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Beziehungskiller: Kriminalroman (German Edition)

Beziehungskiller: Kriminalroman (German Edition)

Titel: Beziehungskiller: Kriminalroman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martin Mucha
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wir
standen vor einer Tür. Anzugträger klopfte vorsichtig.
    »Eh«,
hörte man gedämpft von drinnen. Anzugträger öffnete die Tür, und nachdem ich
mir noch einmal vor lauter Ungeschick die Schulter am Türstock angeschlagen hatte,
stand ich im Raum.
    »Wos’n?«,
fragte eine Stimme aus dem hinteren Teil des Raumes. Der Raum selbst war auf
das geschmackloseste möbliert. Billige Teppiche, ein Plüschsofa mit Tischchen
und passenden Stühlen, eine Kredenz aus dunklem Holz und ein überdimensionaler
Röhrenfernseher standen herum. Alles wirkte staubig und wie aus zweiter Hand
erworben. Da es recht dunkel war in dem Zimmer, konnte ich nicht weit sehen.
    »Der
wül was von dir, Chef.«
    »Da
scheiß i drauf, drah eam ham, den Deppn.«
    Korinek
schien bester Laune zu sein. Meine beiden Leibwächter ignorierten den Befehl
zum Mord und blieben reglos stehen. Nach etwa fünf Sekunden scharrte ein Stuhl,
jemand ächzte und kam auf uns zu.
    »Host
net g’hert, Rotzpippn? Hamdrahn suist eahm«, schimpfte Korinek und blieb einen
Meter vor mir stehen.
    »Er
sagt, er kennt di, Chef.«
    »Sicher
kennt er mi. I kenn eam ah. Des is der Linder, des Gfrast.« Er betrachtete mich
eingehend von oben bis unten. »Schener is er a net wurdn«, war sein
abschließender Kommentar.
    Korinek
holte Luft und dachte nach, er denkt immer mit angehaltenem Atem. Als er mit
der Gehirngymnastik fertig war, stieß er die Luft aus und meinte freundlich:
»Prak eam ane, Serdar.«
    Fettklops
ließ mich dafür nicht los, sondern boxte mich nur freundschaftlich in den
Magen. Wie immer hatte es sich auch heute ausgezahlt, aufs Mittagessen zu
verzichten, sonst hätte ich den schönen Teppich vollgekotzt. So wand ich mich
nur vor Schmerzen.
    »Kannst
eam loslassn, Serdar. Fitschi«, sprach er den mit dem Anzug an, »ihr zwa kennts
zruck zum Wirtn.«
    »Ka
Problem mit dem?«, wurde nachgefragt.
    »Na«,
Korinek legte den Arm freundschaftlich um meine Schulter, nachdem Fettklops
mich losgelassen hatte, »mia kennan uns. War vor deiner Zeit, Fitschi. Passt
scho, geht’s nua.«
    Die
beiden Angestellten verließen den Raum, und wir gingen nach hinten in die
Schatten und setzten uns aufs Sofa.
    »Wüllst
an Whiskey?«, wurde ich gefragt.
    »Nein
danke.«
    »Saufst
immer noch Tee?«
    Ich
nickte.
    »Grausliche
Gschicht, der Tee.« Er schenkte sich ein Wasserglas mit Cola voll und goss mit
Jack Daniels auf. Dann stellte er beide Flaschen unter den Tisch zurück.
Lauwarmes Cola aus einer 1,5-Liter-Flasche mit Schnaps, so schlecht ist nicht
einmal der Hofer Beuteltee.
    »Also,
wieso bist da? Is was?« Er nahm einen Schluck und verzog den Mund.
    »Du
wirst lachen.«
    Eine
auffordernde Nickbewegung Korineks.
    »Ich
brauch deine Hilfe.«
    Korinek
lachte bitter. Eine Hand hielt seinen Bauch, so als ob er ihn wärmen wollte.
Obwohl das Licht im Zimmer schlecht war, fiel mir auf, dass aus dem hageren
Vierziger ein ausgemergelter Fünfziger geworden war. Überall weiße Strähnen im
grauen Haar, tiefe Furchen im Gesicht. Leidend war das Wort, das mir dazu
einfiel. Die Augen waren aber immer noch klar und scharf.
    Korinek
lachte nochmals kurz auf und spuckte dann auf den Teppichboden. »Du brauchst
meine Hilfe? Na servas.« Er sprach langsam, jedes Wort einzeln betonend.
    Ich
schwieg. Korinek trank einen Schluck und verzog wieder den Mund. »Damals hätt’
i deine Hilfe auch braucht. Aber du hast dei Ding draht und bist zum Bender
abboscht. Des war a schöner Schlag, damals.« Er schaute in sein Glas und hielt
wieder die Luft an. »Dass du die hertraust, überhaupt. I glab, i sulltat di
hamdrahn. Selber.«
    Er
besah sich seine Finger, so als ob er sie ein letztes Mal vor der Tat in
Augenschein nehmen wollte. Es erinnerte an eine Truppeninspektion, kurz vor der
Schlacht. Nachdem er seine Hände betrachtet hatte, verlor der Gesichtsausdruck
ganz langsam seine abgehärmten Züge. Für ein paar Sekunden entspannte er sich
und sah fast wieder so aus wie vor zehn Jahren.
    »Lang
is her, Arno. Des war no im letzten Jahrtausend. Millennium sagt ma dazu. Was
die Leit für Worte ham!« Er schüttelte den Kopf und begann von neuem zu
sprechen. »Rache ist süß.« Seine Hand wanderte unter die Polsterung und holte
einen Revolver mit kurzem Lauf heraus. Er hob den Arm und zielte auf mich. »I
muaß nua mehr abdrucken.«
    »Das
ist es doch nicht wert.«
    »Was is
was net wert?«
    »Das
bisschen Rache für so viel Gefängnis.«
    Korinek
blies wieder die Luft aus und verzog die Lippen

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