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Bezueglich Enten und Universen

Bezueglich Enten und Universen

Titel: Bezueglich Enten und Universen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Neve Maslakovic
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obersten paar Seiten ab und reichte den Rest dem Professor. »Das werden Sie brauchen. Ich habe mir beim Bauchtanzkursus darin Notizen gemacht. Fragen Sie Bean C, ob sie herausgefunden hat, welche Ereigniskette der Entenschnulli in Gang gesetzt hat.«
    »Und fragen Sie Professor Maximilian C, ob er herausgefunden hat, warum meine Eltern an jenem Tag in San Francisco waren«, fügte ich hinzu. »Warten Sie, da sollte es doch auch einen Felix C geben, nicht wahr? Fragen Sie lieber ihn.«
    Arni fiel ein: »Fragen Sie Arnold C, ob er die Arbeit mit Olivia May abgeschlossen hat und ich seine Notizen haben kann ...«
    Professor Maximilian schloss die Tür hinter uns.

24
DAS ORGANIC OVEN
    Mein Alltag sah so aus, dass ich vom Fahrrad auf einen Beförderer und dann wieder auf ein Fahrrad sprang und dann wieder dasselbe in umgekehrter Richtung am Nachmittag vom Büro nach Hause. Diese tägliche Bewegung fehlte mir jetzt, und ich hatte das Gefühl, dass mein Bauch sich sichtlich mehr aufblähte. Daher ging ich etwas schneller und erreichte als Erster die einzige Kreuzung, die wir auf dem Weg vom bihistorischen Institut zum Parkplatz überqueren mussten.
    Ein Moment der Unaufmerksamkeit hätte mich beinahe das Leben gekostet, oder zumindest ein paar gebrochene Knochen. Plötzlich tauchte ein Wagen wie aus dem Nichts auf und hätte mich plattgewalzt, wenn Arni mich nicht mit sekundenschnellem Reflex gerade noch zurückgerissen hätte.
    »Universum B«, keuchte ich, während ich dem davonrasenden Wagen nachsah und bemerkte, dass er so tiefschwarz war wie nichts, was man in einer Küche fand, außer möglicherweise das Innere einer antihaftbeschichteten Pfanne. »Es scheint mich nicht besonders zu mögen. Das ist jetzt schon das zweite Mal, dass das passiert. Fußgänger haben doch Vorfahrt, oder?«
    »Man kann nicht vorsichtig genug sein«, meinte Arni und ließ meinen Arm los.
    Danach blieb mir nichts anderes übrig, als ihn auch zum Essen einzuladen.

    Das
Organic Oven
war genauso, wie Mrs Noor es beschrieben hatte – im frisch renovierten Speisesaal standen quadratische Tische aus rustikalem rotem Zedernholz mit grobem Finish, denen silbernes Besteck, Weingläser und Körbe mit Knabberstangen eine gewisse Eleganz verliehen. Die Wände waren mit Natursteinplatten getäfelt. Ungefähr ein Drittel der Tische war besetzt.
    Ob der Chefkoch sich a) immer noch in Carmel aufhielt oder b) vor den Augen der Gäste durch eine Schwingtür verborgen bereits wieder in der Küche bei der Arbeit war oder c) in seinem Arbeitszimmer im Egret’s-Nest-Apartmentkomplex fieberhaft an der nächsten Geschichte seiner Krimireihe arbeitete oder
d) in einem schwarzen Auto mit getönten Scheiben in der Stadt herumdüste
 – unmöglich zu sagen.
    Weder Bean noch Arni hatten einen Kommentar dazu abgegeben, dass ich im
Organic Oven
zum Mittagessen gehen wollte, obwohl ich glaubte, Arni murmeln zu hören »Ist das nicht ein
schwerer
Verstoß gegen die Imbiss-Regel?«, während wir uns setzten.
    Ich erwartete einen Empfang ähnlich dem, der mir im
Coconut Café
zuteil geworden war – eine Verwechslung –, und krümmte mich, als der Kellner auftauchte, aber er drückte uns einfach die Speisekarten in die Hand und ging wieder.
    Bean räusperte sich und schlug ihre Karte auf. »Mal sehen, was klingt denn gut?«
    Ich nahm mir Zeit, die Speisekarte zu studieren. Sie war auf rauem – organischem? – Papier gedruckt und bestand aus einer einzelnen Seite mit etwa einem Dutzend Mittagsgerichten auf der Vorder- und Desserts und Getränken auf der Rückseite. Als Faustregel kann gelten, dass das billigste, nicht das teuerste Gericht auf einer Speisekarte die Qualität eines Restaurantsdefiniert. Ungefähr in der Mitte der Liste blieb mein Blick hängen. Da war es. Ein bescheidenes Hühnchensandwich. Das war normalerweise das Erste, was ich in einem neuen Restaurant bestellte, um der Kombination aus knusprigem Brot mit zartem Hühnerfleisch und würzigem, eingelegtem Gemüse nachzuspüren, an die ich mich aus meinen frühen Teenagerjahren erinnerte, bevor ich den Geruchssinn verlor.
    Diese Strategie hatte mir bisher nichts weiter als eine Liste von Methoden eingebracht, wie man ein Hühnersandwich ruiniert: totgebratenes, zu einer kompakten Masse verbrutzeltes Fleisch – zu dicke oder zu dünne Scheiben, ersoffen in klumpiger Soße – tofuartige Fadheit, eingeklemmt zwischen Brotscheiben, die entweder schwammig oder steinhart waren, oder

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