsse. Ein kurzer Schmerzensschrei. Dann noch ein Schuss, und langsam wurde
es stiller, draußen in der Dunkelheit.
    VII
    Im Esszimmer war es ruhig
geworden. Alle saßen still um den Tisch versammelt, jeder hing seinen eigenen
Gedanken nach. Jenny weinte leise in das Taschentuch, das ihr Körthy gegeben
hatte, Urner hatte seinen Arm zärtlich um sie gelegt. Anne stierte entgeistert
über den Tisch hinweg an die Wand. Sie schien gar nicht mitzubekommen, was sich
um sie herum ereignete. Am schlimmsten aber hatte es Körthy erwischt. Als der
Arzt den Tod von Krobath bestätigt hatte, war für ihn eine Welt zusammengestürzt.
Sein Hauptverdächtiger bei einem

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