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Bezueglich Enten und Universen

Bezueglich Enten und Universen

Titel: Bezueglich Enten und Universen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Neve Maslakovic
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Lofter, Knickerbocker und Baffie ...«, ich zählte die Worte an den Fingern ab. Ich hatte
Schritt ins Leere
gelesen, um von den Tricks der großen alten Dame des Krimis zu lernen, mich aber immer wieder in der Geschichte verloren und zurückblättern müssen. Außerdem vermisste ich den gewohnten sofortigen Lexikonzugang.
    »Verstehst du etwas von Omnis, Bean?«
    »Du meinst, wie sie funktionieren? Klar.«
    »Gut, vielleicht kannst du meinen wieder hinkriegen. Er ist tot.«
    Sie griff nach meinem Omni und drehte ihn hin und her. »Was stimmt denn nicht damit?«
    »Es ist die Batterie. Ich habe sie dieses Jahr noch nicht ausgetauscht.«
    »Dann brauchst du eine neue.«
    »Kannst du nicht ein Drähtchen hier oder dort anders verlegen, um noch ein bisschen Saft herauszuquetschen? Wenigstens bis ich das Krankenhaus verlassen kann?«
    »Ich bin nicht die Art von Wissenschaftlerin. Aber ich könnte dir eine hübsche Einführung in die Theorie der Ereigniskettenalgorithmik liefern, wenn du möchtest.«
    »Ein andermal, danke.«
    Ich warf einen verstohlenen Blick auf die Papiere, die vor ihr lagen. Es waren irgendwelche verzweigten Diagramme, verknüpft durch unterschiedliche Farben. Bean schien mein Interesse nicht zu stören, aber da ich sie nicht von der Arbeit abhalten wollte, wanderte ich weiter zum Fenster. Sonnenlicht strömte herein. Drunten lag ein hübscher Hof mit Holzbänken und einem kleinen Teich, der auf allen Seiten von den Flügeln des Krankenhauses umschlossen war. Mehrere milchweiße Enten mit orangefarbenen Füßen und Schnäbeln tummelten sich im Wasser.
    Ein kurzer Anruf bei Mrs Noor hatte Neuigkeiten gebracht. Sie hatte einen sonntäglichen Brunch im
Organic Oven
eingenommen, wo Felix Als Chefkoch arbeitete. »
Aber er war nicht da.
Als ich dem Koch zu seinem Spinatsoufflß gratulieren wollte, meinte die Kellnerin, dass er eine Woche Urlaub hätte.«
    »Sie glauben doch nicht etwa ...?«
    »Dass er in Universum A ist, um nach Ihnen zu suchen?
    Nein, sie sagte, dass er in wichtigen Angelegenheiten nach Carmel musste.«
    »Sagten Sie Carmel?« Ich kroch beinahe in das Infoterminal hinein.
    »Ja, warum?«
    »Ich kenne dort niemanden. Aber ich habe als Kind eine Weile dort gewohnt«, fügte ich hinzu.
    »Felix, ich wollte Sie die ganze Zeit schon etwas fragen. Ihre Tante Henrietta hat Ihnen doch das Foto vom Tag Y hinterlassen, wodurch Sie von Felix B erfuhren. Aber wie steht es mit ihm? Gibt es auch in B eine Tante Henrietta?«
    »Nein. Doch, ja, es muss wohl eine Henrietta in Universum B gegeben haben, aber keine
Tante
Henrietta, wenn Sie verstehen, was ich meine. Sie ist angeheiratet, die zweite Frau meines Großonkels Otto. Sie haben sich erst kennengelernt und geheiratet, als ich schon auf die Universität ging, lange nach der Aufspaltung der Universen.«
    »Es wäre möglich, dass
Ihre
Tante Henrietta von Felix B wusste und auch ihn in ihrem Testament bedacht hat.«
    »Darüber habe ich auch schon nachgedacht. Ihrem Anwalt zufolge bekam ich nur die Hälfte ihrer Delfinsammlung. Ich hatte angenommen, dass die andere Hälfte Onkel Otto gehörte, aber ...«
    »Wir könnten einen Blick durch Felix’ Fenster werfen, ob die Delfine im Regal stehen. Haben Sie Ihre im Wohnzimmer aufgestellt?«
    »Äh, nein, noch nicht. Wie ist denn das
Organic Oven
, Mrs Noor?«
    »Mittelgroßer Speiseraum mit neuen Tischen aus Zedernholz und Natursteinwänden. Sehr hübsch. Sie haben zum Frühstück, Mittagessen und Nachmittagstee geöffnet und zu besonderen Anlässen kann man das Lokal auch abends mieten. Sie kochen sehr gut. Ich empfehle die Eisbombe.«
    »Dunkles Schokoladeneis mit Kiwi- und Bananenstücken, beträufelt mit Orangensaft, damit es spritziger schmeckt und die Bananen nicht braun werden?«
    »Ich, äh, ja.«
    »Das Rezept meiner Mutter«, sagte ich. »War es voll?«
    »Ziemlich, obwohl ich nicht allzu lange auf einen Tisch warten musste.«
    Wir vereinbarten, wieder in Kontakt zu treten, wenn ich aus dem Krankenhaus entlassen war. Dabei spürte ich ein gewisses Zögern ihrerseits und hoffte, dass ich meine Klientenprivilegien nicht überstrapazierte, indem ich dauernd anrief. Aber dagegen ließ sich nichts tun, oder jedenfalls erst, wenn ich eine neue Omni-Batterie hatte und für Mrs Noor wieder erreichbar war.
    Erinnerungen an die Kochkunst meiner Mutter stiegen in mir auf, eine eklektische Mixtur aus Gerichten aus aller Welt, so ähnlich wie in meinem Lieblingsrestaurant, dem
Coconut Café
.

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