Beziehungskiller: Kriminalroman (German Edition)
bin ich schneller als der andere.«
Ich
schwieg, schließlich wollte ich nicht, dass Laura etwas passierte, aber ich
hatte auch keine Lust, meine Vermutungen mit Runker zu teilen. Laura davon zu
überzeugen, dass ich mit dem Tod von Duvenbeck nichts zu tun hatte, ging nur,
solange mir die Polizei nicht in die Affäre hineinpfuschte.
»I her
nix«, meinte er freundlich, als ich noch immer schwieg und nachdachte.
»Wenn
du planst, dass’d dir die Marie aus der Entführung selber untern Nagel reißt,
des kannst da abschminken. Den Wasti und mi, uns legt so schnell kana aufs
Kreuz.«
»Darum
geht’s mir gar nicht.«
»Des
soll i da glaubn?«
»Ja.«
Ich sagte dieses eine Wort so ernst, wie ich selten zuvor etwas in meinem Leben
gesagt hatte.
»Hm.
Dann klär mi auf. Bleibt unter uns.«
Das
Brot war mittlerweile zur Freude vom Wasti bis auf einen kleinen Rest
verschwunden. Auch im Weinglas fanden sich nur mehr Spuren von Flüssigkeit. Der
Kellner trat an unseren Tisch und räumte ab.
»Sinne
Sie zufrieden?«, wurden wir gefragt und wir bejahten. »Eine Kaffee oder eine
Grappa vielleicht?«
»A
Grappa wär a Gschicht«, legte sich Runker fest.
»Ich
hätte gerne einen Espresso. Doppio.«
»Facciamo
subito«, antwortete der Italiener schwungvoll und rauschte mit dem Geschirr
davon.
»So
kumm i bei dir net weiter, schaut’s aus.« Runker legte die Stirn in
Denkerfalten. »Auf der Rückseitn ist doch was gstanden?«, stellte er fest.
»Wie
kommst du darauf? Ich hab dir den Wisch doch gezeigt, da war nichts.«
»Net
auf dem, dens’d ma zeigt hast.«
»So?«
»Da war
no a anderer. Den hast abtrennt.«
»Das
hast du bemerkt?«
»Sicher,
i bin seit fünfadreissg Jahr in Dienst.« Ich musste wohl ein wenig enttäuscht
dreingeschaut haben, denn Runker fuhr fort: »Aber des hast wirklich guat
gmacht. I hab überhaupt nix bemerkt, es war mehr so a Gfühl.«
Ich
lächelte, heute Nacht würde ich mit so einem schlechten Pokerface nichts
reißen. Runker hatte mich reingelegt. Die Freude darüber war ihm anzumerken.
»Du
bist ausgefuchst, Hans. Zuerst lenkst mich ab, bis ich über ganz was anderes
nachdenke, und ich tappe in die Falle wie ein Anfänger.«
Die
ganze Unterhaltung über hatte Runker auf nichts anderes abgezielt als auf diese
Frage und meine Antwort. So gut wäre ich auch gern gewesen.
»I sag
ja, bin seit fünfadreissg Jahr in Dienst. Kummt
scho no, Arno, kummt scho no. Dazu braucht’s Jahre. Also, was is
draufgstanden?«
»Ort
und Zeit für ein Treffen.« Leugnen schien mir zwecklos.
»Scho
ghabt?«
»Ja.«
»Um was
isses gangen?«
»Sie
wollte mich vor dem Gunzmar warnen.«
»Hat
anscheinend net viel gnutzt.«
»Eben.«
»Mehr
war net?«
»Nein.«
»Warum
hast dann vor mir so a Nummer abzogn?«
»Weil
ich zu dem Zeitpunkt ja noch nicht wusste, dass nicht mehr als eine Warnung
dahintersteckte.«
»Was
hätt denn sonst dahinterstecken sollen, von dem i nix hätt wissn suilln? Hast
irgendwelche krummen Gschichten am Laufen im Moment?«
»Nein.
Gar nichts.«
Was
mich wahrscheinlich rettete, waren Grappa und Kaffee, die vor uns auf den Tisch
gestellt wurden. Das bisschen Ablenkung reichte und Runker glaubte mir. Ich
nahm mir die Zuckersäckchen, schüttelte sie und ließ dann den braunen
Rohrzucker in meinen Espresso rinnen. Die Crema nahm den Zucker auf und trug
ihn, den größten Teil jedenfalls. Es schien somit ein ordentlicher Kaffee zu
sein. Ich rührte einmal um und nippte. Jawoll. Schwarz, heiß, stark und süß. So
muss das schmecken. Ich tauchte nochmals die Zungenspitze ein und freute mich
des Lebens.
»Also,
die Klane hat mit der Gschicht nix am Huat?«, hakte Runker nach.
»Nein.
Ganz sicher nicht.«
»Wennst
meinst.« Runker schaute sich den Grappa ganz genau an. Schwenkte die Füssigkeit
im kleinen Glas, sodass das Tresteraroma auch zu mir kam und durch den Kaffee
in meine Nase stieg. Was überhaupt nicht unangenehm war.
»Na!«
Runker stellte das Glas wieder auf Tisch. Er hatte keinen Schluck getrunken.
»Da stimmt was net. Irgendwas ist komisch, und i kumm net drauf. Dabei
kribbelts mir richtig im Frontallappen.«
»Was
sagt der Wasti?«
»Der is
satt und zfrieden, der schlaft.« Runker sprach von seinem Bauch tatsächlich haargenau
so, wie ein anderer von seinem Hund gesprochen hätte, der bejahrt und ein wenig
senil unter dem Tisch schläft.
»Warum
is zu dir kumman?«
»Du
meinst Maria? Weil ich ihrer Oma ein paar Mal beim Einkaufen geholfen habe. Sie
meint,
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