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Beziehungskiller: Kriminalroman (German Edition)

Beziehungskiller: Kriminalroman (German Edition)

Titel: Beziehungskiller: Kriminalroman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martin Mucha
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Haarspitzen.
    »Arno,
geht’s dir gut? Komm, für Spielchen haben wir keine Zeit.«
    Die
Stimme kannte ich gut. Es war die von Laura.
    II
    Es passiert nicht oft, dass ich
vor Überraschung keine Worte finde. Oder genauer formuliert: Es passiert
überhaupt nicht oft, dass ich keine Worte finde. Seitdem ich zwei Jahre alt bin
jedenfalls. Manchmal finde ich zwar mein Portemonnaie nicht, meine
Vorlesungsunterlagen oder meine Wohnungsschlüssel, und ganz selten sind sogar
meine Unterhosen verschwunden. Aber Worte? Niemals. Aus irgendeinem Grund sind
die immer da. Meistens sogar in mehreren Sprachen. Aber diesmal nicht. Es waren
keine da, überhaupt keine, so, als hätte es sie nie gegeben. Ich starrte Laura
ins Gesicht, mehr konnte ich nicht tun.
    »Hey,
Arno, irgendwer zu Hause?«
    Laura
rüttelte mich sanft an der Schulter.
    Ich
starrte immer noch, unfähig, einen Gedanken zu fassen. Sie hatte sich zu mir
hingekniet und strich mir mit dem Zeigefinger über diejenige Wange, die vom
Sturz nicht aufgeschunden war.
    »Was
treibst du da am Boden? Steh auf, wir müssen gehen.«
    Perplex,
das war das Wort. Ich war perplex. Die Worte waren wieder da.
    »Du?«
    »Ja,
ich.«
    »Du
bist wunderschön.«
    Sie sah
mich seltsam an.
    »Komm,
steh auf.«
    Sie
half mir. Dabei fiel ihr das Blut an meinem Hinterkopf auf.
    »Vom
Sturz?«
    »Nein,
von einem Zap-out.«
    »Was
ist ein Zap-out?«
    »Ein
Zap-out ist eine der klassischen Szenen im narrativen Repertoire der
amerikanischen Hardboiled-Literatur der Dreißiger und Vierziger. So wie die
Knarrenszene, die Schlampenszene und so weiter. Chandlers Detektiv Dalmas war
ein Meister darin, das passierte dem ständig. Der Zap-out wird meistens eingesetzt,
um am Höhepunkt der …« Weiter kam ich nicht.
    »Hör
auf zu dozieren! Klartext!«
    »Irgendwer
hat mich auf den Kopf gehaut. Folge: Blackout.«
    »Ah.
Sieht grauslich aus. Als ob dein Hinterkopf zermatscht wäre.«
    »Hm,
der Terminus technicus lautet: beaten to a pulp. Das kommt von …«
    »Dein
Hirn scheint jedenfalls nicht in Mitleidenschaft gezogen worden zu sein. Nicht
mehr als sonst, mein ich.« Sie lächelte mich an und küsste mich sanft auf die
gute Wange. Ihre Lippen fühlten sich kalt an. Und gut. Sehr gut sogar. Für
solch einen Kuss wird man gerne zusammengeschlagen.
    »Komm,
steh auf, wir müssen. Es eilt.«
    »Sicher,
eins noch.«
    »Ja,
was?«
    »Wir
sind in Gersthof. Knapp unterhalb der Sternwarte. Edmund-Grau-Gasse oder
Edmund-Blau-Gasse oder so? Stimmt’s?«
    »Was
soll das?«
    »Ich
will wissen, ob ich mit meiner Vermutung richtig gelegen habe. Bin nur durch
das Blätterrauschen draufgekommen. Jetzt sag schon.«
    »Spinner.
Ich hätte dich lieber doch nicht retten sollen. Komm, oder ich überleg’ es mir
noch.«
    Ich
hopste folgsam neben ihr her. »Losbinden wär’ nicht schlecht, Laura.«
    »Eine
Schere wirst du wohl selber finden?«
    In der
Tat, wir kamen durch einen Werkstattraum, und neben mehreren Holzschränken,
einer Bank mit Schraubzwingen und einem Hobel gab es auch eine Drahtwand, an
der Werkzeug hing. Zwischen kleineren Sägen, Stemmeisen und ähnlichem Gerät
hingen auch zwei große Scheren. Die Art von Scheren, die eine Feder im Gelenk
haben und laut schreien: ›Schneid’ ihm den Daumen ab, den Daumen, schneid’ ihm
den Daumen ab!‹ Ich ließ Lauras Schulter los und hopste hinüber. Hops, hops,
hops. Laura sah mir zu, dabei hielt sie den Kopf ein wenig schräg, sodass ihre
eine Haarsträhne ins Gesicht fiel. Ein Lächeln umspielte ihren Mund.
    »Was
ist? Noch nie einen Kerl mit gebundenen Füßen gesehen?«
    »Ehrlich
nicht. Sieht irgendwie sexy aus. Ich glaub’, ich weiß jetzt, warum das die
Chinesen mit ihren Frauen gemacht haben. Wenn du jetzt noch nackt wärest, dann
würde dein …«
    »Laura,
ich liebe dich, aber das ist entwürdigend.«
    Laura
sah mich einfach weiter an. So wie eine Katze eine Schale voll Rahm ansieht.
Irgendwie war das ganz schmeichelnd, außerdem mag ich Katzen.
    Ich
bückte mich, fiel um, und schnitt mir im Liegen die Füße frei. Danach hängte
ich die Schere zurück an die Wand.
    »Können
wir?«, fragte Laura.
    »Wir
können.«
    Laura
zog die Stöckelschuhe aus, blaues Wildleder übrigens, und ging barfuß durch den
Keller zu einer angelehnten Holztür. Ich folgte ihr, zwar nicht barfuß, aber
dafür in Socken. An der Tür spähte Laura kurz durch den Spalt und öffnete dann
leise. Die Tür quietschte trotzdem. Wir schlichen über den Rasen zu einer
Gruppe von

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