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Beziehungskiller: Kriminalroman (German Edition)

Beziehungskiller: Kriminalroman (German Edition)

Titel: Beziehungskiller: Kriminalroman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martin Mucha
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Glas leer. In dem kleinen Rest der
Flüssigkeit blieben weiß-körnige Rückstände am Glas haften. Straight war immer
noch flink mit den Fingern, ich hatte gar nicht bemerkt, dass er seinem
Cola-Jack ein Medikament zugesetzt hatte.
    »Was
schluckst du da?«
    »Hast
as gmerkt? I wer langsam auf meine alten Tag.«
    »Gesehen
hab ich’s nicht, nur das Pulverl am Glas.« Ich deutete mit dem Zeigefinger auf
die Spuren.
    »Ah so.
Des is a Schmerzmittel, a starks. I kennt ma die Haxn amputiern und würds net
merken. Palliativ, hat der Doktor gsagt.« Er sprach das Wort ›ball-i-atiw‹ aus.
Mit starkem Meidlinger ›l‹.
    »Und?
Hilft’s?«
    »Des
Pulverl? Des is dem Krebs a so scheißegal, des glaubst net.«
    Ich
nickte und spielte mit meinem Glas. Wir schwiegen uns an. Draußen auf der
Straße fuhr ein Auto vorbei, und eine Fliege summte gegen eine der schmutzigen
Fensterscheiben.
    »War a
scheens Leben, meins.« Er nahm einen letzten Zug von seiner Zigarette, der
glühende Tabak knisterte, und schließlich dämpfte er sie auf der Tischplatte
aus. In dem dunklen Tropenholzimitat fanden sich schon Dutzende solcher
Brandmarken. Achtlos ließ er den Stummel zu Boden fallen.
    »A
scheens Leben. Da Wohli hat immer gsagt: ›Wann’s kummt, dann kummt’s. Wann’s
geht, dann geht’s. Und wenn’s das hast, dann gib alles aus.‹ Des hab i gmacht.
A bissl was is aber überbliebn. Des kriagt mei Frau.«
    »Du
hast eine Frau?«
    »Letztes
Jahr hamma gheirat, a Fesche isses.« Er zog die Augenbrauen anerkennend hoch.
»A murds a Figur.« Er nickte und hielt wieder den Atem an.
    »Warum
ist sie nicht da?«
    »Weil i
net wül. Sie hat a scheene Wohnung, draußt in Hietzing. I wül net, dass sie ma
bein Sterbn zuaschaut. Außerdem rearts imma. Des is nix.«
    »Ist
sicher nicht leicht für sie.«
    Darüber
wollte Korinek nicht sprechen, er wechselte das Thema. »Da Wohli, wia geht’s
dem eigentlich?«
    »Keine
Ahnung, schon lange nichts mehr von ihm gehört.«
    »Schad,
es san nimma viel übrig von uns.«
    »Nein,
die Reihen lichten sich.«
    »Leck
mi do am Oarsch, du und dei Schriftsprach!«
    Ich
zuckte mit den Schultern. »Also, wie heißt der Sohn vom Duvenbeck, und wo kann
ich ihn finden?«
    »Ob’s
wirkli der is, den’st suchst, waß i net. Aber der, dem der Duvenbeck seine
Schulden zahlt hat, der haßt Klaus Gütkens. Er schaut a weng verlebt aus, is
ungefähr in dein Alter, halblange Haar, redt Piefkinesisch. Er hat immer so a
Gschau, so von obn herab.«
    »Wo
kann ich den finden?«
    »Heit
spüln die Leit nimma so wia früher. Die sitzen daham vor ihre Computer und
spüln Texas Hold’em. Mit so klane Programme, de was ihnan die Wahrscheinlichkeiten
angebn. A so ane Trottln. I glaub, es gibt ka richtige Stud-Partie mehr in
Wien.«
    Er
verzog wieder das Gesicht, diesmal eindeutig vor Schmerz. Wegen des
Magenkrebses oder der Tatsache, dass die edle Kunst des Stud-Pokers akut vom
Aussterben bedroht war, ließ sich nicht sagen.
    »Wo
kann ich ihn finden?«
    »Loss
mi do ausreden. Es gibt heit kane Casinos mehr, so wie meins damals. Des vom
Bender war des letzte, seit der weg is, gibt’s des nimma.«
    »Wie
dann?«
    »Privat.
De treffen si privat in Wohnungen oder klane Hotels. Was issn heit fir a Tag?«
    »Montag.«
    »Kannst
es auf’d Nacht, umma zehn, in der Nähe Rosensteingasse, drübn in Ottakring,
probiern. Da gibt’s a so a Klavierhaus. Fichtenbauer oder Tannenhuber oder
sowas. Daneben is des rosa Haus. Durt klingelst bei Nummer 16.«
    »Aber
wie komme ich dort hinein, wenn es privat ist?«
    »Brauchst
nur a Marie aufn Tisch legn, dann bist dabei.«
    Korinek
erkannte meinen Gesichtsausdruck sofort.
    »Da
geht’s eh um nix. Zwatausend wern scho reichen«, wollte er mich beruhigen.
    Ich
schüttelte den Kopf.
    »Du
hast net amal zwatausend? Du hackelst doch auf der Uni.«
    »Da
verdient man kein Geld.«
    Er
lehnte sich ins Sofa zurück und griff sich ins Jackett. Als seine Hand
zurückkehrte, hielt er eine kleine lederne Mappe in der Hand. Er öffnete sie
und warf vier Fünfhunderter auf den Tisch.
    »Damit’st
mi net vergisst. Sag ma, wias’d auf den Gütkens kummst, und i zahl dir den Einstieg.«
    Ich
steckte das Geld ein. Wenn man dir gibt, so nimm. Wenn man dir nimmt, so
schrei. So einfach ist das.
    »Danke.«
    »Scheiß
di net an. Des letzte Hemd, des hat kane Taschn.«
    Ich
nickte.
    Er
verzog das Gesicht. »Also, was is mit den Piefke? Wie kummst auf den?«
    »Nur
so. Sein Vater ist tot, vielleicht gibt es

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