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Beziehungskiller: Kriminalroman (German Edition)

Beziehungskiller: Kriminalroman (German Edition)

Titel: Beziehungskiller: Kriminalroman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martin Mucha
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Bäumen. Genauer gesagt handelte es sich um Kastanien. Schöne große
Bäume, der Boden war von ihren braunen Blättern bedeckt. Es raschelte unter
unseren Füßen, die Luft war angenehm warm, aber auf eine Art, die erkennen
ließ, dass der Winter nicht mehr fern war. Ob uns irgendwer sehen könnte, daran
verschwendete ich überhaupt keinen Gedanken, nackte Frauenfüße, die durch grüne
Wiesen über braune Blätter schleichen und aufpassen, auf keine stacheligen
Kugeln zu treten, lenken ganz schön ab.
    Kurze
Zeit später, viel zu kurz für meinen Geschmack, standen wir an einer
Haselhecke. Die Blätter waren mehrheitlich gelb oder abgefallen, die meisten
Nüsse lagen schon am Boden. Es roch stark nach Herbst. Laura schaute sich kurz
um und zwängte sich dann hindurch, wobei sie in der linken Hand ihre Schuhe
hielt, während sie mit der rechten ihre Locken schützte. Ich trage mein Haar
kurz, darum gab es da nichts, worauf ich hätte aufpassen müssen.
    Auf der
anderen Seite der Hecke war eine kleine Straße. An der gegenüberliegenden Seite
lief eine rote Backsteinmauer entlang, dahinter stieg ein wild verwachsener
Hügel an. Zur Linken machte die Straße eine starke Kehre und zur Rechten lief
sie steil denselben Hügel hinab, dessen Seite von der Mauer geschützt war.
    An
unserer Seite standen Autos. Jaguare, Mercedesse, mehr Jaguare, noch mehr
Jaguare und ein Rolls Royce. Dazwischen fiel ein richtiges Auto auf: ein
kleiner Franzose, auf den wir beide zugingen. Laura hatte die Stöckel wieder
an, ich war noch immer nur in Socken. Als wir bei Lauras Wagen angekommen
waren, holte sie den Schlüssel raus, drückte einen Knopf, das Auto sagte
piepsend und blinkend »Hallo« und wir setzten uns hinein. Laura fuhr langsam
los, und wir rollten gemütlich die Straße den Hügel entlang hinunter. Zur
Linken die Backsteinmauer, zur Rechten die Edelkarossen, dahinter Hecken, parkähnliche
Gärten und große, zweistöckige Häuser, die man durchaus Villen nennen kann.
Manche der Leute dort oben in Gersthof an der Sternwarte heizen im Winter mit
Fünfhundertern.
    »Wusst’
ich’s doch«, meinte ich selbstherrlich, als ich auf das Straßenschild deutete.
»Edmund-Weiß-Gasse.«
    Laura
schaute mich kurz böse an, blieb aber still. Sie blinkte, bog rechts ab und wir
folgten der Türkenschanzstraße hinunter zur Gentzgasse. Mit einem Mal
veränderte sich die Gegend. Was zuvor noch ein friedvolles, parkähnliches
Villenviertel aus der Gründerzeit gewesen war, veränderte sich innerhalb von 50
Metern zur dichtbebauten Stadt. Grau in grau ragten die alten Mietskasernen
fünfstöckig in die Höhe. Bäume sah man keine mehr.
    »Was
hast du denn, Laura?«, fragte ich. »Du musst doch zugeben, am Geräusch des
Windes in den Baumwipfeln den Ort der eigenen Gefangenschaft bestimmen zu
können, das ist genial!«
    Die
Türkenschanzstraße fällt zur Gentzgasse recht steil ab. Ein bisschen mehr als
10 Prozent Gefälle, würde ich schätzen. Laura war das egal, sie bremste hart,
die Reifen quietschten, trotz Sicherheitsgurt wurde ich nach vorn geschleudert
und dann wieder hart zurück. Manche Leute kriegen von sowas ein
Peitschenschlagsyndrom, bei mir kam nur der beste Freund aus dem Urlaub zurück.
Ich hätte gut auf ihn verzichten können.
    »Wenn
du schon so genial bist, warum hast du dich dann nicht selbst befreit?«
    »Weißt
du …«
    »Blödsinn,
wenn du so genial wärst, wie du meinst, dann hättest du dich nicht einfach entführen
lassen!«
    »Mein
Plan …«
    »Kein
Plan der Welt enthält, sich den Hinterkopf zu Brei schlagen zu lassen, und wenn
du mich jetzt korrigierst und ›Pulp‹ sagst, dann vergesse ich mich.«
    Sie
hielt mir ihren wunderschönen Zeigefinger kerzengerade vor die Nase. Sie trug
mitternachtsblauen Nagellack, farblich auf die Wildlederpumps abgestimmt. Wenn
man schwarze Haare hat, einen hellen Teint und dazupassende Augen, dann sieht
das wirklich gut aus. Natürlich nur, wenn man eine Frau ist. Ich kehrte zu
unserer Unterhaltung zurück.
    »Gut.
Also mein Plan schon.«
    »Dann
war’s ein Scheißplan, Mr. Superblöd.« Sie funkelte mich an, ihre Arme vor der
Brust gekreuzt. »Arno, ich hab mir solche Sorgen gemacht, ich wollte bei dir
vorbei, aber du warst nicht zu Hause. Einen ganzen Tag bist du nicht
aufgetaucht, ich habe überall herumtelefoniert, aber nichts, du warst verschwunden.«
    Sie
schaute mich an. Eigentlich gab sie mir nun die Gelegenheit, etwas zu sagen,
etwas, was sie beschwichtigen würde. Aber

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