Beziehungswaise Roman
heben.
»Ist Tess wieder da?«
»Nein«, sage ich und kippe Kaffeebohnen in die Mühle.
In meinem Rücken spüre ich seinen missbilligenden Blick.
Als ich mit zwei dampfenden Tassen ins Zimmer komme, steht Mona in ein Handtuch gehüllt vor dem Regal. Zuerst denke ich, sie starrt das Sexschwein an, dann sehe ich, dass sie das einzige Foto im Zimmer mustert: Tess, die am Vejbystrand sitzt und raus aufs Meer schaut. Mein Lieblingsbild von ihr. Sie sieht aus, als sei sie glücklich und würde darüber nachdenken, wie wir später leben werden. Natürlich kann sie sich damals auch einfach schon gefragt haben, wann ihre Karriere endlich losgeht.
»Ist sie das?«
Ich nicke und reiche ihr den Tee. Draußen wird die Musik ein bisschen aufgedreht. Die Punkband möchte alles kaputtschlagen, weil alles kaputt ist. Und Arne möchte keinesfalls hören, was wir hier drinnen machen. Mona nimmt die Tasse entgegen und mustert das Foto.
»Sie ist schön.«
Ich nicke. Sie wirft noch einen Blick auf das Foto, lächelt mich an, dann nippt sie an ihrem Tee, stellt die Tasse im Regal ab, lässt das Handtuch fallen und greift nach ihrem Slip. Sie steigt rein, ohne sich von meinem Blick verunsichern zu lassen. Ich greife nach meinem Hemd, und wir schauen uns beim Anziehen zu. Mal was anderes.
Schließlich sitzen wir angezogen auf dem Bett und schlürfen an den Tassen. Der Morgen danach. Mann und Frau mustern sich. Eben noch ineinander. Jetzt nebeneinander. Aber immer noch miteinander. Zumindest, wenn es nach meinem Gefühl geht.
»Wie ist er?«
Sie hält die Tasse mit beiden Händen und mustert mich über den Rand hinweg.
»Gut, aber ich hätte lieber einen Kaffee.«
»Ich meine, dein Unverlobter. Wie ist er so als Typ, wenn er leidet? Ist er eher der Typ, ich bringe mich um? Oder der Typ, ich saufe mich bewusstlos?«
Statt zu antworten, nippt sie an ihrer Tasse und schaut vor sich her. An ihrem Zeigefinger klebt etwas Zahnpasta, scheinbar hat sie sich die Zähne mit dem Finger gebürstet. »O.k., dann lass uns darüber reden, wieso eine Schwangere Kondome mit sich herumträgt.«
Sie nimmt einen weiteren Schluck und lässt ihn durch den Mund rollen, bevor sie ihn hinunterschluckt.
»O.k.«, sage ich. »Was hältst du davon, wir schweigen uns an, bis einer wieder was sagt.«
Sie lacht nicht. Stattdessen nippt sie an ihrem Tee und hängt Gedanken nach. Vielleicht ist das Wohlfühlen ja ganz meinerseits. Vielleicht wünscht sie sich gerade, fünfhundert Kilometer weit weg zu sein. Vielleicht denkt sie gerade: Was zur Hölle mach ich hier? Vielleicht fragt sie sich auch nur, wen sie hier flachlegen muss, um einen Kaffee zu bekommen.
Sie stellt ihre Tasse auf den Boden.
»Ich gehe jetzt, ja?«
Sie steht auf und greift nach ihrem Pelzmantel. Ich stehe mit auf.
»Ich bringe dich besser raus, da draußen sitzt mein Mitbewohner.«
Sie wirft mir einen fragenden Blick zu.
»Wirst schon sehen«, sage ich und öffne die Zimmertür zur Halle, wo die Punkband immer noch den Zustand der Gesellschaft beklagt.
Mona zögert einen Moment, dann zieht sie den Pelzmantel enger und geht los. Ich folge ihr. Arne hockt auf seinem Stuhl wie ein großer böser Kater. Mona nickt ihm zu. »Hallo.«
Er mustert sie regungslos. Monas Blick flackert zu mir rüber.
»Schön langsam«, presse ich zwischen den Zähnen hervor. »Keine hektischen Bewegungen.«
Sie lacht nicht. Wir gehen durch die Halle und öffnen die Tür zum Hof. Sofort schlägt die eiskalte Luft zu. Wir treten raus und bleiben im Eingangsbereich stehen. Ich ziehe die Tür hinter uns zu und klappe meinen Hemdkragen gegen die Kälte hoch. Mona neigt ihren Kopf zur Halle.
»Hat der was gegen mich?«
»Bist du schon mal geflogen?«
Sie schaut überrascht drein.
»Ja sicher.«
»Dann hat er was gegen dich.«
Den versteht sie nicht, aber sie fragt auch nicht, sondern mustert mich und scheint auf etwas zu warten. Gott, wie geht das noch mal? Es war schön, ich rufe dich an? Nach der Nummer fragen und sie zerreißen, wenn sie weg ist? Oder tatsächlich anrufen und in lockerem Kontakt bleiben, bis es von alleine einschläft?
Sie missversteht mein Zögern.
»Mach dir keine Sorgen, ich bin diskret.«
Ich muss lachen.
»Da hast du aber auch allen Grund zu, oder? Kommt wohl nicht so gut bei der Familie, wenn Mama durch die Gegend vögelt.«
Sie lacht nicht. Stattdessen lässt sie ihren Blick durch den Hof schweifen, kuschelt sich in ihren Pelz und heftet ihren Blick wieder auf
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