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Bezueglich Enten und Universen

Bezueglich Enten und Universen

Titel: Bezueglich Enten und Universen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Neve Maslakovic
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Professor das andere Lesezeichen beschaffen kann. Wir brauchen eine solide Ereigniskette.«
    »Vielleicht kam ein Paar vorbei, sah Felix B fröhlich an seinem Entenschnuller nuckeln und dachte, was für ein hübsches Baby, fuhr nach Hause und bekam ein Dutzend Kinder«, meinte Bean.
    »Und was, wenn ich das verdammte Ding genommen habe ...«, begann ich.
    »Und diese Kinder bekamen wieder eigene Kinder, diese wiederum Kinder und so geht das neunhundert Jahre lang weiter.«
    »... und über das Geländer geschmissen habe ...«
    »Oder das Paar sah unseren Felix A, der einen Riesenradau veranstaltete, weil er seinen Entenschnulli verloren hatte, und sie dachten, was für ein knatschiges Kind, und bekamen
kein
Dutzend eigene Kinder.«
    »... wo ihn sich eine Möwe aus der Luft schnappte, hinunterschluckte, Magenschmerzen bekam, zum Fort Point hinüberflog, wo sie einen Surfer irritierte, der von seinem Brett fiel, das Surfen aufgab und stattdessen in die Politik ging?«
    »Niemand hat etwas Derartiges berichtet«, antwortete Arni.
    Wir arrangierten das Tableau von Foto 13 B noch einmal ein Stück weiter bei Laternenmast 41, dann betraten wir den ersten der Pfeiler, die wie Burgtürme über uns aufragten. Von einer Wendeltreppe in der Mitte konnte man abwechselnd an allen Seiten durch schießschartenartige Fenstern sehen, erst die Bucht, dann auf die Marin Headlands, den Ozean, die Stadt und schließlich wieder auf die Bucht, bevor man die mit Maschendraht gesicherte Spitze des Turms erreichte und sich ein atemberaubender Rundumblick unter einem ausbreitete. Der Nebel kam schnell heran und hüllte bereits das südliche Ende der Brücke ein. Die Luftfeuchtigkeit stieg und Arnis lange Locken begannen sich zu kräuseln. Ich betrachtete die Ecken und Winkel in den alten Ziegelsteinen, in denen es, wie auf dem mit Müll übersäten Boden der Wendeltreppe, eine Menge Stellen gab, wo sich ein Schnuller verstecken konnte (bis er entsorgt wurde oder infolge des Erdbebens am Grunde der Bucht gelandet war).
    Vom ersten Pfeiler aus gingen wir weiter auf das Zugbrückensegment zu – Klappbrücke wurde es genannt. In der Mitte erwartete ich einen Spalt zu sehen, wo die beiden Hälften aufeinandertrafen. Aber es gab keinen. Ein überlappendes Bauteil legte sich von einer Sektion der Brücke auf die andere.
    Plötzlich kam alles in Bewegung. Ein Frachtschiff fuhr durchdie Lücke im Wellenbrecher und wurde mit jeder Sekunde größer. Das ultimative Erlebnis eines Brückenbesuchs stand uns bevor – das Hochklappen. Der Verkehr kam zum Stillstand und die Klappsektion leerte sich. Städtische Angestellte begleiteten die Bürger hinter ein Sicherheitsgitter. Uns drängte man auf die Marin-Seite ab, wodurch wir die Stadt als Kulisse für die Durchfahrt des Schiffs hatten. Mit einem unheimlichen Knirschen und Kettenrasseln begannen die zwei Hälften der Klappbrücke sich zu heben. Der Teil, auf dem wir standen, erzitterte und mehrere Möwen flogen auf. Das Schiff betätigte sein Nebelhorn. Überall klickten Fotoapparate.
    »Franny und Trevor, die Besitzer der Pension, in der ich wohne, sind auf einem großen Schiff aufgewachsen«, sagte ich, während der Frachter, beladen mit immensen Containern, säuberlich aufgestapelt wie Spielzeugbausteine, unter uns hindurchglitt. »Muss eine tolle Erfahrung gewesen sein. Ob eher insular oder weltoffen hängt wohl davon ab, wie oft sie angelegt haben.«
    Ich konnte ihnen keinen Vorwurf machen, dass sie mir gar nicht zuhörten. Es hat immer etwas Faszinierendes an sich, einer schweren Maschinerie bei der Arbeit zuzusehen. Zum Teil liegt das wohl an der Erwartung, dass etwas schiefgehen könnte, aber auch an einer gewissen Ehrfurcht vor dem gewaltigen Erfindungsgeist der Menschheit (wobei einen die Erkenntnis beschleicht, dass man selbst, ein einzelnes Mitglied derselben menschlichen Rasse, nicht einmal ansatzweise eine Ahnung hätte, wie man eine Brücke baut – selbst wenn man einen riesigen Haufen Backsteine und die paar Millionen Jahre Zeit zur Verfügung hätte, die die Affen benötigten, um so weit zu kommen).
    »Weißt du, was ich mich frage?«, meinte Bean, während die Klappbrücke wieder in horizontale Position zurücksank und wir ans Geländer traten, um dem Frachter nachzusehen, wieerauf den Hafen von Auckland zuschäumte. Sie trat dichter zu mir, damit ich sie noch verstehen konnte, als die Autos sich auf der vierspurigen Brücke wieder in Bewegung setzten. »Woher wussten die

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