Beziehungswaise Roman
Entspannt. Mein Arm liegt um einen Körper. Mein Bein ist zwischen Beine geklemmt. Es ist wie immer. Nur anders. Die Haare riechen nicht nach Äpfeln. Die Brüste sind voller. Ihre Füße reichen bis zu meinen. Sofort kommen die Schuldgefühle. Hallooo! Verzieht euch! Ich bin Single! Außerdem ist nichts passiert! Die Schuldgefühle nicken verständnisvoll und machen es sich bequem. Schuldgefühle sind phlegmatisch. Ich öffne die Augen. Klares Winterlicht fällt durch die Oberlichter. Draußen wird es bald wieder dunkel. Ich löse meinen Arm vorsichtig, stemme mich auf den Ellbogen und werfe einen Blick über ihre Schulter. Mona hat ihr Gesicht ins Kissen gepresst und scheint zu schlafen. Ich lasse meinen Kopf wieder auf das Kissen sinken und atme durch die Nase. Sie riecht anders, aber gut. Sie fühlt sich auch anders an. Aber gut. Ihre Haut ist rauer, aber nicht unangenehm. Schon merkwürdig, dass jeder Mensch anders riecht. Schon merkwürdig, dass sich jeder Mensch anders anfühlt. Schon merkwürdig, das Ganze.
Sie kichert dumpf im Kissen.
»Willkommen beim TÜV.«
»Entschuldige«, sage ich und lasse ihr Ohr los.
Sie kichert noch mal, drückt ihren Hintern durch und wackelt ein bisschen. Meine Morgenerektion wackelt freudig mit.
Ich strecke mich, greife neben das Bett und wühle herum, bis ich das Kondom von heute Nacht finde. Während ich die Verpackung aufreiße, wirft sie einen Blick über ihre Schulter. Sie mustert das Kondom, mich, dann vergräbt sie ihr Gesicht wieder im Kissen und drückt ihren weichen Hintern gegen mich. Während ich das Kondom aufrolle, atme ich durch die Nase den Geruch einer anderen Frau am Morgen ein. So lange her. Mein Schwanz berührt nachgiebige Hitze. Sie gurrt leise. Dann bin ich in ihr. Herrje, in eine Frau zu gleiten ist Gott. Ich stoße zu. Sie stöhnt und lässt mich machen. Und dann tun wir es. Ganz entspannt, bewusst, genussvoll, ohne Hektik und besondere Vorkommnisse. Einfach nur Sex am Morgen.
Still. Liegen. Regungslos. Atmen. Fühlen. Riechen. Frauke hatte doch recht: Man vergisst, wie gut es tut.
Mona hebt ihren Kopf, dreht ihn und schaut mich aus zusammengekniffenen Augen an. Ihr Kajal ist wieder verschmiert. Sieht verwegen aus.
»Wie spät?«
»Ich schätze früher Nachmittag. Willst du einen Ka... Tee?«
»O Gott, ja«, stöhnt sie und lässt ihren Kopf wieder aufs Kissen fallen.
»Alles in Ordnung?«
Ihr Kopf ruckt. Soll wohl ein Nicken sein, aber ich warte, bis sie die Augen öffnet.
»Ich bin’s nicht gewohnt, dass mich jemand morgens so sieht.«
»Außer deinem Unverlobten.«
Ihre Augen verengen sich. Dann schüttelt sie den Kopf. »Auch er nicht. Wir schlafen getrennt.«
Ich spüre, wie meine Augenbrauen hochgehen. Sie nickt. »Ich kann nicht schlafen, wenn sich jemand an mich klammert.«Sie runzelt die Stirn und scheint nach innen zu lauschen. »Dachte ich.« Sie fixiert mich wieder. »Kann ich duschen?«
»Klar.«
Ich rolle mich aus dem Bett und halte ihr eine Hand hin. Sie schwingt ihre Beine über die Bettkante, nimmt meine Hand und lässt sich auf die Beine ziehen. Da stehen wir. Der müde Mund. Der verschmierte Kajal. Die Haare, die ihr wie ein zerknitterter Vorhang über den Brüsten hängen. Ich grinse. Sie senkt den Kopf etwas und mustert mich unter gerunzelten Augenbrauen.
»Was ist?«
»Du siehst einfach zu süß aus.«
Sie bleibt noch einen Augenblick so stehen, dann dreht sie sich um und geht ins Bad. Unsicher. Ich muss lächeln. Hallooo! Wegen einer Nacht musst du sie noch lange nicht ins Herz schließen! Sie ist verlobt! Sie ist schwanger! Sie fährt gleich! Ja, aber ich bin es eben gewöhnt, Frauen zu mögen, mit denen ich Sex habe. Sofort melden sich die Schuldgefühle wieder. Verdammt, haut endlich ab! Sucht euch jemanden, der euch verdient hat! Ich dagegen hatte einfach nur guten alten Morgensex, dumdidumdidei ... Ich springe in eine Jeans, picke das Kondom vom Boden und gehe in die Halle. Arne hockt am Tisch und starrt in seinen Espresso. Heute trägt er zur Abwechslung ein Shirt, auf dem nichts draufsteht. Vielleicht gehen ihm die Sinnsprüche aus. Sein Musikgeschmack hat sich über Nacht nicht verbessert, aus den Boxen dringen die üblichen Punkakkorde, der Sänger beklagt die Ignoranz der Menschheit und ignoriert dabei die Harmonielehre.
»Guten Morgen.«
Arne nickt, vielleicht, schwer zu sagen. Ich entsorge das Kondom. Die Dusche wird in meinem Badezimmer aufgedreht. Das bringt ihn dazu, den Blick zu
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