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Bezueglich Enten und Universen

Bezueglich Enten und Universen

Titel: Bezueglich Enten und Universen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Neve Maslakovic
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Staatsbesitz deklariert ...
« – nachdem ich das Formular also an drei Stellen abgezeichnet hatte, schlenderte ich in mein Zimmer zurück. Ich musste den Kittel am Rücken mit der Hand zusammenhalten, weil das Bändsel schon wieder aufgegangen war. Ein Buch zusammen mit Felix B schreiben oder mir schleunigst etwas einfallen lassen, hatte sie gesagt. Als ob das so einfach wäre. Was verstand sie schon davon? Ging
ich
etwa herum und erteilte Leuten, die ich kaum kannte, gute Ratschläge über Themen, von denen ich nicht das Geringste verstand?
    Die Zimmertür klappte hinter mir zu.
    Der Omni lag stumm und ohne zu blinken auf dem Nachttisch. Na großartig. Jetzt blieb mir nicht nur versagt, das erste Kapitel meines Meisterwerks über den Kochwettbewerb in den Sierras auf der winzigen Omni-Tastatur zu tippen, ich konnte nicht einmal etwas
lesen.
    Ich bemerkte, dass jemand das Bett gemacht hatte, während ich beim Frühstücken war, und jetzt eine kleine, quadratische Geschenkschachtel darauflag. Ich suchte nach einer Begleitkarte, fand aber keine, also löste ich das Band und hob den Deckel ab. Pralinen. Also das war wirklich nett. Ich wählte eine aus, biss hinein, spuckte sie postwendend wieder aus und ließ sie in den Papierkorb fallen.
    Gerade als ich die Stelle wiedergefunden hatte, wo ich
Schritt ins Leere
verlassen hatte (mir war endlich eingefallen, dass ich jadoch Lektüre hatte), klopfte es an der Tür und Chang kam mit einem Rollwagen herein. Für jemanden, der vom Omni und der Möglichkeit, Lesezeichen einzufügen, verwöhnt war, war es ein mühsamer Vorgang, die richtige Seite wiederzufinden.
    »Chang, mögen Sie Kirschen?«, fragte ich, während er mir eine Manschette zum Blutdruckmessen um den Arm schlang.
    »Tut das nicht jeder?«
    »Ich habe eine schlimme Allergie. Ich glaube nicht, dass die für mich gedacht waren.« Ich deutete mit der freien Hand auf die Pralinenschachtel. »Nehmen Sie sich, wenn sie wollen.«
    »Oh, Kirschpralinen? Die sind vom Geschenkladen im Erdgeschoss. Sie schmecken gut.« Er nahm sich eine. Dann pumpte er die Blutdruckmanschette auf.
    »Es war keine Karte an der Schachtel. Wahrscheinlich ist sie falsch abgeliefert worden. Mein Chef ist der einzige Mensch, der weiß, dass ich hier bin, und er kennt meine Allergie gegen Kirschen.«
    »Das passiert schon mal bei telefonischen Bestellungen. Sie vergessen die Karte auszufüllen.«
    »Chang, wenn Sie mir die Frage gestatten, was macht eigentlich Ihr Alter?«, fragte ich, während die Blutdruckmanschette Luft abließ und er nach einem Thermometer griff.
    »Der gute Chang A? Er lebt in Island und lädt mich mit meiner Familie jeden Sommer zu sich ein. Ich finde, Alter sind eine tolle Sache. Sollte ich mal eine Bluttransfusion oder eine neue Niere brauchen, gibt es immer den genau passenden Spender.«
    Daran hatte ich noch gar nicht gedacht. Vielleicht hatte es doch ein paar Vorzüge, ein Alter Ego zu besitzen.
    »Mm mmmm mm mm?«, fragte ich.
    Er zog mir das Thermometer aus dem Mund. »Normal. Wie fühlen Sie sich heute?«
    »Besser als gestern«, antwortete ich. »Was tut er denn?«
    »Beruflich? Er ist Pfleger.«
    »Und das macht Ihnen nichts aus?«
    »Eigentlich nicht. Da haben wir immer Gesprächsstoff.« Er zuckte entspannt die Achseln, dann schien er noch einmal nachzudenken. »Aber ich muss zugeben, ich bin froh, dass Professor Singh nach der einen Kopie des Universums aufgehört hat. Noch mehr wäre – einfach übertrieben gewesen.«
    Er nahm sich noch eine Kirschpraline und rollte seinen Wagen zur Tür hinaus, während ich zu
Schritt ins Leere
zurückkehrte. Diesmal hatte ich einen kleinen Knick in die Ecke der Seite gemacht und fand die Stelle, wo ich aufgehört hatte, ohne Probleme wieder – Roger Bassington-ffrench, der Typ mit den zwei kleinen
ff
, hatte soeben die Bühne betreten. Ich hatte das Gefühl, dass ich mich langsam zurechtfand.

    Da Dr. Gomez-Herrera meine Entlassungspapiere immer noch nicht unterschrieben hatte, schlenderte ich hinüber in die Cafeteria und traf dort auf Bean. »Was ist ein Mashie?«, fragte ich sie.
    Sie saß vor einem Stapel Papiere an einem Tisch bei der Tür und hatte, da der Schirm ihres Omni langsam verblasste, anscheinend gerade ihre Konferenz beendet. Ihr Krankenhauskittel hatte sich auf einer Seite gelockert und zeigte eine entblößte Schulter.
    »Nichts aus diesem Universum, würde ich sagen. Wo hast du das Wort gehört?«
    »Bei Agatha Christie gelesen. Dazu Niblick,

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