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Beziehungskiller: Kriminalroman (German Edition)

Beziehungskiller: Kriminalroman (German Edition)

Titel: Beziehungskiller: Kriminalroman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martin Mucha
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dass ich ein netter Kerl bin.«
    »Ah
so?«
    »Ich
habe ihr wirklich schon ein paar Mal geholfen.«
    »Des
glaub i scho, aber was i net glaub, is, dass zu dir kumman is, weilst a netter
Kerl bist.«
    »Das
glaubst jetzt aber auch nur du.«
    Wir
schwiegen ein wenig, dachten nach, verdauten ein bisschen, und schließlich
zahlte Runker. Ich bedankte mich artig und wir verließen das Restaurant.
    Beim
Hinausgehen kamen wir am Zeitungsständer vorbei, der sich unter einer Wand
voller süditalienischer Lebensweisheiten befand. Auf dem Titelblatt der Krone
war der ehemalige Finanzminister abgebildet. Wir blieben davor stehen.
    »Schen,
aber ka Weltformat«, zitierte Runker Qualtinger.
    »Die
heutige Jugend, net amal a gscheite Korruption bringen’s zsamm«, erwiderte ich
mit dem passenden Zitat.
    »Öha.
Du kennst des?«
    »Sicher.
Es gibt keinen Gott außer Kraus, und Qualtinger ist sein Prophet.«
    »Is
scho a Wahnsinn, des hat der Qualtinger vor vierzg Jahrn gsagt und heit stimmts
no immer.« Er wies wieder auf das Konterfei des feschesten Finanzministers
aller Zeiten.
    »Des is
eine der kulturellen Konstanten Österreichs: ein fescher Finanzminister und
eine unfassbare Korruption. I sag immer so: Offenbar kenn ma’s uns leisten.«
    VIII
    Runkers Silhouette
verflüchtigte sich langsam in der Dunkelheit der Wiener Gassen, ich sah ihm
nach, bis er endgültig verschwunden war. Ich war mächtig stolz auf mich,
schließlich hatte ich sofort gemerkt, dass die ganze Nummer zwischen Gunzmar
und Runker nichts weiter war als eine Variante des ›Good Cop, Bad Cop‹-Spiels.
Aber nicht mit Arno Linder, der war zu klug dafür.
    Runker
und Gunzmar. Mir kam das sehr ungelegen. Man soll sich auf eine Sache
konzentrieren und die durchziehen. Zugleich den Mörder von Duvenbeck zu suchen
und eine Entführung aufzuklären, das musste zwangsläufig in die Katastrophe
führen. Ich sah das schon kommen, aber manchmal, da hilft alles nichts.
    Ich
ging hinauf zur Haltestelle vom Neunerwagen und fuhr nach einer angemessenen
Wartezeit hinüber nach Ottakring. In der zunehmenden Dunkelheit des
Septemberabends zogen heruntergekommene Wohnhäuser, kleine Beisln und Geschäfte
an mir vorüber. Die Straßen nach Norden gaben den Blick auf die tiefer
gelegenen Stadteile frei. Man sah über Hernals hinweg auf die grünen Hügel Döblings
hinüber, die sich dunkel gegen den gerade noch hellen Abendhimmel abhoben. Die
Straßenbahn schwankte, ächzte und schien alle paar Kurven aus den Gleisen
springen zu wollen. Aber der Chauffeur verstand sein Geschäft, und obwohl die
Passagiere herumgeworfen wurden wie Pakete im Postauto, gelangten wir ans Ziel.
    Rundherum
hasteten Leute in die Straßenbahn, andere schleppten Einkaufssäcke nach Hause.
Alle trugen den abweisenden Gesichtsausdruck von Menschen im Gesicht, die sich
nach einem langen Arbeitstag darauf freuen, endlich die Welt hinter sich
aussperren zu können.
    Ich
machte mich auf, das Haus zu suchen, von dem Korinek gesprochen hatte.
Mittlerweile war es nun doch fast vollständig dunkel geworden, nur aus
erleuchteten Fenstern drang Licht. Die Straßen blieben dunkel, unter meinen
Schuhen knirschten Kieselsteine auf dem Kopfsteinpflaster. Dunkle Schaufenster
mit Coca-Cola-Werbung, rostzerfressene Autos, kaum Passanten. Eine Werkstatt
mit anschließendem Schrottplatz, die Autos dort drinnen waren von denen, die an
der Straße parkten, fast nicht zu unterscheiden. Über mir hing ein verrostetes
Bridgestone-Schild wie ein Kruzifix in einer verlassenen Kathedrale.
    Schließlich
bog ich in die Weißgasse ein und stand vor dem Klavierhaus, das mir Korinek genannt
hatte. Die Jalousien waren heruntergelassen, die Fassade verdreckt, die letzten
Klaviere waren hier noch im vergangenen Jahrtausend verkauft worden. Dafür
wuchs Gras aus dem Gully direkt vor der Eingangstür.
    Direkt
daneben befand sich der Rosahof. Korinek hatte ein bisschen was durcheinandergebracht,
aber in der Hauptsache stimmten seine Informationen. Das Haus sah adrett aus,
mehr wie eine Wohnanlage aus der Gründerzeit, die für Bobos hergerichtet worden
war. Ich klingelte an der Nummer 16.
    Nichts
rührte sich. Ich klingelte nochmals. Wieder nichts. Draußen auf der Ottakringer
Straße fuhren Autos, der Verkehrslärm drang leise bis zu mir. Wieder klingelte
ich, und wieder gab es keine erkennbare Reaktion. Ich wollte schon alle
Verdammnis der Hölle auf Straight herunterrufen, als sich dann doch die Türe
öffnete. Ein biederer Mann in

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