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Beziehungskiller: Kriminalroman (German Edition)

Beziehungskiller: Kriminalroman (German Edition)

Titel: Beziehungskiller: Kriminalroman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martin Mucha
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unter Alfreds Strickjäckchen. Die beiden
hatten irgendeine Kommunikation laufen, was als Vorsichtsmaßnahme gar nicht so
abwegig war, schließlich würde im Laufe des Abends ein Haufen Geld zusammenkommen.
Bei Bender und Korinek hatte es immer Security gegeben. Ich war schon gespannt,
wer bei den beiden diesen Part übernehmen würde.
    Von nun
an verkürzten sich die Zeiten zwischen den Klingelzeichen immer mehr, kaum
hatte der Neuangekommene gezahlt, schon klingelte es wieder, und Bert ging
erneut die Treppe hinunter. Das bedeutete zwar eine Menge Arbeit für Bert, aber
eine andere Möglichkeit gab es nicht. Mit dem Türsummer von oben zu öffnen wäre
leichtsinnig. Denn dann hätte man die Leute schon fast in der Wohnung, wenn man
sie zum ersten Mal einschätzen konnte. Es blieb Bert nichts übrig, als die
Treppen rauf und runter zu schnaufen.
    Auf die
Neuangekommenen achtete ich weniger, ich wollte der Kommunikation zwischen
Alfred und Bert auf die Schliche kommen. Als der siebte Gast um Punkt zehn Uhr
die Wohnung betrat, eine gute halbe Stunde, nachdem ich gekommen war, hatte ich
eine ungefähre Vorstellung von ihrem System.
    Beim
Gedanken, dass sieben Mal 2.000 Euro zusammenkommen würden, die in einem
kleinen Einbausafe hinter ein paar Büchern aufbewahrt wurden, war mir schon das
Wasser im Mund zusammengelaufen. Wenn man um 21.59 Uhr an der Tür klingelte,
dann würden schon 14.000 Euro auf einen warten. Nicht die Welt, aber doch eine
Stange Geld. Die beiden Veranstalter wirkten jedoch so niedlich und bieder,
dass ich genauer aufpasste.
    Bert
ging jedes Mal die Treppen hinunter, um dem Gast aufzumachen. Dann verständigte
er Alfred mithilfe eines Summers. Die beiden hatten einen Code, der Alfred
sagte, was da für ein Typ unten vor der Tür stand. Einmal wirkte Alfred ein
klein wenig besorgt und sehr konzentriert. Das war, als er einem Typen die Tür
öffnete, den ich persönlich nicht hereingelassen hätte. Ein anderes Mal blieb
Alfred total entspannt, und es betrat ein alter Bekannter die Wohnung. Es
musste also ein zweiteiliger Code Verwendung finden, der sowohl beinhaltete, ob
die Person bekannt, unbekannt oder gut bekannt war, als auch eine Gefahrenklassifizierung
mitteilte. Die beiden Strickjäckchenträger machten ihre Sache ziemlich
kompetent. Einfach reinzuspazieren und das Geld mitzunehmen war nicht möglich,
und für alles andere lohnte der Aufwand nicht. Das war beruhigend zu wissen, da
man nicht damit rechnen musste, dass ein geldgieriger Jugendlicher reinstürmen
würde, um sein nächstes Wochenende zu finanzieren.
    Nebenbei
hatte ich gehofft, dass Duvenbecks Sohn als einer der Ersten auftauchen würde,
das hätte mir die Möglichkeit gegeben, vor Beginn der Pokerrunde mit ihm zu
reden. Vielleicht hätte das geklappt und ich hätte mir das Pokern erspart.
Außerdem hätte ich das Geld von Korinek wieder mit heimgebracht, was auch so
seine Vorteile gehabt hätte. Aber der Sohn des toten Vaters kam als Letzter, um
Punkt zehn.
    Als er
das Spielzimmer betrat, wurde ihm aus der Ecke zugerufen: »Dass du di wieder
hertraust!«
    Der
Sprecher saß kugelrund in einem Stuhl, die schwarzen Haare quer über den
Schädel frisiert, sodass die Glatze verdeckt werden sollte. Die rosa Kopfhaut
schaute aber trotzdem durch. Er trug eine dicke Brille, einen grauen Pullover
und braune Schnürlsamthosen. Seine dicken, kurzen Finger wirkten gelenkig und
flink. Auf seinem Schoß ruhte ein Aschenbecher, in dem sich schon ein paar
Stummel befanden. Der Mann rauchte A3, ich hätte geschworen, dass es die schon
seit 20 Jahren nicht mehr gibt.
    »Letzte
Wochn hab i eahm a so die Hosn auszogn, dass da Sau graust. Wo hast’n überhaupt
die Marie her?«, fuhr er fort.
    »Ich
hab mir das Geld geliehen«, antwortete Duvenbecks Sohn. Korinek hatte gesagt,
dass er Gütkens hieß, Klaus Gütkens.
    »Dir
gibt doch kaner mehr was. Musst an scheen Trottel gfunden ham!«
    Gütkens
lief vor Zorn rot an. Die halblangen blonden Haare und der helle Teint
verstärkten den Eindruck noch.
    »Gerhard,
hast nicht g’hört, dass sein Vater g’storben ist? Ich denke, dass der, der ihm
kein Geld leiht, ein Idiot ist«, meinte eine Frau von rechts, das Wort ›kein‹
betonend. Nach Kleidung und Redeweise passte sie besser zu den beiden
Strickjacken als zum Rest der Versammlung. Aus irgendeinem Grund beschlich mich
die Überzeugung, dass sie selbst Gütkens das Geld geliehen hatte, das er heute
Abend verspielen würde.
    Die
Frau war unscheinbar

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