Bezueglich Enten und Universen
wollte – schließlich war Felix dorthin unterwegs, wenn man Mrs Noor glauben durfte. Das war eine ideale Gelegenheit, in San Francisco B ein wenig herumzuschnüffeln, ohne Gefahr zu laufen, ihm zu begegnen.
Ich sah James nach, wie er an dem Wachposten vorbei die Isolierstation verließ, und mir ging durch den Sinn, dass ich ihn bisher nur als farblosen, freundlichen Herrn mit einem aufdringlichen Haustier betrachtet hatte. Aber es konnte nicht einfach gewesen sein, so kurzfristig für eine große Gruppe einen Flieger und Unterkünfte in Carmel zu organisieren. Und billig schon gar nicht.
Dr. Gomez-Herrera kam exakt um zwölf Uhr mittags, untersuchte mich und befand mich für symptomfrei, sodass ich keine Gefahr mehr für die Gesellschaft darstellte. Sie schüttelte mir die Hand und meinte: »Schönen Urlaub noch.« Dann unterschrieb sie meine Entlassungspapiere und verschwand.
Ich tauschte den Krankenhauskittel gegen knielange Shorts und ein kurzärmliges Hemd aus. Gerade als ich damit fertig war, den größten Teil meines Gepäcks in den Rucksack zu stopfen, und noch nach einem Plätzchen für
Schritt ins Leere
suchte, klopfte es an die Tür. Bean steckte den Kopf herein. »Immer noch da, Felix?«
Ich winkte sie herein. »Ich bin gerade beim Packen.«
»Ich bin noch nicht für gesund befunden. Dr. Gomez-Herrera musste sich erst noch um Quarantänefall 4 kümmern, der krank geworden ist. Eine Tierpsychologin, die Murphina auf die Nase geküsst hat.« Bean schob meine Jacke beiseite und ließ sich aufs Bett fallen. »Also muss ich noch ein bisschen länger bleiben.«
»Magst du ein paar Kirschpralinen? Sie liegen da drüben auf dem Tisch.«
»Ja, gerne, danke.« Sie nahm sich eine. »Wie ich höre, verteilt James allerseits Einladungen?«
»Nach Carmel.«
Sie leckte sich einen Tropfen Kirschlikör vom Finger. »Ich habe keine bekommen.«
»Gibst du mir mal eben das Rasierzeug rüber, bitte?«
Sie reichte mir meine Rasiersachen und einen Kamm, den ich auf dem Bett vergessen hatte. »James ist bereits gegangen«, sagte ich, »aber vielleicht lädt dich Gabriella noch ein. Sie scheinen ja ziemlich dicke miteinander zu sein.« Ich öffnete die Seitentasche des Rucksacks, in der sich immer das Foto vom Y-Tag befunden hatte – es war immer noch verschwunden –, steckte die Toilettensachen hinein und schob
Schritt ins Leere
hinterher. Ich blickte auf. »Bean, du kannst die ganze Schachtel haben. Ich habe eine Kirschallergie. Aber weißt du vielleicht, wo man hier gute Schokolade bekommt? Meine Vorräte sind aufgebraucht.«
»Wo man gute – oh Mann, ich kann das nicht. Es gibt da ein paar Dinge, die du wissen musst. Es wäre einfach
unfair,
dich im Dunkeln tappen zu lassen. Es ist nur ...«
Ich zog den Reißverschluss des Rucksacks zu und setzte mich darauf, um ihn in Form zu quetschen.
»... es ist nur eigentlich so, dass ich nichts verraten darf. Was für ein Kladderadatsch«, sagte sie und raufte sich die kastanienbraunen Locken. Es war eine Geste, die dichtes und üppiges Haar erforderte und mich immer neidisch machte. »Wo soll ich nur anfangen ... du bist doch nicht etwa ein Undercover-DIM-Agent, oder?«
»Nicht dass ich wüsste.«
»Felix, du kannst nicht nach Carmel fahren. Jedenfalls nicht mit James und Gabriella.«
»Und warum nicht? Es klingt nach einer Menge Spaß.« Endlich hatte ich den Rucksack gebändigt, stellte ihn neben die Tür und wandte mich zu ihr um. Sie saß immer noch auf dem Bett.
»James ist nicht das, was er zu sein vorgibt.«
»Ein unauffälliger, freundlicher Bursche mit einem etwas aufdringlichen Haustier? Wer ist er dann?«
»Arni befasst sich gerade damit. Wir sind noch nicht vollständig sicher.«
Ich zog mir den Krankenhausstuhl heran, stellte ihn vor das Bett und setzte mich. »Sprich weiter.«
»Es ist keine schöne Geschichte, Felix«, sagte sie unglücklich. »Es ist mir sehr peinlich, wie das alles gelaufen ist.«
»Ist schon in Ordnung. Aber ich hatte gar nicht vor, nach Carmel zu fahren.«
»Erinnerst du dich, dass ich heute früh eine Besprechung mit Arni und Pak – das sind meine Mitdoktoranden – und Professor Max hatte? Wir haben einen neuen Kandidaten als Primärauslöser.« Sie sah mich erwartungsvoll an, als müsste ich verstehen, was sie damit meinte. Dann sprang sie so heftig auf, dass die Pralinenschachtel vom Bett fiel und ihr Inhalt über den Boden kullerte. »Es ist folgendermaßen – jeder glaubt, dass Professor Singh am
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