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Bezueglich Enten und Universen

Bezueglich Enten und Universen

Titel: Bezueglich Enten und Universen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Neve Maslakovic
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fort. »Der erste abenteuerlustige Meeresbewohner, der beschloss, es wäre vielleicht eine gute Idee, an Land zu kriechen, auf dieses interessante, warme, trockene Zeug, das wir Sand nennen, hatte keine Ahnung, worauf er sich da einließ, da bin ich sicher ... aber ich schweife ab. Was wollte ich sagen?«
    »Warum es so schwer ist, die Lösungen für die eigenen Probleme zu erkennen. Was ist eigentlich da drin?«, fragte ich plötzlich abgelenkt.
    »Das sind bloß Sauerteigknabberstangen«, sagte Bean.
    »Ich kann sie schmecken.«
    »Ich persönlich konnte Sauerteig nie leiden«, meinte Arni. »Zu sauer. Ich finde, Brot sollte geschmacksneutral sein.«
    »Also zurück zum Thema«, fuhr Bean fort. »Die Schleife. Im Grunde unseres Herzens wissen wir alle, dass wir die Macht besitzen, unser Leben zu verändern. Aber ganz im Hinterkopf bewahren wir eine Liste von all den Dingen auf, die sich nicht wie erhofft entwickelt haben: weil irgendetwas zufällig schiefging, Menschen sich unerwartet verhalten haben, Voraussetzungen nicht stimmten – oder auch nur wegen der Diskrepanz zwischen der Art, wie wir uns selbst sehen, und wie wir wirklich sind. Wir wissen also, dass die Dinge sich höchstwahrscheinlich nicht nach unseren Vorstellungen entwickeln werden, und daher versuchen wir das schon von Anfang an mit einzubeziehen, was damit endet, dass wir uns im Kreis bewegen und gar nichts tun. Es ist wie diese alte Trickfrage: Wie zieht man sich gut an?«
    »Wie denn?«, fragte ich und griff nach einer zweiten Knabberstange. Plötzlich, zum Teufel mit Paragraf 10, stand ich voll und ganz hinter Wagners Plan, den Sauerteigansatz aus Universum B hinauszuschmuggeln.
    »Indem man voller Zuversicht handelt. Und wie gewinnt man das nötige Selbstvertrauen?«
    »Ich verstehe. Indem man sich gut anzieht«, antwortete ich mampfend.
    »Die Schleife ist einer der Lehrsätze der passivistischen Philosophie«, warf Arni ein.
    »Ja«, erwiderte Bean ein wenig schnippisch. »Aber das heißt ja nicht, dass es falsch wäre.«
    Arni zuckte die Achseln. »Versuch nicht, die Dinge zu verändern. Es ist eine sichere Lebensphilosophie.«
    »Wie viele gibt es denn?«, fragte ich. Ich hatte meine zweite Knabberstange aufgegessen und blickte erwartungsvoll dem Hühnchensandwich entgegen, das der Kellner gerade auftrug.
    »Wie viele was?«
    »Grundsätze der passivistischen Philosophie.«
    »Sieben.« Sie zählte sie an den Fingern ab. »Störe nichts. Sei still. Steh beiseite. Tue nur, was du tun musst. Nimm die Schleife an. Gib alles. Behalte nichts.«
    »Warst du als Kind auf vielen Passivistentreffen?«, fragte ich. Das Hühnchensandwich wurde von einem einladenden Rote-Bete-Salat begleitet. Ich spießte eine Gabel voll auf.
    »Alle sieben Tage.«
    »Und was hast du dort gemacht?«, wollte ich wissen. Die Süße der Roten Bete weckte meine Geschmacksknospen.
    »So wenig wie möglich.«
    Ein Hilfskellner räumte das schmutzige Geschirr am Nachbartisch ab. Er wischte die Krümel zusammen und schob dann seinen Wagen durch die Schwingtüren, sodass ich einen kurzen Blick auf die an der Wand hängenden Töpfe und Pfannen erhaschen konnte.
    »Wenn Tante Henrietta in ihrem Testament nicht verfügt hätte, dass mir zusammen mit der Hälfte ihrer Sammlung von Porzellandelfinen auch dieses Foto geschickt wurde, säße ich heute nicht hier und würde nicht dieses delikat... dieses Sandwich essen«, meinte ich. »Ich frage mich immer noch, ob die Quarantäne wegen des Haustierbazillus eine unverhoffte Begleiterscheinung war, wie man so schön sagt, oder ob James und Gabriella es mit Absicht getan haben.«
    »Spielt das denn eine Rolle?«, erwiderte Arni. »Vielleicht hat Granola James sein Tierchen auf einen Spaziergang in den Wald mitgenommen, Murphina hat sich ein paar infizierte Kotbrockeneinverleibt, dann brachte James sie, ohne davon zu wissen, nach Universum B, wo du ihr den Kopf getätschelt hast ...«
    »Sie hat mich abgeschleckt«, verbesserte ich.
    »Oder ihm war klar, dass sie sich angesteckt hatte, und er nutzte diese Tatsache, um in deine Nähe zu gelangen. Falls sie es geplant hatten, erwartete er wahrscheinlich nicht, auch Bean im Krankenhaus zu treffen.«
    »Oder dass ich durch die Medikamente gegen das Haustierbazillus für den größten Teil meines Aufenthalts ans Bett gefesselt sein würde.«
    »Wie auch immer, es ist irrelevant«, meinte Arni. »Das Gesetz unterscheidet zwischen vorsätzlichem Mord und zufälligem Totschlag, zwischen

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