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Beziehungskiller: Kriminalroman (German Edition)

Beziehungskiller: Kriminalroman (German Edition)

Titel: Beziehungskiller: Kriminalroman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martin Mucha
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Visitenkarte des Narrenturms gewesen, einer unheimlichen Sammlung
medizinischer Natur, menschlichen Fehlbildungen gewidmet. Wenn ich so glücklich
bin, dass ich es nicht mehr aushalte, gehe ich dorthin. Dann ist das mit dem
ruhig Schlafen für den nächsten Monat gegessen.
    Ich
nickte mit vollem Mund. Das knusprige Brot knackte laut zwischen meinen Zähnen.
    »Sie
wollen auch nichts sagen?«
    Wieder
nickte ich bloß.
    »Wir
haben hier einen schweren Entführungsfall vor uns. Es geht um ein
Menschenleben. Ein bisschen Körperverletzung wird mir da nicht vom Lohn
abgezogen. Falls es überhaupt zu einer Verurteilung kommen sollte, nebenbei
gesagt.«
    Er
streichelte seine rechte Hand, während er mir mit wohlgesetzten, ausdruckslosen
Worten drohte. Ich legte die Gabel beiseite, nahm einen Schluck vom kalten Vormittagstee,
blickte ihm in die dunkle Sonnenbrille und trank dann noch mal.
    »Egal,
wie viel Angst Sie mir auch immer machen wollen, wenn ich nichts weiß, kann ich
auch nichts sagen. Fragen Sie doch Runker, der hat auch schon mit mir geredet.«
    Ich
schenkte mir Tee nach und behielt die Schale in der Linken.
    »Runker
ist ein gutmütiger Trottel.«
    »Und
ich bin unschuldig …«
    Er
unterbrach mich. »Jeder ist schuld, jeder auf seine Weise.«
    »Dass
Sie Dreck am Stecken haben, glaube ich sofort, bei der Visage«, antwortete ich
bissig.
    Ganz
langsam, leise und kalt kam die Antwort: »Sie wollen mich reizen?« Über der
Sonnenbrille wurde eine Augenbraue hochgezogen. »Interessant.«
    Er
schlug lässig die Beine übereinander und verzog die Lippen zu einer Grimasse.
Wahrscheinlich dachte er, dass er grinsen würde.
    »Haben
Sie eine hohe Schmerzgrenze, Herr Linder?«
    »Ich
glaube, ich bin ziemlich wehleidig.«
    »Sollen
wir es herausfinden?«
    »Ein
Experiment? Au fein. Darf ich das Meerschweinchen sein?«
    »Wenn
Sie darum bitten. Sie mussten doch damit rechnen, verhört zu werden.«
    »Ich
rechne nie«, zitierte ich Bobby Fischer. Der hatte zwar nie gerechnet, aber
trotzdem gewonnen. Das war der kleine, aber feine Unterschied zwischen uns.
    »Sollten
Sie aber. Es erspart Ihnen Schmerzen.«
    »Ah,
wir sind wieder bei der Experiment-Situation.«
    »Genau.«
    »Eine
Frage hätte ich noch, bevor es losgeht.«
    »Ja.«
    »Haben
Sie einmal zu oft Matrix gesehen oder ist der schlechte Geschmack angeboren?«
    Er zog
seine Knarre aus dem Hüfthalfter und hielt sie mir unter das Kinn. Ich konnte
das Waffenöl riechen. Ein leiser Druck bedeutete mir, aufzustehen. So einer
Aufforderung sollte man besser nachkommen. Ich stand still, bis er mir ein Knie
in den Bauch rammte. Welches der beiden es war, konnte ich nicht feststellen,
aber weh tat es für drei.
    »Würden
Sie die Höflichkeit besitzen, Ihre linke Hand auf den Tisch zu legen?«, fragte
er, als ich aufhörte, mich vor Schmerzen zu winden. Das war kein
Meerschweinchenexperiment, ich fühlte mich wie ein Regenwurm.
    »Sicher
doch.« Ich tat wie geheißen.
    »Sie
haben schöne, lange Finger.«
    »Sind
Sie schwul? Ich werde Ihnen sicher keinen runterholen.«
    Er
lächelte starr und wieder zog er dabei eine Augenbraue hoch. Als er mit dem
Gesichtsmuskeltraining fertig war, fuhr er sich ins Sakko und holte aus einer
der Innentaschen eine schwarze Ledermappe heraus. Eine von der Art, wie sie
Doktoren oder Einbrecher verwenden, um ihre Gerätschaften zu transportieren.
Die Knarre hielt er mir ruhig unter die Nase, während er die Ledermappe
öffnete. Darin kamen Gegenstände zum Vorschein, die mich an Operationsbesteck
erinnerten. Zwei davon nahm er heraus und begann, sie mit einer Hand zusammenzuschrauben.
Er war recht geschickt darin, wahrscheinlich hatte er das schon des Öfteren
gemacht. Als er fertig war, lag ein kleiner Hammer auf dem Tisch. Der Kopf war
ein bisschen kleiner als ein Hühnerei, der Stiel lang und dünn. Das ganze Gerät
glänzte matt, ähnlich wie Besteck aus Chirurgenstahl. Mir krampfte sich der
Magen zusammen. Das Ding war wirklich schön, von einem rein ästhetischen
Standpunkt aus betrachtet. Aber es sah auch so aus, als ob es jede Menge
Schmerzen bereiten könnte. Gunzmar nahm den Hammer in die Hand, ließ ihn einmal
wie probeweise in der Luft niedersausen und meinte dann lakonisch: »Na, dann
wolln wir mal Ihren kleinen Finger zertrümmern. Schön ruhig halten.«
    Ich
versuchte mich innerlich darauf vorzubereiten, in dem Moment, in dem er
losschlagen würde, etwas zu unternehmen. Ich hatte zwar noch keine Ahnung, was
ich tun könnte, aber

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