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Bezueglich Enten und Universen

Bezueglich Enten und Universen

Titel: Bezueglich Enten und Universen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Neve Maslakovic
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abzuholen.«
    »Haben Sie schon einmal vom nordamerikanischen Haustiersyndrom gehört?«
    »Dem – Entschuldigung, wie war das?«
    »Die Medien bezeichnen es als das Haustierbazillus, obwohl das ein irreführender Begriff ist. Die Krankheit ist vor etwa einem Jahr erstmals in Universum A aufgetreten.«
    Ich
hatte
davon gehört. Tatsächlich glaubte ich mich sogar zu erinnern, eine entsprechende Schlagzeile auf Mrs Noors Schreibtisch gelesen zu haben. Das Leiden, das erstmals unter wild lebenden Tieren in Universum A aufgetreten war (Rieseneichhörnchen
et cetera
) war auf die menschliche Bevölkerung übergesprungen, und es bestand die Gefahr, dass es sich auch in Universum B ausbreitete. Ich war erleichtert, dass ich nicht Nummer einundzwanzig in einem neuen, geheimen Universenschaffenden Experiment war, das zusätzliche Kopien meiner selbst produziert hatte. Vielleicht noch erleichterter als zu dem Zeitpunkt, als mir klar wurde, dass man mich nicht in ein Arbeitslager stecken würde.
    »Ein Überträger ist gestern Nacht von A nach B gequert«, fuhr Dr. Gomez-Herrera fort. »Wir haben versucht, mit allen Kontakt aufzunehmen, die dem Ansteckungsherd möglicherweise ausgesetzt waren. Erinnern Sie sich an – wie nennt man das? – eine hundeartige Kreatur, die sich während des Übergangs in der Kammer aufhielt? Fett, weiß, rosa Augen. Ein Quasi-Hund.«
    »Das Vieh hat mich abgeschleckt«, sagte ich und setzte mich steif auf. »Ich habe aber nicht versucht, es zu streicheln oder so.«
    »Ich verstehe.«
    »Heißt das, dass ich mir den Haustierbazillus eingefangen habe, Dr. Gomez-Herrera?«
    Sie schwieg lange genug, um meine Panik auf die Spitze zu treiben, dann sagte sie: »Es ist kein Bazillus. Es handelt sich um ein Virus. Und um sich damit anzustecken, müssten Sie ausgiebig in Kontakt mit dem Tier oder seinem Kot gekommen sein. Das scheinen wir hier ausschließen zu können. Dennoch ...«
    »Das Hundetier – Murphina – wirkte gar nicht krank.«
    »Ein krankes Tier zeigt normalerweise nur unbedeutende Symptome. Ein infizierter Mensch andererseits kann unter schweren Niesanfällen leiden, unter Appetitverlust, Übelkeit und intensivem Gesichtsjucken.« Sie beugte sich vor. »Haben Sie eines dieser Symptome an sich bemerkt, Bürger Sayers?«
    »Nein«, gab ich zu.
    Fast enttäuscht lehnte sie sich wieder zurück. »Manche Patienten weisen auch Orientierungsverlust und Verhaltensstörungen auf. Aber das ist selten.«
    Während ich noch an dem Begriff »Verhaltensstörungen«knabberte, der vor meinem geistigen Auge Bilder von Patienten hinter verschlossenen Türen mit Schaum vor dem Mund aufsteigen ließ, stand Dr. Gomez-Herrera auf.
    »Warten Sie«. Ich hielt sie zurück. »Untersuchen Sie mich denn nicht auf den Haustierbazillus, nur um sicherzugehen?«
    »Es gibt dafür keinen Test, Bürger Sayers.«
    »Nein?«
    »Nein. Arzneimittel schon.« Sie behielt die Hand auf dem Türgriff. »Sie müssen verstehen – wir kennen das nordamerikanische Haustiersyndrom hier in Universum B nicht.
Kannten
es nicht. Dieser Quasi-Hund ist der erste Fall, den wir zu sehen bekommen.«
    Das erklärte allerdings den Flieger und die Eile, mit der man mich ins Krankenhaus verfrachtet hatte. Es war nicht nur in meinem eigenen Interesse geschehen. Ich hatte das Gefühl, mich für das unwillkommene Mitbringsel meiner Mit-A-Bewohner entschuldigen zu müssen, selbst wenn es nur um Viren und Haustiere ging: »Tut mir leid, dass wir den Bazillus eingeschleppt haben.«
    »Keine Sorge, Bürger. Wir werden schnell feststellen, wer infiziert ist und wer nicht.«
    »Wie denn?«
    »Quarantäne.«

6
DIE QUARANTÄNE
    Am Nachmittag war ich zum ersten Mal wieder allein.
    Dr. Gomez-Herrera hatte mich fassungslos und mit offenem Mund stehen lassen. Später war Chang, der Pfleger, mit der Arznei gegen den Haustierbazillus zurückgekommen, einem Fingerhut voll lila Pampe, die beinahe so schwer zu schlucken war wie der Gedanke an eine achtundvierzigstündige Quarantäne. Chang versprach mir, Franny und Trevor im
Queen Bee Inn
zu verständigen, damit sie mir mein Gepäck nachschickten. Anschließend brachten sie mich in einen kleinen, abgetrennten Flügel im obersten Stockwerk. Ob der Wachposten vor der Doppeltür die Leute am Hinein- oder Hinausgehen hindern sollte, war nicht eindeutig zu erkennen. Während ich hinter Chang den Korridor entlangmarschierte, konnte ich den einen oder anderen Blick durch halb geöffnete Türen in bereits

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