Bezueglich Enten und Universen
besetzte Zimmer werfen, vermutlich die der anderen einundzwanzig Patienten, die mit dem Murphina-Tierchen in Kontakt gekommen waren. Mein Zimmer lag ganz am hinteren Ende. Es sah so aus, als hätten sie mich als Letzten gefunden.
Die nächsten paar Stunden verbrachte ich im Bett, inzwischen in einen lachsfarbenen Krankenhauskittel gekleidet, während mir mehr Aufmerksamkeit zuteil wurde als je zuvor in einer medizinischen Einrichtung. Ich fühlte mich weiter gut, wie ich nicht müde wurde, Chang und dem restlichen Personalzu versichern, die ständig hereinkamen, um Fragen zu stellen. »Juckt ihr Gesicht?« – »Hatten Sie Niesanfälle?« – »Ist Ihnen übel?« Ich musste aufpassen, mich in ihrer Gegenwart nicht irgendwo zu kratzen.
Als die Tür sich zum dritten Mal hinter Chang schloss, beäugte ich meine Jacke, die neben einem Beutel mit dem Rest meiner Kleidung an einem Haken an der Tür hing. In einer Tasche musste sich noch ein Schokoriegel befinden, wenn ich mich recht entsann. Krankenhäuser haben so eine Atmosphäre, dass man einfach immer nur futtern möchte: die kahlen, weißen Wände, die zweckmäßige Möblierung, die unnatürliche Hygiene, die Ausdünstungen kranker Menschen. Außerdem hatte mir niemand gesagt, dass ich eine Diät einhalten müsse, oder mir auch nur einen Happen zum Essen angeboten.
Ich holte mir den Schokoriegel und stieg wieder ins Bett. Neben mir lag ein Fragebogen, den Chang zurückgelassen hatte. Er betraf meine Bewegungen seit der Ankunft in Universum B. Ich aß den größten Teil des Schokoriegels (auch nicht die leiseste Übelkeit) und las die Fragen durch. Einige waren
sehr
perpersönlich und betrafen den Austausch von Körperflüssigkeiten. Wahrscheinlich war ich der einfachste Patient, den sie jemals gehabt hatten. Potenziell voller ansteckender Bakterien, losgelassen auf die Straßen von San Francisco B, hätte ich alles tun können, wonach mir der Sinn stand, aber tatsächlich hatte ich nur ein paar Papierbücher gestreichelt und aus einem Busfenster gestarrt.
Auf halbem Weg durch den Fragebogen musste ich eine Pause einlegen, um den Rest des Schokoriegels zu verdrücken. Ich warf das zusammengeknüllte Einwickelpapier in Richtung Abfallkorb, verfehlte ihn und musste extra noch einmal aufstehen. Ausgerechnet Quarantäne. Ich würde bis Montag Gast des Krankenhauses von Palo Alto bleiben – und noch länger, falls mein Gesicht zu jucken anfing oder ich Niesanfälle bekam –,und mir blieb nichts anderes übrig, als zu warten, bis ich endlich
entlassen
wurde und meine Detektivarbeit beginnen konnte.
Wenigstens hatte ich
Noor & Brood
rechtzeitig auf den Fall angesetzt.
Ich rieb mir abwesend die Lippe (wo etwas Schokolade klebte), bis ich begriff, dass man das als Kratzen fehlinterpretieren konnte, und hörte hastig wieder damit auf. Natürlich juckte es mich sofort überall im Gesicht und an der Kopfhaut, als würden mir Ameisen über die Haut krabbeln. Ich versuchte mich mit dem Fragebogen abzulenken.
Am späten Nachmittag hatte sich das Interesse an mir weitgehend gelegt, der Schokoriegel war verdaut und ich beschloss mein enges, fensterloses Zimmer zu verlassen und mir etwas zu essen zu erjagen. Ich schlüpfte in ein Paar gepolsterte Krankenhauspantoffel, vergewisserte mich, dass mein Kittel hinten gut zugebunden war, und trat hinaus in den Korridor. Am anderen Ende stand die B-Mathematikerin aus der Übergangskammer vor einer Tür mit der Aufschrift
Cafeteria
. Sie trug ebenfalls einen Krankenhauskittel und Pantoffeln und sprach in ihr klobiges Omni. Als ich näher kam, warf sie mir ein nervöses Grinsen zu und setzte ihr Gespräch fort. »... aber Arni, wäre ein direktes Vorgehen nicht das Beste? – Nein, ich weiß, dass wir vorsichtig sein müssen ... ich kann ausgesprochen subtil sein. Was? Ja, ich weiß
genau,
wie ich es anstellen muss, Arni ...«
Ich kämpfte kurz mit dem Gedanken, ob es weise war, in einem Raum voller Quarantänepatienten zu speisen, von denen einige vielleicht
tatsächlich
am Haustiersyndrom erkrankt waren, aber der Hunger siegte und ich betrat die Cafeteria. Auf einem langen, mit einem Plastiktuch bezogenen Tisch stand das übliche aufgewärmte, pampige Zeugs, aber da ich das Mittagessenübersprungen hatte, war ich nicht wählerisch. Ich nahm mir ein Tablett, wählte Truthahnsandwich, Reischips und Pudding, dann sah ich mich nach einem Sitzplatz um. Murphinas Besitzer hockte einsam in der Nähe der Fenster, den schlaksigen
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