Beziehungskiller: Kriminalroman (German Edition)
kein Testament, ich hab eine Idee,
wer den Vater umgebracht haben könnte, bin mir aber nicht sicher, warum.
Außerdem gibt’s eine Entführung, die irgendwie mit dem Mord zusammenhängt, ich
weiß nur noch nicht, wie. Wenn ich mich mit Gütkens irren sollte, kann ja sein,
habe ich immer noch die Möglichkeit, über die Entführer etwas in Erfahrung zu
bringen.«
»Du
maanst, die ham wen angheuert, der des gmacht hat, und derjenige geht glei her
und verspielt die Marie?« Korinek hielt den Atem an, dachte nach und trank
einen Schluck. »Des kennt sei, dass der Entführer dort is, so viel Stud wird
nimma gspült. Außer des is a moderner, a Automatentyp. Dann findst ihn net.«
»Schon,
aber einen Versuch ist es auf alle Fälle wert. Weniger als jetzt werd’ ich
danach ohnehin nicht wissen und schlafen kann ich auch net.«
»Wegen
aner Frau des Ganze?«
»Sicher,
warum denn sonst?«
Korinek
schwieg ein wenig. Er verzog das Gesicht, griff sich an den Bauch und meinte:
»Werd Zeit, dass’d di schleichst.«
»Sicher.
Bin schon weg.«
Straight
stand mit mir auf und begleitete mich bis zur Tür. Dort gab’s einen Handschlag.
»Kumm
auf mei Leich’.«
»Sicher.«
Damit
wandte ich mich ab und wollte schon die Treppe hinuntersteigen, da fiel mir
noch etwas anderes ein.
»Einen
Moment noch«, wandte ich mich an Korinek. »Einen Runker von der Polizei, kennst
du den?«
»Den
Runker Hans? Sicher. Sitzt da der im Gnack?«
»Kann
man wohl so sagen.«
»Pfoah.
Der is pickelhart, a gwiefter Kieberer. Pass auf, dass’d net einsitzt wegen
dem. Aber wenn, dann schau wenigstens, dass’d Freigang hast bei meiner Leich’.«
»Ich
werd’ schon zu deinem Begräbnis kommen, keine Sorge.«
»Jetzt
schleich di, Arno.«
Er
wollte es zwar hart über die Lippen bringen, aber das gelang ihm nicht ganz. Er
konnte seine Rührung nicht verbergen. Langsam stieg ich die Stufen hinunter. Es
würde ein Abschied auf ewig sein, in dieser Welt jedenfalls, und über die
nächste, da weiß niemand etwas.
Hinter
mir brüllte Korinek: »Fitschi, bring no an Jackie hintre.«
Manchmal,
wenn ich nachts nicht schlafen kann und ein einsames Auto draußen auf der
Straße vorbeifährt, dann bilde ich mir seither ein, in der Stille der Nacht die
Stimme Korineks zu hören, die laut, aber kraftlos und sich überschlagend nach
Schnaps ruft.
V
Zehn Minuten später stieg ich
aus dem Bus aus und ging die Hütteldorfer Straße hinunter. Der Himmel war strahlend
blau, die Sonne schien, und die Sommerlinden trugen rotgoldene Blätter. Das
tiefschwarze Trottoir war ebenfalls mit Blättern bedeckt, die so schön waren,
dass sie fast wie Blüten wirkten.
Ich
blieb vor der Hausnummer 51 stehen und sah mich um. Es war zwar ein
Klingelschild zu sehen, aber ich wusste ja nicht, wo läuten. Da erst wurde mir
bewusst, dass sich neben der Nummer 51 eine Bar befand. Lederfauteuils,
Barhocker, Schnapsflaschen auf dunklem Holz hinter dem Tresen. Ich schaute
hinein, die Glasfensterfront war teils geöffnet, und ich bemerkte die Frau, die
mir die Nachricht auf der Mietvorschreibung gebracht hatte. Sie saß weiter
hinten im Lokal, das ansonsten leer war. Nicht einmal einen Bartender konnte
ich ausfindig machen. Sie winkte mir zu und ich ging zu ihr.
»Hallo.«
»Servus.«
Ich
setzte mich.
»Warum
bin ich hier?«, begann ich das Gespräch unvermittelt. Sie schaute bloß und gab
keine Antwort. Ich drehte meinen Ledersessel ein wenig, sodass ich hinaus auf
die Hütteldorfer Straße schauen konnte. Ein paar Autos fuhren vorbei, und ein
paar lebenslustige Blätter tanzten in der Nachmittagsbrise auf dem Trottoir zu
dem leisen Cool Jazz aus der Bar.
»Vielleicht
war das ein wenig zu forsch. Sollen wir neu anfangen?«
»Vielleicht.«
Sie warf mir einen scheuen Blick zu. Ob die Schüchternheit echt oder nur Show
war, konnte ich wirklich nicht sagen. Ich hätte sie mir gerne genauer
angeschaut, aber wenn sie wirklich ein Mauerblümchen war, wollte ich sie nicht
noch weiter verunsichern.
»Du
hast eine seltsame Handschrift, für eine junge Frau«, stellte ich schmunzelnd
fest.
»Das
hat auch meine Oma geschrieben.«
»Die
Hausbesorgerin ist deine Oma?«
Ein
Nicken zur Antwort, aber kein Wort. Wenn sie nichts sagen wollte, dann war es
vielleicht auch besser, wenn ich stumm bliebe. Also schwieg ich. Nach ein paar
Minuten wurde mir das aber zu blöd.
»Dafür,
dass du mich sprechen wolltest, bis du aber bemerkenswert stumm. Versteh’ mich
nicht falsch, es sitzt
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