Beziehungskiller: Kriminalroman (German Edition)
zu einem bitteren Lächeln.
»Glaubst du, Arno?«
»Glaub ich, Straight.«
»Wia i haß, wast a no. Da schau her.« Er holte Luft
und dachte nach. »Wast, was schee is?«
»Sag’s
mir.«
»Die
Gnade Gottes. I kann tun, was immer i wü. Für mi gibt’s kane Konsequenzen mehr.
Wenn i di niedaschiaß und die Kieberer kumman mir drauf, sogar dann kann mir
nix passieren.«
»So?«
»Die
Gnade Gottes, is des net was Schens?«
»Anscheinend
schon.«
»Und
waßt a, wia die haßt, die Gnade Gottes?«
»Sag’s mir,
Straight.«
»Metastasierender
Magenkrebs. In anahalb Monat bin i hin. So schnell gibt’s ka Verhandlung mehr
für mi.«
Er
grinste und trank das Wasserglas aus. Dann steckte er die Kanone weg und beugte
sich unter den Tisch, um die beiden Flaschen wieder heraufzuholen. Wieder
füllte er das lauwarme Cola ins Glas, um dann den Whiskey nachzuschütten. Das
Cola schäumte nicht, offenbar war es völlig ausgeraucht.
»Weißt
du was, Straight?«
»Ha?«
Er blickte von seiner Arbeit auf.
»Wenn’s
dir recht ist, trink ich ein Glas mit. Auf die anderen, die schon drüben sind.«
»Kenn
ma mochn.« Er wies mit dem Kopf auf die Kredenz. Ich stand auf und holte mir
ein Glas. Zurück an der Couch wurde auch mir eingeschenkt, aber auf das Cola
verzichtete ich. Wir prosteten uns zu und tranken. Straight stellte die leere
Schnapsflasche unter den Tisch.
»Also,
was brauchst, Arno?«
»Ich
suche wen.«
»Ah so.
Und i sull helfen. Wer isses denn?«
Ich
lächelte vor mich hin. »Das weiß ich nicht so genau.«
»Irgendwas
wirst wohl wissen.«
»Der
Sohn eines reichen Vaters, macht sicher viele Schulden, großspurig, hat nicht
viel drauf, Ende 20, Anfang 30, schätze ich. Er ist wahrscheinlich Deutscher
oder tut zumindest so.«
»Mit so
an Schaaß kummst zu mir? Den find ma nie, wennst kan Namen hast.«
»Wie er
selbst heißt, weiß ich nicht, aber seinen Vater kenne ich. Der Name ist dir auf
jeden Fall schon untergekommen. Er hat sicher Schuldscheine und Wechsel auf
seinen Vater ausgestellt oder Schecks.«
Straight
war in den 70ern Spieler geworden, bevor er erkannt hatte, dass es
einträglicher war, Geld zu verleihen und Zinsen zu kassieren. Wenn man
ordentlich nachhilft, dann schaffen es viele nicht, ihre Zinsen zu zahlen, und
dann kann man Puffs, Prostituierte und Drogen billig erwerben, ohne die Häuser
bauen zu müssen, die Frauen ins Land zu schleppen oder die Drogen zu
schmuggeln. Das Risiko übernahmen andere, Straight blieb der Profit. Er kannte
jeden Spieler, jeden Lebemann und jeden verkommenen Sohn reicher Eltern in Wien
mit Vornamen, Augenfarbe und Anzahl der Haare auf den Eiern. Denn das war sein
Job.
»Soso.«
Straight rieb sich wieder wärmend den Bauch. »Und wie heißt er, der Herr Papa?«
Ich
nahm einen Schluck aus meinem Glas, um Zeit zu gewinnen, und dachte nach. Mir
wollte aber nichts einfallen. Dafür pulsierte der Schnaps in meinem leeren
Magen.
»Was
is, Arno? Mir san a schenes Paarl, i hob den Krebs und du den Alzheimer, wiaß
ausschaut.«
»Kennen
tu ich den Namen, aber ich weiß nicht, ob es klug ist, ihn dir zu sagen.«
»Schau,
du wirst miassn, sunst kann i dir net helfen.«
»An dem
Namen hängt ein ganze Menge Kleingeld. Hilf mir, den Sohn zu finden, und du
kannst ihn dann aussaugen. Ich brauche von ihm nur eine Auskunft.«
»Ah,
des isses. Du denkst an mein Reibach.« Er lachte. »Vergiss es, Arno, mach dir
keine Sorgen deswegen. I hülf dir a so. Ums Gschäft geht’s mir nimma.«
»Dann
nimm’s als nette Geste meinerseits.«
»Is
scho verbucht. Wia haßt der Herr Papa?«
»Duvenbeck.«
Straight
pfiff durch die Zähne und trank wieder. Dann griff er in seine Westentasche und
holte eine Zigarette hervor. Er gab sich Feuer und blies aus. Die Asche fiel
einfach auf den Teppichboden.
»Asche
zu Asche, Staub zu Staub«, meinte er salbungsvoll, bevor er zum Thema des Gesprächs
zurückkehrte. »Duvenbeck also. Was is mit eam?«
»Der
Alte ist tot, der Junge wird irgendwann erben. Da ist ordentlich was zu holen.«
»Was
wuist du von ihm?«
»Nur
eine Telefonnummer.«
Korinek
verzog die Lippen, ob aus Schmerz oder Freude konnte ich nicht feststellen.
»Du
kummst zu mir, nach zehn Jahrn, für nix als a Telefonnummer? I glab, Spinner
ändern si net.« Er nahm wieder einen Zug von seiner Zigarette. »Der Herr Doktor
hat gmahnt, i sullats rauchn bleibn lassn. Für was, frag i di? In an Monat bin
i e hin. A so a Trottl.«
Er
schüttelte den Kopf und trank sein
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