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Bezueglich Enten und Universen

Bezueglich Enten und Universen

Titel: Bezueglich Enten und Universen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Neve Maslakovic
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dem bewussten Durchführen nicht autorisierter Forschungen und glücklichen Entdeckungen. Den Ereignisketten ist das egal.«
    Mir war es nicht egal. Unannehmlichkeiten überließ man meiner Meinung nach besser dem Schicksal.
    »Erzähl mir mehr von deiner passivistischen Kindheit, Bean«, forderte ich sie auf, während ich nach der zweiten Hälfte des Hühnchensandwichs griff. »Hast du auf einer Farm gelebt?«
    »Ich hatte einen Gemüsegarten und nähte meine eigenen Kleider. Die Kleider waren nicht so besonders.«
    »Und was ist mit deinen Eltern? Macht es ihnen etwas aus, dass du keine Passivistin mehr bist?«
    »Sie billigen es weder, noch missbilligen Sie es. Wenn du Lust hast, können wir morgen – Samstag – einmal zur Farm hinausfahren, dann kannst du selbst sehen. Nachdem das Tagewerk getan ist, sitzen alle herum und reden und tun gar nichts. Eigentlich ist es ganz gemütlich, wenn ich so darüber nachdenke.«
    »Ich muss morgen zurück nach Universum A. Meine Aufenthaltsgenehmigung läuft am späten Nachmittag ab. Einmal habe ich es ja überlebt, in Zahlen zerlegt zu werden, aber ichkann nicht behaupten, dass ich mich auf die Aussicht freue, es noch einmal durchzustehen.«
    »Morgen schon? Da bleibt uns nicht viel Zeit«, sagte Arni. »Kennt sich jemand mit Hypnose aus? Vielleicht gibt es die Möglichkeit, dass dein Unterbewusstsein sich daran erinnert, was du mit dem Entenschnulli angestellt hast. Was meinst du, Felix?« Er ließ sich das Glas mit frischem Quellwasser nachfüllen, dann fügte er leise hinzu, als der Kellner wieder gegangen war: »Ich habe immer mal wieder einen Blick in die Küche geworfen, wenn die Kellner rein- und rausgehen. Aber man kann aus diesem Blickwinkel nicht viel erkennen.«
    »Ich frage mich, was für ein Auto er wohl fährt?«, sagte ich.
    »Felix B? Wieso? Brauchst du eine Mitfahrgelegenheit?«, wollte Bean wissen.
    Ich schüttelte den Kopf. Das
Organic Oven
teilte sich den Parkplatz mit einem angrenzenden Lebensmittelgeschäft, dessen Aufseher uns für eine Stunde sechzig Dollar abgeknöpft hatte. Ich hatte mich beim Bezahlen gründlich umgesehen, konnte aber nirgendwo ein schwarzes Auto mit getönten Scheiben entdecken. Allerdings glaubte ich,
vielleicht
einen Zweisitzer in der Farbe einer überreifen Aprikose vor dem Hintereingang des Restaurants gesehen zu haben.
    »Das Sandwich scheint ja gut gewesen zu sein, Felix«, bemerkte Arni.
    Ich knüllte meine Serviette auf dem leeren Teller zusammen. »Da war ich wohl ziemlich hungrig.«
    »Warum fragen wir den Kellner nicht, ob der Chefkoch da ist? Ich könnte behaupten, dass ich ihm zu seinem Caesar’s Salad mit Wildlachs und Bio-Kamelkäse gratulieren möchte. Er schmeckt wirklich sehr gut. Mit einem Hauch von Anchovis und Zitrone, echt lecker.« Arni schaufelte die letzte Gabel Salat von seinem Teller und schlang sie hinunter.
    Bean warf mir einen Blick zu und schob den Rest ihrer Pastamit der Gabel auf dem Teller herum. »Meine Fettuccini waren ein wenig überkocht.«
    »Oder einer von uns könnte so tun, als suche er nach der Toilette, und sich dabei versehentlich in die Küche verirren ...«
    »Lass es bleiben, Arni«, warnte Bean.
    »Wirklich? Warum? Ich bin neugierig. Ihr etwa nicht?«
    »Mit den besten Wünschen des Kochs.«
    Der Kellner war zurückgekehrt. Er stellte einen Dessertteller mit Käsebällchen, Schokoladenstückchen und eine Mischung aus Nüssen vor uns auf den Tisch.
    Wir teilten ihn uns gerecht.

25
DIE ALTE GOLDEN GATE BRIDGE
    Der Fußweg über die Brücke wurde auf einer Seite von einem schulterhohen Geländer begrenzt, damit niemand in das kalte und feindliche Wasser weit unten fallen konnte. Auf der anderen Seite führte eine einzelne Stufe hinunter in den lauten, schnellen (und gleichermaßen gefährlichen) Verkehr. Die Touristen hielten sich nicht allzu lange an einzelnen Stellen auf. Der aufkommende Wind brachte einen tief hängenden Nebel mit sich, der die unerschrockenen Fußgänger auskühlte und die Sonne und die beiden Brückenpfeiler zu verhüllen begann.
    Wenn man Arni und Bean glauben durfte, war die alte Golden Gate Bridge der Schauplatz meiner Untat gewesen.
    Und sie waren nicht die Einzigen, die dieser Ansicht waren. Wir hatten Gabriella und James vor dem Aufzug getroffen, der vom Parkplatz auf Brückenhöhe führte. Die Repräsentanten von
Past & Future
versuchten gerade, die Quasi-Hündin Murphina, die ihren beachtlich feisten Hintern fest auf den Boden gepflanzt hatte, dazu

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